Euro-Aus für Bayer 04 Gut, dass sich Alonso das Jammern verkneift

Meinung | Leverkusen · Fans, Spieler und Verantwortliche von Bayer Leverkusen ließen ihrem Frust nach dem verlorenen Halbfinale gegen die AS Rom freien Lauf. Einzig Trainer Xabi Alonso schlug einen anderen Weg ein – und der hatte Stil, findet unser Autor.

Bayers Trainer Xabi Alonso bedankt sich nach dem Halbfinal-Aus in der Europa League gegen die AS Rom bei den Fans der Leverkusener.

Bayers Trainer Xabi Alonso bedankt sich nach dem Halbfinal-Aus in der Europa League gegen die AS Rom bei den Fans der Leverkusener.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Wenn es einen Titel dafür gäbe, möglichst wenig Fußball in einem Fußballspiel zuzulassen, die AS Rom hätte ihn sicher. Im Halbfinal-Rückspiel der Europa League in Leverkusen brachte es das Team von Star-Trainer José Mourinho zustande, die Nettospielzeit durch viel Theatralik und Verzögerungstaktiken auf ein derartiges Minimum zu reduzieren, dass selbst der neutrale Zuschauer vor dem TV genervt war. Letztlich ging der Mauer-Plan der Italiener nach dem knappen 1:0 im Hinspiel aber auf: Durch das torlose Remis im Rheinland geht es für die Römer nach dem Gewinn der Conference League im Vorjahr auch in diesem Jahr wieder um einen internationalen Titel.

Bayer 04 - AS Rom: die Werkself in Noten
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Die Spieler des Werksklubs haderten indes mit der Art und Weise, wie die Römer zu ihrem Final-Ticket kamen. „Dass so eine Spielweise am Ende belohnt wird, ist bitter für den Fußball“, sagte etwa Bayers Mittelfeldmann Kerem Demirbay. Bei Simon Rolfes richtete sich der Frust zudem auch an den slowenischen Unparteiischen. „Der Schiri hat sich verarschen lassen. Alle paar Sekunden lag jemand auf dem Boden. Jeder Fan, der hier war, wünscht jetzt Sevilla fürs Finale alles Gute“, sagte der Sportgeschäftsführer.

So sehr man als Fan und Fußballliebhaber die Spielweise und Zeitschinderei der Römer auch verachten mag – zur Wahrheit gehört auch, dass es Leverkusen in zwei Partien gegen den Tabellensechsten der Serie A nicht geschafft hat, ein Tor zu erzielen. Der Wille war da, doch im Spiel nach vorne fehlte in dieser Phase der Saison und mit dem zur Verfügung stehenden Personal schlicht der letzte Punch. Sich nach einer Niederlage über Schiedsrichter, Gegner, Gott und die Welt zu echauffieren, ist aus den Emotionen heraus absolut nachvollziehbar. Dass es aber auch anders geht, zeigte der Trainer der Leverkusener.

Xabi Alonso verarbeitete das bittere Euro-Aus auf seine Weise. Der Spanier wolle „nicht weinen“, gratulierte der AS Rom zum Finaleinzug und wünschte ihr und seinem ehemaligen Trainer aus gemeinsamen Zeiten bei Real Madrid viel Erfolg für das Endspiel am 31. Mai in Budapest. Mit diesen Aussagen war Alonso einmal mehr vielen Kollegen einen Schritt voraus. Denn Klasse und Stil zeigten an diesem Abend in der BayArena wahrlich nicht alle Beteiligten. Und es hat eben immer einen Nebengeschmack, wenn der Unterlegene die Spielweise des Siegers anprangert.

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