City gegen Chelsea Der Borussia-Faktor im englischen Champions-League-Endspiel

Mönchengladbach · Zu den Champions-League-Finalisten Manchester City und FC Chelsea hat Borussia auf verschiedenen Ebenen eine besondere Beziehung. Manager Max Eberl spielt dabei eine Rolle, aber auch die Europapokal-Historie.

 2019 war Andreas Christensen mit dem FC Chelsea noch mal zu Gast im Borussia-Park.

2019 war Andreas Christensen mit dem FC Chelsea noch mal zu Gast im Borussia-Park.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Dass Max Eberls bevorzugte Version seines Traumfinales in der Champions League „Borussia Mönchengladbach gegen wen auch immer“ heißt, darf man annehmen. Jedoch ist der Realismus des Gladbacher Sportdirektors bekannt, der eine solche Vision von vornherein einordnet im Regal „Da müsste schon viel, viel, viel, viel Gutes zusammenkommen“. Das war im Achtelfinale, dem ersten im Königsklassen-Format, in dem eine Gladbacher Mannschaft dabei war, nicht der Fall. Weswegen Borussia dort an Manchester City, dem Eine-Millarde-Euro-Team von Trainer Pep Guardiola, scheiterte mit zweimal 0:2.

Immerhin können die Borussen inzwischen sagen: „Wir sind gegen einen Finalisten ausgeschieden.“ Denn City hat im Halbfinale die Hürde Paris Saint-Germain genommen. Und wenn es nach den Quoten für das Finale geht, in dem der Premier-League-Konkurrent FC Chelsea die „Skyblues“ herausfordert, dann wäre es am Ende auch so, dass Gladbach gegen den späteren Sieger der Königsklasse ausgeschieden ist. Chelsea setzte sich gegen Real Madrid durch, an der Seite der Königlichen zog Borussia in die Runde der besten 16 Teams Europas ein.

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„Eigentlich dachte ich, Real kommt ins Finale. Dann hätten wir sagen können: Zwei Teams, gegen die wir gespielt haben, sind im Endspiel. Das wäre noch besser“, gab Eberl zu. „Es ist jetzt aber ein Finale, das ich mir als Fußball-Fan gerne anschaue. Es sind zwei Mannschaften, die verdient im Finale stehen. City ist vielleicht gerade die beste Mannschaft in Europa, Chelsea hat unter Thomas Tuchel einen unglaublichen Turnaround geschafft“, sagte er.

Im englischen Finale auf Europas höchster Ebene findet sich auch durchaus der eine oder andere Borussia-Faktor, zu beiden Klubs hat Borussia auf verschiedenen Ebenen eine besondere Beziehung. Bei City ist es die gemeinsame Geschichte. 1979 setzte sich Gladbach auf dem Weg zum zweiten Uefa-Cup-Sieg im Viertelfinale gegen Manchester durch. Die Citizens sind zudem Gladbachs ständiger Begleiter in den Europapokal-Jahren der Neuzeit. Dreimal spielte Gladbach in der Champions League, dreimal war Manchester der Gegner. Man kennt sich also.

Und das Gedankengut von City-Trainer Guardiola ist auf gewisse Weise eine Basis des modernen Borussia-Spiels, war Ex-Trainer Lucien Favre doch beseelt vom Fußball von Johan Cruyff und des FC Barcelona, den Guardiola zu seiner Zeit dort noch mal neu definierte. Der Slogan „Borussia Barcelona“ meinte 2012 eben Parallelen zu dem Tiki-Taka-Stil, mit dem Guardiolas Barca 2009 und 2011 die Champions League gewann.

Für Guardiola ist Gladbach zudem ein Gegner, der ihm auch schon öfter schwer gefallen ist. Mit City gewann er zwar drei von vier Spielen, doch bei den Bayern blieb er in vier von sechs Spielen sieglos, zwei verlor er, zwei endeten unentschieden. Insgesamt hat Gladbach 50 Prozent der Spiele gegen Guardiola nicht verloren, das können nicht viele Klubs von sich behaupten.

Zum FC Chelsea, 2019 Europa-League-Sieger, sind die Verbindungen der Borussen persönlicher. Vize-Präsident Rainer Bonhof war von 2006 bis 2008 Scout beim Londoner Klub. Und 2003 machte eine Leihgabe des FC Chelsea die Gladbach-Fans binnen einem halben Jahr so froh, dass sie sogar eine Spendenaktion ausriefen, um Mikael Forssell in Gladbach zu halten, nachdem er als Retter aktiv gewesen war in jener Saison.

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Eberl hat in den vergangenen Jahren einige Geschäftsbeziehungen zu den Londonern gepflegt. Er holte Thorgan Hazard von Chelsea nach Gladbach, erst auf Leihbasis, dann kaufte er den Belgier. Andreas Christensen wurde in seinen beiden Leihjahren in Gladbach vom Talent zum gestandenen Profi. Eberls Kontakt in die Richtung ist nie ganz abgebrochen, dass der Däne (aktueller Marktwert: 28 Millionen Euro) irgendwann noch mal wieder Borusse wird, ist nicht komplett auszuschließen. Viele Fans würden es sich wünschen. Seit Tuchel Trainer ist, spielt Christensen bei Chelsea wieder regelmäßig, vermutlich wird er auch im Finale zur Startelf gehören. Das dürfte dem Underdog Chelsea niederrheinische Sympathien einbringen nach dem Motto „einmal Borusse, immer Borusse“.

Zwei Gladbacher haben zu Tuchel eine besondere Beziehung. Kostenpflichtiger Inhalt Matthias Ginter gehörte 2017 bei Borussia Dortmund zu Tuchels Pokalsieger-Team. Auch Jonas Hofmann arbeitete beim BVB mit dem Chelsea-Trainer zusammen. Der Offensivmann hat offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Chelsea soll Interesse haben, Hofmann im Sommer nach London zu transferieren. Hofmann hat die Gerüchte nicht wirklich beiseite gewischt, will, das sagte er im Interview mit unserer Redaktion, im Sommer in Ruhe entscheiden was seine Zukunft angeht.

Auch aus Fußball-taktischer Sicht ist Eberl sehr gespannt auf das Finale. „Da treffen zwei Freunde aufeinander mit Thomas Tuchel und Pep Guardiola, die Salzstreuer verschieben und sich Systeme hin und her zeigen - mal sehen, wer den anderen überraschen kann“, sagte Eberl und erinnerte damit an eine Anekdote aus München. „Und wenn es dann Manchester City wäre und wir könnten sagen: Wir sind gegen den Champions-Sieger ausgeschieden, dann wäre das ein kleiner Trost. Aber wir sind eben ausgeschieden, deswegen wäre der Trost sehr gering.“

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