Borussias Gegner im Porträt Zwei Duelle voller Historie und eine unangenehme Premiere

Mönchengladbach · Gladbach trifft in der Champions League auf Real Madrid, Schachtar Donezk und Inter Mailand – da werden viele Erinnerungen wach. Was ist drin in dieser Gruppe? Wir stellen die Gegner vor.

 Borussia Mönchengladbach schrieb 1971 mit dem 7:1 gegen Inter Mailand und dem Büchsenwurf Fußball-Geschichte.

Borussia Mönchengladbach schrieb 1971 mit dem 7:1 gegen Inter Mailand und dem Büchsenwurf Fußball-Geschichte.

Foto: Horstmüller

Gruppenfavorit Real – ein tolles Los

Real Madrid – die „Königlichen“, die „Galaktischen“, Champions-League-Rekordsieger – ist absolute Königsklasse, mehr geht nicht. Ein tolles Los für die Borussen und zudem eines mit großer historischer Dimension. Jeder Gladbach-Fan kennt den niederländischen Schiedsrichter Leonardus van der Kroft, der 1976 zwei Gladbacher Tore aberkannte und damit für das Aus der Borussen im Landesmeister-Wettbwerb sorgte. Die Geschichte ist ein Teil des Mythos vom schönen Scheitern, in einer Reihe mit dem Büchsenwurf.

Und dann war da 1985 dieser wunderbare 5:1-Sieg gegen Real im Düsseldorfer Rheinstadion, das wohl herrlichste Spiel der 80er Jahre, vielleicht sogar nah dran an am 7:1 gegen Inter von 1971. Auch hier endete es tragisch: Borussia ging im Bernabéu 0:4 unter und schied aus. Es ist gibt also offene Rechnungen mit dem spanischen Giganten, und zumindest hat die Geschichte schon gezeigt, dass Borussia Real auch weh tun kann.

 Seit dem Weggang von Cristiano Ronaldo ist Sergio Ramos das große Gesicht von Real Madrid: erfolgsverwöhnt und noch immer -hungrig.

Seit dem Weggang von Cristiano Ronaldo ist Sergio Ramos das große Gesicht von Real Madrid: erfolgsverwöhnt und noch immer -hungrig.

Foto: imago/MIS/Bernd Feil/M.i.S.

Juventus Turin war schon zu Gast im Borussia-Park, dann der FC Barcelona – und nun kommt mit Real ein dritter ganz Großer des europäischen Fußballs. Zinedine Zidane ist der Trainer, einer der größten Fußballer aller Zeiten. Und dann sein Kader, der einen Wert von fast 900 Millionen Euro hat. Angeführt wird das Ensemble vom knallharten Sergio Ramos, dem großen Vorbild von Borussias Verteidiger Nico Elvedi. Dann sind da Marcelo, Casemiro, Luca Modric, Toni Kroos, Eden Hazard, Karim Benzema, das hat Klang.

Seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo 2019 fehlt vielleicht der ganz große Glanz früherer Jahre. Zumal einige der Helden schon in den 30ern sind. Aber: Real steht für Teamwork auf höchstem Niveau. Und: Wie Marco Rose in Gladbach hat Zidane ein Team, das sich im Vergleich zur Vorsaison kaum verändert hat. Das bedeutet, dass viel, viel Erfahrung im Team ist, gerade in der Champions League. Diese abgezockte Mannschaft wird kleinste Fehler brutal bestrafen, so viel ist klar. Real ist der klare Guppenfavorit.

Unangenehm ist Donezk immer

Noch keine deutsche Mannschaft dürfte ausgelassen gejubelt haben über das Los Schachtar Donezk. Und gefühlt bekommt es jede Saison ein Bundesligist mit dem ukrainischen Serienmeister zu tun. 2018/19 waren es die TSG Hoffenheim in der Champions League und Eintracht Frankfurt in der Europa League, erst Anfang August scheiterte der VfL Wolfsburg an Donezk.

Damals ging es für die „Wölfe“ nach Kiew, obwohl Schachtar zuvor meist in Charkow spielte, in früheren Jahren in Lwiw. Nur in der heimischen Donbass-Arena hat Donezk lange keine Gegner mehr empfangen, der Konflikt in der Ostukraine verleiht Schachtars Auftritten eine dauerhafte politische Komponente. Die „Heimatlosen“ sind trotzdem viermal in Folge Meister geworden, haben in neun von elf Jahren den Titel geholt. Längst hat Donezk das große Dynamo Kiew als Primus des Landes abgelöst.

Warum macht Schachtar so vielen Gegnern das Leben schwer? Elf Brasilianer stehen im Kader, dazu neben Ukrainern nur noch ein Israeli und ein Georgier. Ohne zu sehr in Stereotype zu verfallen: Diese Mischung resoluten Kämpfern und feinen Technikern ist unangenehm und schwer auszurechnen.

Trotzdem zeigt der Blick auf die Kader auch, dass Borussias doppelt so teuer ist: Bei Donezk haben nur die Brasilianer Tetê, Ismaily und Dodô einen Marktwert von mindestens zehn Millionen Euro. Borussia hat inzwischen fünf Spieler, die 30 Millionen und mehr wert sind. Daraus lässt sich der Anspruch ableiten, Donezk hinter sich zu lassen, auch wenn Schachtar aus Topf 2 kommt. Das Ziel lautet, in Europa zu überwintern. Mit vier Punkten wie 2016/17 gegen Celtic Glasgow sollte das drin sein.

Donezk wird vom Portugiesen Luís Castro trainiert, der auffiel, als er vor zwei Jahren Vitória Guimarães in den Europapokal führte. Dort hinterließ er auch im ersten Jahr mit Schachtar Eindruck. Erst im Halbfinale war in der Europa League Endstation gegen Inter Mailand. Beide Klubs sehen sich nun wieder in Gladbachs Gruppe.

Inter: Büchsenwurf und Lukaku

Wer in Gladbach „Inter Mailand“ sagt, der sagt: „Büchsenwurf“. Das, was am 20. Oktober 1971 passierte, dieses unfassbare 7:1 der Borussen gegen Inter, gehört zur Allgemeinbildung am Niederrhein. „Seitdem ich in Gladbach bin, umschwirren uns der Name Boninsegna und diese Geschichte, die sich damals ereignet hat“, gestand dann auch Manager Max Eberl. Wegen einer Blechdose, die den italienischen Stürmer touchierte, wurde das Spektakel der Gladbacher annulliert. Zwar gab es 1978/79 die Revanche, als die Borussen Inter auf dem Weg zum zweiten Uefa-Cup-Sieg ausschalteten, doch das Büchsenwurf-Trauma bleibt.

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Foto: dpa/Salvatore Di Nolfi

Dass es einen italienischen Gegner gibt in dieser Champions-League-Runde, war fast logisch. Denn es gibt kein Land, aus dem es mehr Kontrahenten gab als aus Italien. Zum zehnten Mal ist das der Fall. Gegen Inter ist die Bilanz (exklusive des 7:1) ausgeglichen: Einen Sieg gab es, zwei Remis und eine Niederlage.

Inter ist eindeutig das stärkste Team aus dem dritten Topf. In der vergangenen Saison kam die Mannschaft von Trainer Antonio Conte bis ins Europa-League-Finale, wo es durch den Doppelpack des Ex-Gladbacher Luuk de Jong besiegt wurde. Der Niederländer könnte also ein guter Ratgeber sein, wenn es darum geht, wie die Mailänder zu bezwingen sind. Dass diese ein höchst unangehmer Gegner sind und in Romelu Lukaku einen der besten Stürmer Europas beschäftigen, ist festzuhalten. Der 85-Millionen-Euro-Mann ist der größte Star im 700 Millionen Euro teuren Kader.

Drei alte Bekannte aus der Bundesliga spielen für Inter: der frühere Bayern-Star Arturo Vidal und der Ex-Dortmunder Achraf Hakimi, der im März von Dortmunds 2:1-Siegtor im Borussia-Park schaffte. Auch Ivan Perisic, der von den Bayern zu Inter zurückgekehrt ist, traf in der vergangenen Saison in Gladbach, doch das nutzte seinem Team nichts, da Borussia das Spiel noch drehte. Inter ist der erste Kandidat auf Rang zwei. Und eine kaum kleinere Herausforderung für Gladbach als Real Madrid.

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