Liga-Stimmen zum WM-Aus „Wir Mittelstürmer haben eine ganz andere Gier vor dem Tor“

Düsseldorf · Nach dem Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar melden sich auch Protagonisten aus dem Bundesligafußball zu Wort. Im Fokus steht die Ausbildung von „echten Neunern“, die Zukunft von Hansi Flick sowie falsche Schuldzuweisungen.

Mittelstürmer Niclas Füllkrug (r.) schießt den Ball auf das Tor von Torwart Keylor Navas von Costa Rica.  
  Foto: Federico Gambarini/dpa

Mittelstürmer Niclas Füllkrug (r.) schießt den Ball auf das Tor von Torwart Keylor Navas von Costa Rica. Foto: Federico Gambarini/dpa

Foto: dpa/Federico Gambarini

Nach dem erneuten Debakel bei der Weltmeisterschaft diskutieren Experten und Fans über die Zukunft des Fußballs in Deutschland. Kann Hansi Flick trotz der enttäuschenden Leistung in Katar Bundestrainer bleiben? Kann er das Team für die Heim-WM 2024 wieder zu einer Spitzenmannschaft formen? Was muss sich in der Ausbildung, in der Liga und bei den Vereinen ändern?

Schon vor dem Spiel gegen Costa Rica war die mangelhafte Abwehrarbeit der deutschen Spieler ein Thema. Auch die Diskussion, ob es mehr Mittelstürmer braucht, wird geführt. Daniel Ginczek, Mittelstürmer bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf, hält einen reinen Neuner im Team zum Beispiel für wichtig: „Die Entwicklung ging im vergangenen Jahrzehnt ja sehr in Richtung Spanien und Tiki-Taka. Das wollten natürlich viele Mannschaften imitieren. Aber das ist nicht so einfach. Man braucht schon einen Neuner. Die haben einfach ganz andere Qualitäten im Abschluss. Leroy Sané oder Serge Gnabry wurden nie an Toren gemessen. Wir Mittelstürmer haben eine ganz andere Gier vor dem Tor. Und das wird auch immer so bleiben“, sagte er nach dem deutschen WM-Aus zu der Debatte.

Andere Vertreter von Profivereinen sehen insgesamt Nachholbedarf. „Die Frage nach der Zukunft des Bundestrainers finde ich trotz des WM-Ausscheidens absolut deplatziert. Hansi Flick macht einen guten Job. Wir haben in 30 von 270 WM-Minuten nicht aufgepasst – da haben wir vergessen, dass das A und O im Fußball nicht das schöne Spiel ist, sondern, dass es darum geht, Zweikämpfe zu gewinnen. Und das muss wieder in die Köpfe rein, im Nationalteam wie in den Vereinen“, sagt Rainer Bonhof, Weltmeister von 1974 und Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach.

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Es gehe um Details. „Wir müssen jetzt nicht den ganzen Fußball umkrempeln. Wir haben im DFB, in den Klubs und ihren Akademien die Instrumente, die es braucht, gute Spieler zu finden und zu entwickeln, unter anderem die neue DFB-Akademie. Aber da sind auch die Spieler gefordert, zu liefern, wenn es darauf ankommt“, sagt Bonhof weiter.

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Für Oliver Glasner kam das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft nicht überraschend. Für den Erfolgstrainer von Bundesligist Eintracht Frankfurt lag der Grund dafür bereits im ersten Spiel, sagte der Österreicher am Freitag dem Sender Hit Radio FFH. „Das Ausscheiden ist in Wahrheit mit dem ersten Spiel gegen Japan schon fast passiert. Gestern war es ein Spiel wie schon das ein oder andere von Deutschland, offensiv wahnsinnig viele Chancen erspielt, aber trotzdem immer anfällig für Gegentore“, sagte Glasner.

Xabi Alonso, Trainer von Bayer 04 Leverkusen und Spanier, bedauert das Ausscheiden des deutschen Teams, findet aber, dass man den Fehler bei sich suchen muss: „Die Deutschen sind selbst für ihre Situation verantwortlich und sollten die Schuld nicht bei anderen suchen. Sie sind reif genug. Das weiß nicht nur die Mannschaft, sondern das wissen alle in Deutschland.“

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