Dreierpack in Bremen Plea verkörpert Gladbachs Aufschwung

Bremen · Beim 3:1 in Bremen schoss der Franzose Alassane Plea alle drei Tore. Insgesamt hat er nach elf Bundesligaspielen acht Tore erzielt. Und er hat keine Ausstiegsklausel, wie Sportdirektor Max Eberl nun verriet.

 Alassane Plea bejubelt einen seiner drei Treffer gegen Bremen.

Alassane Plea bejubelt einen seiner drei Treffer gegen Bremen.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Als Alassane Plea seinen Arbeitstag im Bremer Weserstadion beendete, sangen die Fans von Borussia Mönchengladbach seinen Namen. Sein Arbeitgeber überschlug sich derweil angesichts seines ersten Bundesliga-Dreierpacks beim 3:1-Sieg an der Weser in Superlativen: „Der Mann ist der Wahnsinn“ und „Magnifique“, twitterte Borussia. Dass die Fans derlei Elogen in ihren Bewertungen kaum nachstanden, ist nicht verwunderlich. Plea steht für den sportlichen Aufschwung am Niederrhein, der die Gladbacher derzeit zur Nummer zwei im deutschen Fußball macht – vor dem FC Bayern.

Zwölf Pflichtspiele hat Plea gemacht und elf Tore erzielt, mit seinen acht Liga-Treffern steht er in der Torjägerliste ganz vorn. Elf Scorerpunkte hat er eingesammelt, ebenso viele wie sein Teamkollege Thorgan Hazard, der ihm in Bremen das 2:0 auflegte mit einer interessanten Ecken-Variante. „Unser Manager Max Eberl hat Alassane geholt, um Tore zu machen. Die macht er“, sagte Hazard, der selbst sieben Tore gemacht hat. Plea macht nicht nur viele, sondern auch wichtige Tore: Viermal traf er zum 1:0.

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Borussia Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke gab beim Sky-Talk mit Jörg Wontorra zu, dass sich auch der BVB mit Plea befasst hat, den Dortmunds Trainer Lucien Favre aus Nizza kennt. „Wir haben uns aber anders entschieden“, sagte Watzke. Plea selbst hatte sich aber früh festgelegt auf Gladbach. „Gladbach ist der perfekte Klub für mich“, sagte Plea in Bremen. Eberl ist bei Plea ein doppelter Coup gelungen: Er hat einen tollen Stürmer und vertraglich das Heft komplett in der Hand: „Er hat keine Ausstiegsklausel“, verriet Eberl am Sonntag im Sport1-Doppelpass. Im Falle eines Falles kann Borussia nahezu jeden Preis aufrufen.

„Es war eine hervorragende Arbeit der Scouting-Abteilung um Steffen Korell“, hatte Eberl am Samstag in Bremen gesagt. Seit er 18 Jahre alt ist wurde Plea beobachtet. Der Stürmer war zwischenzeitlich schwer verletzt, kam bei OGC Nizza dann wieder in Fahrt unter der Anleitung von Gladbachs Ex-Trainer Lucien Favre. Der Transfer schien lange nicht realisierbar, weil Nizza utopische Summer aufrief. Doch Gladbach blieb dran, man wurde sich doch noch einig. Borussia hat den teuersten Transfer der Klubgeschichte (25 Millionen Euro) mit dem Verkauf des dänischen Verteidigers Jannik Vestergaard an den Premiere-League-Klub Southampton finanziert.

Es ist für beide Seiten eine profitable Situation. Schon jetzt ist der Wert des Stürmers deutlich gestiegen. Mit jedem Tor wird er wertvoller, sportlich und monetär. Plea hofft, sich über starke Leistungen in der Bundesliga für Frankreichs Nationalteam interessant machen zu können. „Ich muss arbeiten, ich hoffe, eines Tages nominiert zu werden. Es liegt an mir“, sagte er. Bislang ist er noch nicht im Team des amtierenden Weltmeisters. In Gladbach sind seine Qualitäten ausdrücklich gefragt.

„Alle Leute sehen heute seine drei Tore, aber man muss auch sehen, wie er sich reinwirft und die Bälle festmacht. Wir wussten, dass wir einen guten Spieler aus Nizza bekommen, aber dass er so einschlägt, freut uns alle. Wir sind froh, dass wir so einen super Fußballer und angenehmen Menschen in unserer Mannschaft haben. Er ist sehr demütig und zurückhaltend, aber immer da, wenn man ihn braucht. Das macht uns auch als Mannschaft so ein bisschen aus“, sagte Kapitän Lars Stindl.

„Alassane gibt uns etwas, was wir so nicht hatten“, sagte Trainer Dieter Hecking. Er hat Borussia umformatiert in ein 4-3-3-System, und dieses braucht insbesondere einen Mann wie Plea um zu funktionieren. Plea ist ein Mittelstürmer im eigentlichen Sinn, hat aber auch „andere Facetten“, wie Eberl sagt. Er kann Gladbachs Kombinationsspiel mitmachen, Bälle vorn fixieren und verteilen, zudem arbeitet er seriös nach hinten. Seine verblüffendste Fähigkeit: Tore aus dem Nichts. In Bremen gab es so eines, vor seinem ersten Torschuss war er kaum zu sehen. Dann traf er. Diese Explosivität ist sinnbildlich für den Gladbacher Grundansatz.

Den hat Hecking im Sinne der Gladbach-Historie für diese Saison als neuen Weg festgelegt. Gladbach galt in den großen 70er Jahren als Torfabrik – und die aktuelle Mannschaft ist auch als solche unterwegs. 26 Tore in elf Spielen gab es, das sind 2,4 im Schnitt, daheim gibt es sogar 2,8 Treffer pro Spiel. Kurios: Plea, der Vorarbeiter der neuen Torfabrik, hat im Borussia-Park erst einmal getroffen, die sieben anderen Einschüsse gab es in der Fremde.

Dass er seit dem Bayern-Spiel auf der linken Seite und nicht mehr im Zentrum des Dreierangriffs arbeitet, stört ihn nicht. So kann Hecking ein Gros seiner torgefährlichsten Spielern vereinen, wie in Bremen: links Plea, rechts Hazard und in der Mitte Lars Stindl, zuvor gegen Düsseldorf (3:0) spielte dort Raffael. Stindl und Raffael waren die Torjäger der vergangenen Jahre, nun haben Plea und Hazard sie abgelöst: „Es wird noch mehr kommen“, kündigte Hazard in Bremen mit Blick auf Plea an. Angesichts der bisherigen Bilanz seines Kollegen klingt das fast wie eine Drohung an den Rest der Liga.

(kk)
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