Fehlerfestival gegen Gladbach Bayer stellt sich selbst ein Bein

Leverkusen · Drei Tage nach dem verpassten Finaleinzug in der Europa League sieht gegen Mönchengladbach alles nach Frustbewältigung aus. Doch dann patzt die Werkself doppelt und es steht am Ende 2:2.

 Kerem Demirbay, Bayer Leverkusens Torschütze zum 2:0 gegen Mönchengladbach, liegt auf dem Rasen der BayArena.

Kerem Demirbay, Bayer Leverkusens Torschütze zum 2:0 gegen Mönchengladbach, liegt auf dem Rasen der BayArena.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Als Simon Rolfes unmittelbar nach dem Remis gegen Mönchengladbach das Wort ergriff, schwang eine Mischung aus Frust und Zorn mit. Zwar blieb Bayers Sportgeschäftsführer in gewohnter Manier ruhig und wählte seine Worte mit Bedacht, doch an Kritik sparte er nicht. „Wir haben Gladbach wieder ins Spiel geholt mit zwei klaren Fehlern“, monierte der 41-Jährige mit grimmigem Blick. „Am Ende haben wir in vielen Situationen nicht seriös genug gespielt.“ Bayer habe zwar in einigen Phasen der Partie das Geschehen kontrolliert, aber sich zu viele Ballverluste erlaubt und sich zu oft im Klein-Klein verloren.

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Bayer 04 - Gladbach: die Werkself nach Noten

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Der Spielverlauf ist schnell erzählt und erklärt auch in der Kürze den Zorn von Rolfes. Denn Bayer kam sehr gut in die Partie und lag durch die Treffer von Amine Adli (15.) und Kerem Demirbay (20.) früh mit 2:0 in Front. Doch dann schlich sich nach und nach der Schlendrian ins Spiel der Werkself. Kurz vor der Halbzeit vergaben Adli und Diaby per Nachschuss aufs freie Tor eine große bis gigantische Chance auf das 3:0. Nach dem Seitenwechsel brannte Gladbach keineswegs ein Feuerwerk ab und bot biedere Fußballkost, doch Leverkusen war in Geberlaune.

Erst war es ein schlechter Rückpass von Mitchel Bakker auf Keeper Lukas Hradecky, der den Anschluss durch Jonas Hofmann einleitete (58.). Nadiem Amiris fataler Aussetzer machte den Tiefschlag dann perfekt. Kurz vor dem Abpfiff wollte der 26-Jährige ebenfalls den Schlussmann anspielen, übersah dabei aber Marcus Thuram, der den Ball abfing und schnell auf Lars Stindl weiterleitete – 2:2 (90.). Dass kurz danach Piero Hincapie nach einem brutalen Tritt gegen Julian Weigl noch die Rote Karte sah, machte den gebrauchten Abend für Leverkusen komplett. Die Ausrede, dass Bayers Profis nach dem 0:0 gegen die AS Rom und dem Aus im Halbfinale der Europa League müde gewesen seien, wollte Rolfes nicht gelten lassen.„Seriösität hat nichts mit Kraft zu tun. Du kannst nicht in der 89. Minute beim Stand vom 2:1 auf drei Metern am eigenen Sechzehner versuchen, dich raus zu kombinieren“, betonte er. „Das hat nichts mit Kraft zu tun, sondern mit dem Kopf. Wir haben es Gladbach zu leicht gemacht und um das 2:2 gebettelt. Für viele Spieler gibt es aus diesem Spiel viel zu lernen.“

Eine bittere Lehre ist, dass Bayer am letzten Spieltag in Bochum einen Sieg braucht, um Platz sechs gegen Wolfsburg sicher zu behaupten, das seinerseits gegen Absteiger Hertha BSC antritt. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso kann es aus eigener Kraft schaffen, den Europapokalplatz zu erreichen, hat aber eine hervorragende Ausgangslage für das Fernduell mit den Niedersachsen leichtsinnig verspielt. „Wir müssen davon ausgehen, dass Wolfsburg zuhause gegen Hertha gewinnt und dass wir in Bochum gewinnen müssen. Ganz einfach“, betonte Rolfes.

Ganz so einfach ist es aber mit Blick auf die Personallage dann doch nicht. Hincapie erwartet eine längere Sperre, Demirbay sah die fünfte Gelbe Karte gegen Gladbach. Dazu sind Robert Andrich, Odilon Kossounou, Karim Bellarabi und Patrik Schick verletzungsbedingt kein Thema. Also wird es das in den vergangenen Wochen ohnehin überspielt wirkende Personal um Moussa Diaby, Jeremie Frimpong und Florian Wirtz im Ruhrgebiet richten müssen. „Wir wollten auf einen internationalen Platz. Das sind wir jetzt und das ist das Positive an dem Spieltag: Wir haben es selbst in der Hand“, sagte Rolfes. „Die Sperren sind natürlich nicht gut, keine Frage. Piero war in den vergangenen Wochen ein guter Spieler. Das war ein klares Foul und die Karte ist vertretbar. Jetzt müssen eben andere Spieler rein und zu 100 Prozent körperlich und mental bereit sein.“

Das ist freilich leichter gesagt als getan. Amiri jedenfalls hat sich für seinen Bock via Instagram entschuldigt. „Es tut mir unglaublich leid für diesen Blackout, ich habe ihn nicht gesehen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir“, schrieb er mit einem Bild, auf dem er sich das Trikot über den Kopf zieht – und bedankte sich für die vielen positiven Nachrichten.

Die könnte Bayer am Samstag freilich auch gebrauchen.

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