Achterbahn der Emotionen Bayer stolpert in Bochum nach Europa

Bochum · Das Ziel, auch kommende Saison international zu spielen, hat die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen erreicht. Das 0:3 zum Abschluss beim VfL Bochum hat aber auch gezeigt: Ein Umbruch im Sommer ist unvermeidbar.

 Leverkusens Angreifer Amine Adli schleicht nach seiner frühen Roten Karte wegen einer Tätlichkeit in Bochum vom Platz.

Leverkusens Angreifer Amine Adli schleicht nach seiner frühen Roten Karte wegen einer Tätlichkeit in Bochum vom Platz.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Als sich die Nachricht der Wolfsburger Niederlage gegen Absteiger Hertha BSC unter den Fans, Spielern und Verantwortlichen des Werksklubs Bahn brach, machte sich Erleichterung breit. Bayer 04 beendet die Saison dank der Schützenholfe aus Berlin trotz einer eigenen 0:3 (0:2)-Niederlage bei Fast-Absteiger VfL Bochum auf dem sechsten Platz und spielt auch kommende Saison international: in der Europa League, wenn Leipzig das Pokalfinale gewinnt, in den Play-offs zur Conference League, wenn Frankfurt das Endspiel am Samstag (20 Uhr) für sich entscheidet. „Wenn ich an das Spiel hier in Bochum denke, bin ich wütend, wenn ich die ganze Saison betrachte, dann bin ich zufrieden“, sagte Bayers Trainer Xabi Alonso. „Am Ende haben wir unser Ziel erreicht: Wir spielen in Europa.“

VfL Bochum – Bayer Leverkusen: die Werkself nach Noten
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VfL Bochum – Bayer 04: die Werkself nach Noten

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Selbst tat die Werkself in der abschließenden Partie im Ruhrgebiet jedoch wenig dafür, um dieses zu erreichen. Amine Adlis frühe Rote Karte wegen Nachtretens (8.) brachte die ohnehin schon personell gebeutelten Leverkusener zusätzlich in Not. Der 23-jährige Franzose entschuldigte sich zwar noch am selben Tag öffentlich bei allen Leverkusenern, doch der Schaden war angerichtet. In Unterzahl bekam Bayer mit Ausnahme von rund 20 ordentlichen Minuten nach dem Wiederanpfiff kein Bein mehr auf den Boden, kassierte durch Philipp Förster (19.), Takuma Asano (34.) und Kevin Stöger (86.) die entscheidenden Treffer. Selbst hatte die Werkself nur eine wirklich gute Gelegenheit – beim Pfostenschuss von Jeremie Frimpong (62.).

„Das war kein gutes Spiel von uns“, resümierte auch Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. Den Sprung vom 17. Tabellenplatz bei Alonsos Amtsübernahme auf Rang sechs in der Endabrechnung inklusive des Erreichens des Halbfinals in der Europa League bezeichnete Rolfes in seiner Analyse als „großartige Leistung“ der Werkself. Dass es jedoch nach einer Saison mit einem Erstrunden-Aus im Pokal und nur fünf Punkten aus den ersten acht Bundesliga-Partien sowie der verpassten K.o.-Phase in der Champions League kein „Weiter so“ geben kann, ist auch ihm bewusst. „Wir freuen uns jetzt über Platz sechs und brauchen uns dafür bei niemandem entschuldigen. Aber wir müssen natürlich aus einigen Situationen lernen.“

Es wird also den angekündigten Umbruch unter dem Bayer-Kreuz geben. Bis zu elf Spieler könnten den Klub verlassen, unter anderem auch Moussa Diaby. Der französische Nationalspieler schloss die Saison zwar wie im Vorjahr als Topscorer der Werkself ab und sammelte 14 Tore und elf Vorlagen in allen Wettbewerben. Doch zeigte der 23-Jährige auch, dass er – wenn es kritisch wird – nicht immer zu 100 Prozent bei der Sache ist. In der verkorksten Anfangsphase der Saison blieb er die ersten acht Spiele torlos. Und auch in den letzten sieben Bundesliga-Partien gelang ihm kein weiterer Treffer mehr.

Die schwache Ausbeute im Mai mit nur noch zwei Punkten aus vier Ligaspielen sowie dem verlorenen Halbfinale gegen die AS Rom allein an Diaby festzumachen, wäre aber natürlich nicht korrekt. Wie er blieben einige weitere Profis hinter den Erwartungen, Sperren und Verletzungen taten ihr Übriges. Letztlich erwies sich der Kader als zu dünn, um das alles aufzufangen. So endete die Spielzeit, wie sie begann: mit vielen Enttäuschungen – aber auch dem Lichtblick der geschafften Qualifikation für den Europapokal.

 Rund 3000 Fans der Leverkusener begleiteten das Bayer-Team zum abschließenden Spiel nach Bochum ins Ruhrstadion.

Rund 3000 Fans der Leverkusener begleiteten das Bayer-Team zum abschließenden Spiel nach Bochum ins Ruhrstadion.

Foto: dpa/Fabian Strauch
 Moussa Diaby gelang am 34. Spieltag in Bochum wenig, zudem ließ er Takuma Asano vor dessen 2:0 entwischen.

Moussa Diaby gelang am 34. Spieltag in Bochum wenig, zudem ließ er Takuma Asano vor dessen 2:0 entwischen.

Foto: Bayer 04

Alonso, der im Juli in seine erste Sommervorbereitung mit der Werkself geht, betonte: „Als ich kam, war die Situation sehr schlecht. Jetzt haben wir es noch nach Europa geschafft. Es ist wichtig, dass wir die Fehler, die wir in dieser Saison gemacht haben, nicht wiederholen und uns weiterentwickeln.“

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