Werkself gibt Rätsel auf Bayer-Profis sehen Negativlauf als Chance

Leverkusen · Nach dem 0:2 gegen Wolfsburg macht sich bei Spielern und Fans des Werksklubs Ernüchterung breit. Die Bayer-Profis und deren Coach werten die aktuelle Krise aber auch als Gelegenheit, gestärkt aus ihr hervorzugehen.

 Bayers Innenverteidiger Jonathan Tah ist vor Wolfsburgs Dodi Lukebakio (l.) am Ball.

Bayers Innenverteidiger Jonathan Tah ist vor Wolfsburgs Dodi Lukebakio (l.) am Ball.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Mitte Oktober war die Welt unter dem Bayer-Kreuz noch in Ordnung. Das Team von Coach Gerardo Seoane ging als punktgleicher Tabellenzweiter in das Spitzenspiel mit München, hatte acht von zehn Pflichtspielen gewonnen und war noch im DFB-Pokal vertreten. Doch zwei Wochen sind im Fußballgeschäft eine halbe Ewigkeit. Fünf sieglose Partien später ist von der Euphorie, die die Mannschaft durch den gelungenen Saisonstart selbst entfacht hat, kaum noch etwas zu spüren. Vielmehr werden die Zweifel an der Leistungsstärke des Kaders immer größer. Spieler und Trainer vermieden es nach dem jüngsten 0:2 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg, von einer Krise zu sprechen.

Jonathan Tah, der wie die gesamte Bayer-Defensive bei den Gegentoren durch Lukas Nmecha (48.) und Maximilian Arnold (51.) keine gute Figur abgab, betonte nach dem Schlusspfiff: „Wir sind alle frustriert, auch die Fans. Aber wir müssen jetzt zusammenhalten in dieser Phase. Das ist das einzige, was uns bleibt.“ Die 1:5-Pleite gegen die Bayern sieht der 25-Jährige indes nicht als Auslöser des aktuellen Negativlaufs. Auch Quervergleiche zur Vorsaison, wo es ebenfalls nach einer Heimniederlage gegen München bergab ging, lehnt der Innenverteidiger ab. „Aktuell bin ich einfach frustriert, weil wir die Tore kassieren“, betonte Tah. Ein Einstellungsproblem habe die Werkself nicht. „Und trotzdem muss jeder versuchen, noch ein paar Prozentpunkte mehr aus sich herauszuholen, damit wir aus dieser Phase herauskommen.“

Auch Mittelfeldspieler Robert Andrich ärgerte sich über die vertane Chance gegen die Niedersachsen. Eine Verunsicherung in der Mannschaft verspüre der 27-Jährige aber nicht. Gleichwohl betonte er, dass die Wolfsburger Treffer so nie hätten fallen dürfen. „Sonst brauchen wir uns auch keine Ziele setzen, weil diese so nicht zu erreichen sind.“ Den vom 1. FC Union Berlin im Sommer ins Rheinland gewechselten Profi wurmte vor allem, dass sich die Werkself nach dem Wiederanpfiff binnen weniger Minuten hat überrumpeln lassen. „Die erste Halbzeit war ausgeglichen, ein klassisches 0:0-Spiel“, betonte Andrich. „Dann kassieren wir sehr ärgerlich das 0:1 und bekommen viel zu schnell das zweite. Wir haben es dann über außen und im Eins-gegen-eins versucht, aber uns hat die Durchschlagskraft gefehlt.“

Aus den Erfahrungen in diesen schwierigen Wochen werde das junge Bayer-Team aber lernen, ist sich der junge Vater – seine Tochter kam am Freitag zur Welt – sicher: „Man spricht immer davon, wie viel Potenzial wir haben. Solche Situationen sind vor allem für unsere jungen Spieler aber auch wichtig. Sie müssen versuchen, ihren Mann zu stehen und nicht den Schwanz einzuziehen.“

Vor dem Rückspiel in der Europa League am Donnerstag (21 Uhr) in der BayArena gegen Betis Sevilla ist nun auch Coach Seoane gefordert, sein Team wieder auf Kurs zu bringen. „Es gibt im Moment gewisse Widerstände“, beschrieb der Schweizer die Situation. Wie seine Spieler vermied aber auch der bekennende Optimist, von einer Krise zu sprechen. Es sei „keine einfache Phase“ für die Werkself, sagte der 43-Jährige, „aber das wird sie stärken, wenn sie da durchkommt.“

Doch ob nun handfeste Krise oder schwierige Phase – fest steht: Sollte Bayer seine Form nicht schnell wiederfinden, droht ein ungemütlicher Herbst.

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