Rückkehr beim Vorbereitungsstart Wie Hannes Wolf mit seiner Situation in Gladbach umgeht

Mönchengladbach · Der Österreicher Hannes Wolf hat seine Schulterverletzung auskuriert, nun ist er heiß auf den Trainingsstart – doch wie es für den Offensivmann bei Borussia weitergeht, ist unklar. Was er selbst zu seiner Situation sagt.

Borussia Mönchengladbach: Hannes Wolf im Porträt
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Das ist Hannes Wolf

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Foto: Dirk Päffgen

Hannes Wolf ist zurück im Borussia-Park. Er war einige Tage im Urlaub auf den Malediven, Sonne und Energie tanken für den Rest der Saison, der am 22. Januar mit dem Heimspiel (17.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen beginnt. Wolf will dann im Kader sein, bestenfalls mehr. Vor allem aber hat er den 13. Dezember im Auge, den Tag, an dem die WM-Pause für ihn und die anderen Borussen endet und die Vorbereitung startet. „Meiner Schulter geht es wieder sehr gut und ich werde zum Trainingsstart mit der Mannschaft trainieren“, teilte Wolf unserer Redaktion mit.

Es ist der nächste Neuanfang für den 23-Jährigen in Gladbach. Im Sommer war er nach seiner Leihe zu Swansea City voller Elan, doch nur 51 Minuten Spielzeit kamen bislang in dieser Saison zusammen. Er war nur Kurzarbeiter bei Daniel Farke. Und als die Chancen vielleicht größer gewesen wären, fiel er verletzt aus.

Beim 3:0-Heimsieg gegen RB Leipzig kam Wolf ins Spiel, vier Minuten später stürzte er unglücklich auf die Schulter und musste sofort wieder raus. Die ebenso kompliziert klingende wie bittere Diagnose: Labrumabriss im Schultergelenk, Operation. Das Fußballjahr endete für den Österreicher bereits Mitte September. Nach dem Knöchelbruch, den er sich 2019 bei Österreichs U21-Nationalteam zugezogen hatte und der ihn im Grunde den Job bei RB Leipzig kostete, weil er dort nie richtig ankam, war es die nächste größere Verletzung. Nun ist sie ausgestanden.

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Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Wolf wollte sich eigentlich in den 17 Pflichtspielen bis zur WM-Pause empfehlen. Für mehr Spielzeit in Gladbach oder für einen eventuellen Wechsel in der Winter-Transferperiode. Stattdessen war Reha angesagt. Die ganze Geschichte passt zu seiner Zeit in Gladbach. Es kommt einfach nicht zusammen bisher. Durch die Verletzung von Florian Neuhaus, der sich eine Woche vor dem Leipzig-Spiel in Freiburg am Knie verletzt hatte, gab es Bedarf im offensiven Mittelfeld, Wolf wäre eine Option gewesen.

„Hannes war immer einer der ersten Spieler, die eingewechselt wurden, wenn er zur Verfügung stand, er ist ein wichtiger Spieler für uns“, sagte Farke zwischenzeitlich. Die Wichtigkeit ist indes an den Spielminuten nicht abzulesen. Aber Wolf ist jetzt wieder da und bereit. „Ich gehe den Rest der Saison mit 100 Prozent an und haue mich rein“, kündigt er an.

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Foto: dpa/Marius Becker

Es ist erst zweieinhalb Jahre her, als Wolf kam, zunächst auf Leihbasis, dann wurde er fest verpflichtet. Er kam in einer anderen Zeitzone nach Gladbach. Borussia war in die Champions League eingezogen, Marco Rose, unter dem Wolf bei RB Salzburg ganz stark war, war der Trainer und ließ Borussia RB-hafter spielen. Den RB-Stil hat Wolf mit der fußballerischen Muttermilch aufgesogen. Dennoch lief die Saison an ihm vorbei. Wie die nächste bis zum Wechsel nach Wales, und auch die aktuelle Spielzeit. Wolf kam als Top-Talent mit 21, doch die elf Millionen Euro, die Borussia an RB Leipzig überwies, schweben wie ein Schatten über ihm.

19 Spiele bleiben, um das zu ändern. Für Borussia stellt sich angesichts des 2024 auslaufenden Vertrags jedoch die Frage: Verlängern oder wenn möglich nach dieser Saison verkaufen? Argumente gibt es für beide Seiten. Wolf bringt Aspekte ein, die so im Kader nicht vorhanden sind, gerade wenn es um das in Farkes Ballbesitzfußball wichtige Thema Pressing/Gegenpressing geht. Wolf ist mit 23 immer noch jung und könnte, wenn Farke an ihn glaubt, ein Teil des Umbruchs sein, je nachdem, ob Farke eine Systemalternative wie das 4-3-3 andenkt, auch mal in einer tieferen Position als Achter. Die Frage ist: Wie viel Jonas-Hofmann-Potenzial hat Wolf? Schließlich brauchte auch Borussias WM-Fahrer mehrere Saisons, um richtig anzukommen in Gladbach.

Aber ist Ballbesitzfußball wirklich Wolfs Welt? Macht es Sinn, das Ganze fortzusetzen? Steht Wolf zu sehr für den Rose-Stil, der es nun nicht mehr sein soll in Gladbach? Sieht er bei Farke wirklich eine Zukunft für sich in Gladbach? Diejenigen, die 2019 und 2020 geholt wurden für die RB-isierung, werden im Sommer fast alle wieder weg sein: Breel Embolo ist es schon, Valentino Lazaro auch. Ramy Bensenabini und Marcus Thuram gehen spätestens im Sommer, auch bei Stefan Lainer könnte eine Veränderung anstehen.

Hannes Wolf spielte zuletzt am 17. September gegen RB Leipzig.

Hannes Wolf spielte zuletzt am 17. September gegen RB Leipzig.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Lainer und Wolf sind Kumpel, möglich, dass die Episode am Niederrhein für beide bald vorbei ist nach der Saison im nächsten Sommer. Wolf wird sich auch fragen, welche Perspektive er wirklich hat in Gladbach. Er muss seine Karriere wieder richtig ans Laufen bringen nach drei problematischen Jahren. Den Blick voraus vermeidet Wolf aber bewusst für den Moment. „Ich beschäftige mich generell lieber mit der Gegenwart“, erklärt er. wie er mit seiner Situation umgeht. Denn er hat gelernt, dass er nur die beeinflussen kann. Und das will er tun, um sich aufzustellen für die Zukunft.

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