Xantenerin feiert 100. Geburtstag Die 100-Jährige mit der „vorlauten Schnüss“

Xanten · Fast ihr gesamtes Leben verbrachte Luise Pekel in Alpen, mit fast 99 zog sie ins Evangelische Altenzentrum nach Xanten. Dort feierte sie am Montag ihren 100. Geburtstag. Das gelang noch niemandem in der Familie, sagte sie.

 Luise Pekel ist am Montag 100 Jahre alt geworden. In Xanten sind außer ihr nur drei Menschen genauso alt oder mit 101 oder 102 Jahren etwas älter, wie die Stadt mitteilte. Die Kerzen auf dem Kuchen pustete sie mit einem Mal aus, unterstützt von Beate Anhuf-Mölders, Leitung Sozialer Dienst am Evangelischen Altenzentrum Haus am Stadtpark in Xanten 
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Luise Pekel ist am Montag 100 Jahre alt geworden. In Xanten sind außer ihr nur drei Menschen genauso alt oder mit 101 oder 102 Jahren etwas älter, wie die Stadt mitteilte. Die Kerzen auf dem Kuchen pustete sie mit einem Mal aus, unterstützt von Beate Anhuf-Mölders, Leitung Sozialer Dienst am Evangelischen Altenzentrum Haus am Stadtpark in Xanten RP-Foto: arfi

Foto: Armin Fischer (arfi)

Es kann ein Nachteil sein, kurz vor Weihnachten Geburtstag zu haben. Früher jedenfalls machten manche Kinder diese Erfahrung. Ihr Ehrentag wurde etwas kleiner gefeiert, denn der Heilige Abend stand bald bevor: „Die Geschenke gibt es erst zu Weihnachten“ – so konnte die Begründung lauten. Daran erinnerte man sich am Montag im Haus am Stadtpark in Xanten, und Luise Pekel nickte. Sie ist am 28. November geboren worden, also keine vier Wochen vor Weihnachten.

Am Montag aber wurde ihr Ehrentag groß gefeiert, zumal es der 100. Geburtstag war: Im Evangelischen Altenzentrum, in dem Luise Pekel seit mehr als einem Jahr lebt, gab es zum Beispiel Zitronenkuchen, der nach ihrem Rezept und ihrer Anweisung gebacken worden war: Bevor am Ende die Glasur auf den fertig gebackenen Kuchen kommt, muss man mit der Gabel hineinstechen, damit sich die süße Masse gut verteilen kann. Vermutlich deshalb war der Zitronenkuchen am Montag auch so saftig geworden.

Später gab es noch besonderen Kuchen: Ihre Schwiegertochter Cordula Pekel hatte extra bei einer Bäckerei in Rheinhausen einen Frankfurter Kranz für die 100-Jährige geholt – die Buttercremetorte hatte der Mann von Luise Pekel immer zu besonderen Anlässen mitgebracht. Es ist also eine Familientradition, mit einem Frankfurter Kranz zu feiern.

Gesungen wurde auch. Und der ganze Wohnbereich gratulierte der 100-Jährigen. Genauso wie Xantens Bürgermeister Thomas Görtz, der Blumen und Pralinen mitbrachte. Darüber hinaus überreichte er ein Schreiben des NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst. Zum 100. Geburtstag gratuliert eben auch der Landesvater von Nordrhein-Westfalen, wenn auch nur schriftlich.

Als Luise Pekel geboren wurde, gab es das Bundesland noch nicht. Damals war der Erste Weltkrieg gerade einmal vier Jahr her, das Land litt unter den Folgen, außerdem war es eine noch junge, wackelige Demokratie, die sogenannte Weimarer Republik. Den Menschen standen schwierige, bald auch schreckliche Jahre bevor, trotz der Goldenen Zwanziger zwischendurch. In dieser Zeit wuchs Luise Pekel in Alpen auf.

Aus der Gemeinde waren am Montag auch Gratulanten gekommen, unter anderem Ortsvorsteherin Petra Bockstegers. Denn Luise Pekel wohnte fast ihr gesamtes Leben in Alpen. 1937 fing sie eine Lehre zur Bäckereifachverkäuferin an, arbeitete später auch in diesem Beruf. Sie heiratete, baute mit ihrem Mann ein Haus, zog mit ihm einen Sohn auf, wurde Großmutter von zwei Enkeln und Urgroßmutter von zwei Urenkeln. Mit fast 99 Jahren zog sie ins Pflegeheim. Dort hat sie sich gut eingelebt, auch neue Freundschaften geknüpft, wie berichtet wurde.

Nun ist sie 100. So alt sei noch niemand in ihrer Familie geworden, sagte Luise Pekel. Ein spezielles Rezept fürs Altwerden habe sie aber nicht. Sie habe nur immer eine „vorlaute Schnüss“ gehabt“, erzählte die 100-Jährige. „Ich bin damit immer gut gefahren.“

(wer)
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