4:3-Sieg im Topspiel Alario, Bailey und Baumgartlinger lassen Bayer jubeln

Leverkusen · Bayer Leverkusens Lucas Alario trifft in der Bundesliga wohl nur noch zweifach: Im Topspiel gegen Borussia Mönchengladbach schnürt der Argentinier seinen dritten Doppelpack in Folge. Leon Bailey und Julian Baumgartlinger machen den Sieg der Werkself perfekt.

Lucas Alario (Nr. 13) lässt sich nach seinem Traumtor zum 1:1-Zwischenstand gegen Mönchengladbach von seinen Teamkollegen feiern.

Lucas Alario (Nr. 13) lässt sich nach seinem Traumtor zum 1:1-Zwischenstand gegen Mönchengladbach von seinen Teamkollegen feiern.

Foto: AP/Martin Meissner

In den vergangenen Jahren hat sich zwischen Bayer 04 und der Borussia vom Niederrhein eine richtig schöne Dauerfehde entwickelt. 2019 hatte die Werkself im Rennen um Platz vier die Nase vorn, 2020 waren es die Gladbacher, die sich knapp durchsetzten und in die Champions League einzogen. Beide Klubs haben den Anspruch, zu den besten im deutschen Fußball zu gehören. Doch nach dem FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig kann es im Kampf um die Königsklasse auch diese Saison wohl nur einen der beiden geben. Insofern haben die direkten Duelle auch abseits der rheinischen Folklore einen besonderen Reiz. So auch dieses Mal: Leverkusen setzt sich in einem spektakulären Bundesligaspiel mit 4:3 (2:2) durch.

Die im Vergleich zum Europa-League-Sieg bei Hapoel Be´er Sheva auf fünf Positionen veränderte Elf der Leverkusener bestimmte die Anfangsphase. Leon Bailey tauchte nach ein paar schnell gespielten Stationen vergleichsweise frei im Strafraum der Gäste auf, schoss aber rechts am Tor von Yann Sommer vorbei (2.). Auch danach blieb Bayer am Drücker und kombinierte gefällig. Über den hellwach wirkenden Bailey, der sich rechts im Strafraum gegen zwei Borussen durchsetzte und auf Lucas Alario ablegte, kam die Werkself zur nächsten guten Gelegenheit, doch der Abschluss des Argentiniers wurde vom Ex-Leverkusener Christoph Kramer geblockt (12.).

Eigentlich schien alles nach Plan zu laufen für Trainer Peter Bosz und seine Mannschaft, doch dann leistete sich Julian Baumgartlinger einen Fehler im Spielaufbau, den das Team von Marco Rose zu nutzen wusste. Über Jonas Hofmann und Edmond Tapsoba, der die Hereingebe noch abfälschte, landete der Ball bei Breel Embolo. Beim Versuch, die Chance in etwas Zählbares zu verwandeln, wurde der Schweizer vom ihm sich breitbeinig entgegenwefenden Schlussmann Lukas Hradecky am Fuß getroffen – Elfmeter. Lars Stindl verwandelte mittig, Hradecky flog in die linke Ecke (18.).

Unterkriegen ließ sich die Werkself von dem Rückschlag aber nicht, denn nur knappe zehn Minuten später stand es 1:1. Und das kam so: Tapsoba zeigte nach einer starken Balleroberung am eigenen Sechzehner einen seiner inzwischen berüchtigten Pässe in der Spielauslösung auf Moussa Diaby, der seinen Turbo anwarf, den Ball bis kurz vor den Strafraum vorantrieb und genau im richtigen Moment nach links auf Alario ablegte. Der 28-Jährige schüttelte anschließend einen Schuss aus dem Fußgelenk, wie er schöner kaum sein könnte. Im hohen Bogen segelte der Ball über Sommer hinweg ins rechte obere Eck (27.).

Bayer 04 Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach: die Werkself in der Einzelkritik
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Bayer 04 - Borussia: die Werkself in der Einzelkritik

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Dass es sich nicht nur dem Namen nach um ein Topspiel handelte, war dann spätesten nach der nächsten entscheidenden Szene klar. Stindl profitierte dabei von einem direkten Duell zwischen Marcus Thuram und Florian Wirtz in Strafraumnähe. Frei vor dem Tor hatte der Kapitän der Gladbacher wenig Mühe mit dem 1:2 aus Leverkusener Sicht (30.). Spannender war die Entstehung der Situation. Wegen des akuten Verdachts auf Abseits wurde die Szene per Videobeweis geprüft. Nach mehreren Zeitlupen folgte die für Bayer bittere Erkenntnis: Wirtz war vorab zuletzt am Ball und bereitete unfreiwillig den Rückstand vor.

Der Champions-League-Teilnehmer hatte nun Oberwasser – auch, weil die Leverkusener Konterabsicherung versagte. Erst zwang Embolo Hradecky zu einer Parade, dann setzte Rami Bensebaini den Nachschuss mit Karacho an den Querbalken (34.). Wenig später strich zudem ein Versuch von Thuram knapp am linken Pfosten vorbei (39.). Aber weil die Werkself einen Stürmer mit Vorliebe für Doppelpacks in ihren Reihen hat, konnte wenig später Lucas Alario nach einer wunderbaren Flanke von Wirtz zum 2:2 einköpfen, nachdem er sich gegen Nico Elvedi und dem zu spät herauseilenden Sommer durchsetzte. (40.).

So ging es mit einem Remis in die Kabinen – und nach der bislang torreichsten Halbzeit der Saison mit viel Vorfreude auf die zweiten 45 Minuten. Zurecht, wie sich zeigen sollte. Bailey verpasste aus knapp 19 Metern knapp (52.), Hradecky klärte einen Steilpass 50 Meter vor dem eigenen Tor und hatte danach Glück, dass Stefan Lainer anschließend mit seinem gewagten Heber Richtung leeres Tor deutlich daneben zielte (59.). Auch die nächste Gladbacher Doppelchance fand nicht den Weg ins Netz. Erst parierte Hradecky auf der Linie überragend gegen Stindl, dann flog Hannes Wolfs Nachschuss klar drüber (67.).

Nur eine Minute später war der überragende Bailey zur Stelle, der nach perfektem Laufweg und einem klugen Pass von Diaby den Ball aus dem denkbar spitzesten Winkel unter Sommer hindurch zum 3:2 über die Linie grätschte (68.). Julian Baumgartlinger machte nach einigen weiteren Chancen der Gastgeber mit einem Linksschuss zum 4:2 den Deckel drauf (82.). Daran änderte auch Valentino Lazaros Traumtor zum 4:3 nichts mehr (90.+4).

Weiter geht es für Bayer nach der Länderspielpause in Bielefeld – mit dem guten Gefühl im Hinterkopf, Platz vier gegen den direktesten aller Konkurrenten behauptet zu haben.

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