Konkurrenzkampf im Sturm Drei Szenarien für Patrik Schicks Rückkehr

Leverkusen · Patrik Schick arbeitet an seiner Genesung. Konkurrent Lucas Alario glänzt mit Topleistungen. Hat Bayer bald ein Luxusproblem im Angriff?

  Patrik Schick (r.) jubelt Anfang Oktober nach seinem ersten Bundesligator für Bayer 04 in Stuttgart. Wenige Minuten später zog er sich einen Faserriss zu.

Patrik Schick (r.) jubelt Anfang Oktober nach seinem ersten Bundesligator für Bayer 04 in Stuttgart. Wenige Minuten später zog er sich einen Faserriss zu.

Foto: dpa/Tom Weller

Nadiem Amiri war nach dem 4:2 in Freiburg begeistert – von seinem Traumtor zum 3:1, der Moral im Team nach dem frühen Rückstand und dem Saisonverlauf in der Liga. Angesprochen auf Lucas Alario geriet der 24-Jährige aber richtig ins Schwärmen: „Das ist pure Qualität. Es gibt nur dieses eine Wort dafür“, ordnete er den Auftritt des Stürmers ein, der in Freiburg seinen zweiten Doppelpack innerhalb einer Woche schnürte. Schon beim 3:1 gegen Augsburg traf er zweifach. Dennoch ist ungewiss, was passiert, wenn Patrik Schick wieder fit ist. Ein Überblick.

Szenario 1 Am Montag beginnt die letzte Länderspielpause des Jahres. Spätestens danach ist Schick wohl wieder voll einsatzfähig und womöglich auch ein Kandidat für die Startelf. Anfang Oktober zog sich der Tscheche einen Faserriss zu und trainiert seit gut einer Woche für seine Rückkehr. Ob er noch vor der Unterbrechung sein Comeback feiert, ist offen. Der 24-Jährige ist schneller sowie spielerisch versierter als Alario und passt etwas besser zur Spielidee von Trainer Peter Bosz. Denkbar, dass Alario das Nachsehen hat, wenn sein Konkurrent wieder bei 100 Prozent ist.

Das wäre keine neue Situation für den Nationalspieler, der seit Sommer 2017 bei Bayer spielt und jahrelang den nach Monaco abgewanderten Stammspieler Kevin Volland vor der Nase hatte. Das schürte die Unzufriedenheit des 28-Jährigen, der nach außen immer betont, dass er die Entscheidung des Trainers akzeptiere und nur das Team zähle. Doch seine Berater lancierten mehrfach Alarios Wechselwünsche. Sollte er erneut trotz starker Leistungen die Nummer zwei im Sturm sein, leitet das wohl endgültig seinen Abschied aus Leverkusen ein – zumal er auch Ambitionen in der argentinischen Nationalmannschaft hat. Der Vertrag läuft bis 2022.


Szenario 2 Schick ist fit, aber Alario spielt – das scheint nicht nur angesichts der 26,5 Millionen Euro, die Bayer 04 für den designierten Nachfolger von Volland an die AS Rom überwiesen hat, auf Dauer unwahrscheinlich. Der Königstransfer kann eigentlich nicht auf der Bank versauern, zumal es für Stürmer wichtig ist, ihren Rhythmus zu finden. Doch sein argentinischer Konkurrent liefert derzeit viele gute Argumente für sich. Sein Torinstinkt und seine Stärke mit Fuß sowie Kopf im Strafraum sind die offensichtlichen, aber Alario hat seine Fähigkeiten erweitert. Er arbeitet mehr nach hinten, gewinnt viele defensive Luftduelle und macht Bälle in der gegnerischen Hälfte fest. Auch das ist eine wichtige Qualität.

Während Schicks Abwesenheit scheint sich die Offensive der Werkself mehr und mehr zu finden – mit dem 28-Jährigen als Speerspitze. Ihn dort nahtlos zu ersetzen, wird eine Herausforderung für Schick, dessen Anspruch freilich ebenfalls nicht die Ersatzbank ist. Sollte er den Vorzug erhalten, wird sich der Tscheche vor allem an seiner Trefferquote messen lassen müssen. Das erhöht den ohnehin großen Druck zusätzlich.

Szenario 3 Die dritte Variante ist die unrealistischste: Bosz stellt beide auf. Schick ist zwar wie Alario ein Mittelstürmer, kann aber auch als Rechtsaußen oder hängende Spitze spielen – zumindest hat er das vereinzelt in Rom und Leipzig getan. Bei seiner Vorstellung sagte er, dass er sich zudem die Rolle des Zehners zutraue. Dafür müsste Bosz aber tiefgreifende Umbauten mit ungewissem Ausgang in Bayers Offensive vornehmen. Die Hoffnung einiger Fans, Alario und Schick bald Seite an Seite für Bayer auf Torejagd gehen zu sehen, bleibt daher wohl unerfüllt.

Realistischer ist, dass wegen des engen Spielplans beide auf ihre Einsatzzeiten kommen und sich die Stürmerhierarchie nach und nach herauskristallisiert. Sportlich wäre das wohl die beste Alternative, denn Konkurrenzkampf kann auch beflügelnd wirken. Dazu passt Amiris Einlassung zum anstehenden Topspiel am Sonntag gegen Mönchengladbach (18 Uhr): „Egal, wer die Tore schießt – Hauptsache, wir gewinnen.“ Vorher geht es am Donnerstag in der Europa League aber zum israelischen Pokalsieger Be´er Sheva (18.55 Uhr). Auch hier ist für Amiri die Zielsetzung glasklar: „Wir müssen dieses Spiel gewinnen.“

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