Vorstoß für Klimaschutz IHK fordert 20-Minuten-Takt in Großstädte

Niederrhein · Burkhard Landers, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein, sieht dringenden Bedarf für einen Ausbau des ÖPNV am Niederrhein. Das Angebot des Rhein-Ruhr-Express müsse deutlich ausgeweitet werden, um Verkehr von der Straße zu holen.

  Rhein-Ruhr-Express auf den Gleisen.

Rhein-Ruhr-Express auf den Gleisen.

Foto: Kompetenzcenter Marketing NRW (KCM)

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer mahnt an, dass Klimaschutzziele nicht einseitig die regionale Wirtschaft belasten dürften. Der Staat müsse Sorge dafür tragen, dass das Angebot an Bus und Bahn am Niederrhein deutlich ausgeweitet werde, fordert der Weseler Burkhard Landers, der Präsident der Industrie- und Handelskammer mit Sitz in Duisburg ist. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hatte jüngst eine Nahverkehrsoffensive angekündigt. 700 Millionen Euro waren an Bundesmitteln für den Ausbau von Bus und Bahn nicht abgerufen worden. 140 Millionen Euro sollen nun allein für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken investiert werden.

Landers fordert parallel eine deutlich intensivere Taktung beim Zugverkehr und verlässlichere Verbindungen. „Für den Niederrhein konkret braucht es einen Ausbau des RRX: Im 20-Minuten-Takt nach Köln oder Dortmund oder Richtung Mönchengladbach – das würde tatsächlich etwas verändern. Dazu müsste man aber auch neue Gleise bauen. Es kann nicht sein, dass wir dafür 25 Jahre benötigen.“

Derzeit fahren in Wesel drei Linien in Richtung der NRW-Großstädte: der RE 5 (RRX) über Düsseldorf und Köln in Richtung Koblenz, der RE 19 von Abellio über Duisburg nach Düsseldorf und die neue Verbindung RE 49 von Abellio über Oberhausen und Essen in Richtung Wuppertal. In Gegenrichtung fährt der RE19 über Emmerich bis Arnheim, dazu gibt es die Bocholter-Linie.

Der IHK-Präsident plädiert deutlich für einen Ausbau der Betuwelinie. „Wir lassen uns zu viel Zeit dafür. Die Frachten auf ein eigenes Gleis zu stellen, wird der Königsweg sein. Wenn wir das nicht haben, dann muss sich der Verkehr die gemeinsamen Gleise teilen.“ Der Ausbau der Betuwe-Linie werde nicht für jeden Anrainer ohne Abstriche erfolgen können. „Man wird auch kompensieren müssen. Aber wir können nicht eine solche Schienenstrecke, die die gesamte Region betrifft, an einzelnen Brennpunkten scheitern lassen.“

Durch einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs sei am schnellsten etwas beim Klimaschutz zu bewegen, argumentiert Landers. „Die Leute, die heute Auto fahren, fahren nicht nur zum Spaß. Sie fahren, um mobil zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen. Sie haben keine Freude daran, eine halbe Stunde länger im Stau zu stehen. Sie würden ein vernünftiges ÖPNV-Angebot annehmen, wenn es dieses denn gäbe. Dieses Angebot ist allerdings derzeit nicht wirklich brauchbar.“ Es gebe zu viele Verspätungen und Ausfälle – auch am Niederrhein. Es brauche eine bessere Anbindung auch an ICE-Verbindungen, fordert Landers. „Eigene Gleise für eigene Linien wie den RRX, das wäre eine Lösung. Es kann auch nicht sein, dass bei jeder umfallenden Birke im Herbst gleich die Verkehrsverbindung nach Berlin für zwei Tage geschlossen wird. Wir brauchen entsprechende Sicherheitsabstände zu den Gleisen. Das machen uns andere Länder vor, wie so etwas gehen könnte.“ Verkehr sollte aus seiner Sicht möglichst von der Straße auf die Gleise gebracht werden. „Das würde mehr bedeuten als jetzt unmittelbar mit einer CO2-Abgabe Pendler zu bestrafen, weil sie an ihren Arbeitsplatz fahren müssen. Das wäre das falsche Signal. Auch unter sozialen Aspekten wurde das nicht zu Ende gedacht.“

Burkhard Landers hat es sich nach seiner Wiederwahl als IHK-Präsident zum Ziel gesetzt, noch stärker auf die Interessen der regionalen Wirtschaft beim Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen. Parallel solle der Staat bei der Bepreisung von CO2 umsichtig vorgehen. „Es bringt nichts, dass wir in Weeze Fluggäste mit einer zusätzlichen Ticketsteuer belasten, was nur dazu führt, dass die Kunden nach Maastricht fahren. Ich habe meine Zweifel, ob es sinnvoll ist, für 25 Euro nach London zu fliegen. Das ist nicht gut, das ist ein Ressourcenverbrauch, der mit diesem Preis nicht zu rechtfertigen ist. Es braucht dazu aber europäische Wege. Und wir brauchen vielleicht auch andere Angebote.“

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