Spitzenreiter der 2. Hockey-Bundesliga Wieso der Aufstieg des GHTC zum richtigen Zeitpunkt käme

Hockey · Der Gladbacher HTC hat den Aufstieg in die 1. Hockey-Bundesliga zum Start der Rückrunde in der eigenen Hand. Den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse gab der GHTC in den vergangenen Spielzeiten allerdings schon häufiger aus der Hand. Wieso der Zeitpunkt zum Aufstieg jetzt optimal ist.

 Der südafrikanische Nationalspieler Mustaphaa Cassiem (r.) wechselt im Sommer in die Niederlande. Verabschiedet er sich beim Gladbacher HTC mit dem Aufstieg?

Der südafrikanische Nationalspieler Mustaphaa Cassiem (r.) wechselt im Sommer in die Niederlande. Verabschiedet er sich beim Gladbacher HTC mit dem Aufstieg?

Foto: Susanne Breithaupt

Der Gladbacher HTC hat inzwischen eine Historie an knapp verpassten Aufstiegen: Platz drei in der Hockey-Hallensaison 2021/22, Platz zwei in derselben Spielzeit auf dem Feld und zuletzt in der Hallensaison 2022/23 ebenfalls nur Platz zwei. Für die nun anstehende Rückrunde der Feldsaison 2022/23 mischt der GHTC erneut um den Aufstieg mit: Die Mannschaft von Trainer Jan Klatt liegt mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Klappt dieses Mal der letzte Schritt in die 1. Bundesliga? Zuletzt spielte der Gladbacher HTC vor neun Jahren auf dem Feld in der höchsten deutschen Spielklasse.

Das Thema der vergebenen Aufstiegschancen sei vor dem Rückrundenstart durchaus in der Mannschaft besprochen worden, sagt GHTC-Trainer Jan Klatt. „Die vergangene Hallensaison hat uns schon deutlich geärgert, mich und die Mannschaft. Wenn wir es jetzt wieder verpassen, wäre das schon unglücklich und enttäuschend. Es wäre schön, wenn es klappt“, so der Trainer. Denn irgendwann hat man den Stempel weg: Oft versucht, aber nie geklappt. In der vergangenen Hallensaison musste der GHTC am letzten Doppelspieltag-Wochenende Blau-Weiß Köln beim Aufstieg den Vortritt lassen.

Der Spielplan will es nun so, dass ausgerechnet BW Köln am Samstag der erste Gegner in der Feldrückrunde ist. „Das ist natürlich ein interessanter Auftakt und eine offene Rechnung für uns. In der Halle waren sie stärker, nun wollen wir zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Es ist eine spannende Konstellation im ersten Spiel“, sagt Klatt.

Anders als in der Halle gehört BW Köln auf dem Feld nicht mehr zum engeren Favoritenkreis, da aktuell mit zehn Punkten nur auf Rang sechs. Stattdessen zählen DSD Düsseldorf (19 Punkte), Schwarz-Weiß Köln (19 Punkte) und der Großflottbeker THGC (18 Punkte) zu den ärgsten Verfolgern des GHTC an der Tabellenspitze. Selbst Schwarz-Weiß Neuss mit aktuell 14 Zählern und acht Punkten Rückstand auf Gladbach sieht Klatt noch als Aufstiegskandidaten. „Die ersten vier Mannschaften sind nahe beisammen, Neuss kann aber eine Serie starten“, sagt er.

Für den GHTC geht es um den Aufstieg in die Bundesliga.

Für den GHTC geht es um den Aufstieg in die Bundesliga.

Foto: Susanne Breithaupt

Die Neusser Mannschaft ist derweil der Grund, weshalb Klatt mit gemischten Gefühlen auf die Hinrunde zurückblickt. Denn im letzten Spiel vor der Winterpause musste sein Team in quasi letzter Sekunde gegen Neuss noch den 1:1-Ausgleich hinnehmen, zugleich der Verlust von zwei wichtigen Punkten in der Tabelle. „Das ist ein bisschen der einzige Makel an einer an sich sehr ordentlich Hinserie. Die beiden fehlenden Punkte tun beim Blick auf die Tabelle aber weh“, sagt Klatt. Die einzige Niederlage kassierte der GHTC bislang beim 2:4 in Düsseldorf.

Für Klatt ist es daher entscheidend, gut aus dem Startblock für die Rückrunde zu kommen: „Wir wollen ordentlich starten, die ersten vier Spiele sind relativ wichtig. Da wollen wir optimalerweise zwölf Punkte holen und dann auf die Tabelle schauen, denn dann steht das Spiel gegen DSD an.“ Das Wort „Aufstieg“ vermeidet Klatt in fast schon gewohnter Weise. Dennoch ist klar, dass es in den verbleibenden neun Saisonspielen nur darum gehen kann.

Das Trainerduo beim GHTC Nils Helbig (M.) und Jan Klatt (r.).

Das Trainerduo beim GHTC Nils Helbig (M.) und Jan Klatt (r.).

Foto: Susanne Breithaupt

Zumal der Gladbacher HTC zum letzten Mal auf die Ausnahmekünste des südafrikanischen Bruderpaares Dayaan und Mustapha Cassiem zurückgreifen kann. Beide schließen sich nach der Halbserie im Sommer dem niederländischen Erstligisten Haagsche Delftsche Mixed (HDM) in Den Haag an. 2018 wechselte Dayaan Cassiem nach Gladbach, 2021 folgte sein Bruder. „Beide hätten jederzeit woanders spielen können, waren und sind sehr gefragt. Sportlich ist der Schritt nachzuvollziehen“, sagt Klatt. Mit zwölf Treffern führt Dayaan Cassiem erneut die Torschützenliste an, schon in der vergangenen Saison hatte er sich mit 27 Treffern die Torschützenkrone der zweiten Liga gesichert. Bruder Mustapha Cassiem wurde zuletzt bei der Hockey-Hallen-Weltmeisterschaft als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet.

Es überrascht daher nicht, wenn Klatt sagt, beide wären zu „Höherem berufen“ als in der zweiten Liga zu spielen. Aktuell befindet sich der zukünftige Verein der Cassiem-Brüder allerdings selbst im Abstiegskampf der niederländischen ersten Liga, steht nach fünf Pleiten in Serie nur auf dem Relegationsplatz. „Wir wollen nun nutzen, dass sie noch da sind. Beide werden sich keine Blöße geben, sind motiviert und haben immer gesagt, dass sie mit uns in die Bundesliga aufsteigen wollen“, sagt Klatt. Nun haben sie die letzte Chance dazu.

Als optimalen Zeitpunkt schätzt Frank Steimel die Gelegenheit zum Aufstieg in diesem Sommer ein. Denn der Vorsitzende des Gladbacher HTC blickt aus zwei Perspektiven auf diese Chance: aus Sicht der Mannschaft und des gesamten Vereins. „Zunächst einmal wünsche ich dem Team den Aufstieg. Es wäre Belohnung für die harte und gute Arbeit in den vergangenen Jahren, wenn es in dieser Saison gelingen sollte“, sagt Steimel, der darüber hinaus aber auch weiß, wie lukrativ eine Teilnahme des Hockeyteams an der 1. Bundesliga wäre.

„Hockey ist leider weiterhin ein Sport, der um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Da hilft es unserem Verein natürlich, wenn wir in der 1. Liga spielen würden. Denn so werden wir mehr wahrgenommen und für neue Spieler interessant – im Senioren- aber auch im Jugendbereich“, erklärt Steimel. Denn gerade Kinder und Jugendliche wolle man beim GHTC für den Hockeysport begeistern.

Die in Deutschland insgesamt geringe Aufmerksamkeit für den Hockeysport sei aus Steimels Sicht auch zu Beginn des Jahres wieder deutlich geworden: „Die deutsche Herren-Nationalmannschaft wird Weltmeister und in der Öffentlichkeit wird es kaum wahrgenommen – das ist schade“, sagt er und hofft, dass die Heim-Europameisterschaft der Damen und Herren, die im August in Mönchengladbach stattfindet, daran etwas ändern kann.

Auch das hat der GHTC-Vorsitzende im Hinterkopf, wenn er über einen potenziellen Aufstieg in die 1. Bundesliga am Ende dieser Saison denkt. „Unser Aufstieg, die Europameisterschaft im Hockeypark – in diesem Zuge richten wir bei uns auf der Anlage auch das Special-Hockey-Turnier während der EM aus. Da käme viel zusammen. Deshalb wäre der Erfolg im Sommer ein super Zeitpunkt“, sagt Frank Steimel.

Mit einem Blick auf das Personal schätzt Coach Jan Klatt den Kader für die Rückrunde insgesamt besser ein als in der Hinrunde. Denn mit Tobias Braun, der auf Weltreise war, und Felix Krause, zuletzt in Neuseeland, kehren ebenso wie Melrick Maddocks aus Südafrika mehrere Leistungsträger zum Team zurück. Nur Nic White gehört nicht mehr zum Kader. Aus der Jugend sind Jimmy Schiefer, Fiete Boermans, Mathis Krauss und Julius Clauss aus dem Jahrgang 2006 erstmals spielberechtigt im Seniorenbereich. Auch sie könnten in den neun Rückrundenspielen helfen, den Aufstieg in die 1. Bundesliga einzutüten. Damit in der jüngeren Vergangenheit des Vereins nicht eine weitere, vergebene Chance hinzukommt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort