Polizei im Kreis Wesel erklärt Das sind die Maschen der Trickbetrüger

Kreis Wesel · Betrüger werden immer skrupelloser. Die Polizei im Kreis Wesel erklärt, wie die gängigsten Tricks funktionieren – und wie sich jeder schützen kann.

 Betrüger suchen im Telefonverzeichnis gezielt nach älteren Menschen.

Betrüger suchen im Telefonverzeichnis gezielt nach älteren Menschen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

2468: Das ist die Gesamtzahl der Betrugsfälle, die es im Bereich der Kreispolizeibehörde Wesel im Jahr 2018 laut der offiziellen Kriminalstatistik gegeben hat. 2017 wurden 2783 Fälle registriert. Dass die Zahl leicht gesunken ist, liegt auch daran, dass die Aufklärungsarbeit der Beamten beim Bürger ankommt. „Trotzdem fallen immer noch viel zu viele, oft ältere Menschen auf die Tricks rein“, sagt Polizeisprecherin Andrea Margraf. „Betrugsfälle und Betrugsversuche werden uns tatsächlich jeden Tag aus allen 13 Städten und Gemeinden des Kreises gemeldet.“ Die Kriminalhauptkommissare Michael Kootz-Landers und Markus Köper vom Bereich Kriminalprävention und Opferschutz erklären, wie die gängigsten Maschen funktionieren – und wie sich jeder schützen kann.

Der Enkel-Trick Das Unheil kündigt sich an mit diesem einen Satz: „Rate mal, wer hier spricht“. „Wer angerufen wird und am Telefon darauf antwortet, womöglich sogar einen Namen nennt, steckt meist schon mitten drin im Schlamassel“, sagt Michael Kootz-Landers. Die Betrüger am anderen Ende der Leitung geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht, die Opfer werden zur Verschwiegenheit verpflichtet. „Das perfide beim Enkel.Trick ist, dass dabei auf die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft der meist älteren Menschen gesetzt“, sagt Andrea Margraf. „Oft gibt es eine echte Bereitschaft, einen Angehörige zu unterstützen. Und bei Schwerhörigkeit oder Krankheit ist eine fremde Stimme am Telefon womöglich nicht zu erkennen.“

Die Polizei rät: Nicht unter Druck setzen, lassen, auflegen und den angeblichen Angehörigen unter der bekannten Telefonnummer zurückrufen. Nicht die Wahlwiederholung drücken! Im Zweifel: 110 anrufen!

Der Enkel-Trick – eine Variante Mit einer dreisten, neuen Masche war im Oktober eine Diebin im Krankenhaus Bethanien Moers erfolgreich. Dort betrat eine junge Frau am helllichten Tag ein Patientenzimmer. Gegenüber der Zimmernachbarin gab sie sich als Enkelin einer Patientin aus, die gerade zu einer Untersuchung im Haus unterwegs war. Die Unbekannte erklärte, der „Großmutter“ Geld bringen zu wollen und öffnete den Schrank. Danach verschwand sie. Als die Patientin wieder auf ihrem Zimmer war und von dem vermeintlichen Verwandtenbesuch hörte, stellte sie den Verlust ihres Portemonnaies und ihres Handys fest. Dass Diebe auch vor Krankenhäusern nicht halt machen, sei bereits bekannt, sagt die Polizei. Bislang nutzten die Täter jedoch überwiegend die Gelegenheit, die Patienten während deren Abwesenheit zu bestehlen. Die Enkel-Masche sei in diesem Zusammenhang neu.

Die Polizei rät deshalb: Größere Geldbeträge, Schmuck, Scheckkarten oder andere Wertsachen nicht im Krankenhaus aufbewahren; fremde Personen in Patientenzimmern ansprechen und jeden Diebstahl der Polizei melden.
Der „Falsche Polizisten“-Trick Man könnte es so formulieren: Der „Falsche Polizisten“-Trick ist ein Resultat erfolgreicher Einbruchsprävention – irgendwie. Parallel zum erhöhten Bewusstsein für Einbruchsgefahren stieg in den vergangenen Jahren auch die Angst davor. Am Telefon versuchen Täter, die sich als Polizisten ausgeben, seither, Opfer zu überzeugen, dass Geld und Wertgegenstände zu Hause nicht sicher sind. „Da heißt es dann zum Beispiel: ,Eine Einbrecherbande wurde festgenommen und die hatte Ihren Namen auf einem Zettel“, sagt Köper. „Abgesehen davon wird auch richtiger Druck aufgebaut“, betont Margraf. „,Sie sind verpflichtet, der Polizei zu helfen’, heißt es dann zum Beispiel. Bei älteren Menschen gibt es oft noch diese Art des Obrigkeitsgehorsams, die sie in diesem Moment eben nicht zweifeln lässt.“

Die Polizei rät: Nicht am Telefon über persönliche oder finanzielle Verhältnisse sprechen und niemals Geld oder Wertgegenstände an fremde Personen übergeben. Im Zweifel: 110 wählen.

Der Schock-Anruf Der Schock-Anruf ist wohl die perfideste Masche, die derzeit kursiert: Das Telefon klingelt. Der Sohn sei verunglückt, es werde dringend Geld für die teure OP benötigt, erzählt der behandelnde Arzt. Oder: Ein Polizist meldet sich, die Nichte habe einen Unfall gebaut, das Auto sei nicht versichert gewesen. „Im Kreis Wesel gab es unlängst einen Fall, bei dem einer Mutter erzählt wurde, ihr Sohne habe ein 17-jähriges Mädchen überfahren und sitze nun in Untersuchungshaft“, erzählt Andrea Margraf. „Theoretisch hätte das sogar sein können, der Sohn war mit dem Auto unterwegs. 30.000 Euro wollten die Betrüger für die Kaution haben. Zum Glück hat sich die Sache aufgeklärt.“

Die Polizei rät: Misstrauisch sein!

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