Analyse zum Erfolg in Bremen Borussia siegt im Stil einer Spitzenmannschaft

Bremen · Beim 3:1 in Bremen gab es eine Phase, in der Borussia wankte. Auch, weil sie nach dem 3:0 zu flapsig war. Warum Gladbach am Ende dennoch souverän siegte. Eine Analyse.

Feiernde Borussen nach dem 3:1 bei Werder Bremen.

Feiernde Borussen nach dem 3:1 bei Werder Bremen.

Foto: Dirk Päffgen

Dass es zu anderen Zeiten nichts geworden wäre mit einem Sieg in Bremen, ist eine Hypothese, die indes wegen der hinlänglich bekannten Psychologie des Fußballs durchaus angestellt werden darf. Wenn es nicht gut läuft bei einem Team, dann fehlt oft auch das, was Borussias Mittelfeldspieler Christoph Kramer gern als „Spielglück“ bezeichnet, eben „die Momente“, wie es Werders Trainer Florian Kohfeldt nach dem 1:3 seines Teams gegen die Gladbacher sagte. Bremen, bekannte Kohfeldt, hatte die Momente nicht. Borussia hatte sie.

Dazu gehören Tore, die aus dem Nichts und/oder zumindest zur rechten Zeit fallen, wie das 1:0 in Bremen. Dazu gehört, starke Phasen konsequent in Zählbares umzusetzen wie beim 2:0 und beim 3:0. Aber dazu gehört auch, eine Schwächephase einigermaßen unbeschadet zu überstehen, wie es nach dem Anschlusstor der Bremer war: Max Kruse verfehlte das Borussen-Tor knapp, Claudio Pizarro traf die Querlatte und Yann Sommer wehrte den Schuss von Theodor Gebre Selassie ab.

Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Borussia wankte in diesen Minuten, ein zweites Gegentor hätte den schönen Sieg in Bremen vielleicht nachhaltig gefährdet. Doch das Tor fiel eben nicht. Und so stabilisierten sich die Borussen und bekamen das Geschehen wieder in den Griff. „Aus der Phase können wir eine Menge lernen“, sagte Sportdirektor Max Eberl zu Recht.

In die Analyse muss indes auch die Phase zwischen dem 3:0 und dem 3:1 einfließen. Denn da zeigten die Borussen ein Verhalten, das Trainer Dieter Hecking schon aufgefallen war: Zu groß waren die Euphorie und der Spieltrieb in jenen Minuten, als dass die Ernsthaftigkeit, das eigene Tor zu verteidigen, noch zu 100 Prozent da war. So kam Werder überhaupt erst wieder zurück ins Spiel. Hätte Borussia mit der konzentrierten Coolness wie in den ersten Minuten nach der Pause weitergemacht, es wäre vielleicht ein Bremer Debakel geworden. Was daraus zu lernen ist: Jedes fehlende Prozent wird unter Umständen hart bestraft. Eigentlich sollten die Borussen nur zu genau wissen, dass es so ist.

Sich dann aber wieder zu stabilisieren, das spricht für den aktuellen mentalen Gesamtzustand des Teams: der ist offenbar sehr stabil. Schon das 3:0 gegen Düsseldorf nach den Niederlagen in Freiburg und gegen Leverkusen (Pokal) zeigte, dass Borussias Mannschaft auf Rückschläge richtig reagieren kann, und im Kleinen war das auch in Bremen der Fall: Am langen Ende zeigten die Gladbacher die nötige Nervenstärke und brachten den zweiten Auswärtserfolg hintereinander dann doch recht sicher nach Hause. „Das war ein wichtiger Schritt“, sagte Eberl zu Recht.

Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach: die Fohlenelf in der Einzelkritik
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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Denn die Borussen fingen die eigene Flapsigkeit rechtzeitig wieder ein. Mit Glück, vor allem aber mit Verstand. Der Kopf spielt nun mal eine wichtige Rolle beim Fußball. Wie der Erfolg. Siege geben Selbstvertrauen, Selbstvertrauen gibt Sicherheit, Sicherheit gibt Stabilität – das ist der Kreislauf des Erfolgs. Und wer in einem solchen drin ist, der  gewinnt dann eben Spiele wie das in Bremen sicher. Es war, sagte Kapitän Lars Stindl, eine reife Leistung. Er hat Recht: Borussia siegte in Bremen ihrem Tabellenstand entsprechend: im Stil einer Spitzenmannschaft.

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