Tagung in Mönchengladbach Experten sprechen über die Zukunft der Glasmalerei

Mönchengladbach · Unter dem Thema „Christliche Kultur: Verfall oder Ewigkeit“ zogen Referenten aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Kunst einen Tag lang Bilanz.

 Annette Jansen-Winkeln (Mitte) und weitere Teilnehmer der Tagung für Glasmalerei. Foto: Detlef Ilgner

Annette Jansen-Winkeln (Mitte) und weitere Teilnehmer der Tagung für Glasmalerei. Foto: Detlef Ilgner

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Nach fast 20 Jahren schlossen vor wenigen Monaten die Mönchengladbacher Annette und Ernst Jansen-Winkeln ihr „Lebenswerk“ ab: Sämtliche 150.000 Glasbilder in über 10.000 überwiegend sakralen Gebäuden Nordrhein-Westfalens und der angrenzenden Gebiete im Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Niederländisch-Limburg sind nun dokumentiert und in der Datenbank www.glasmalerei-ev.net jedem zugänglich.

Dieser detaillierte Überblick wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie soll dieser wohl weltweit einzigartige kulturelle Schatz erforscht werden, wie ist er zu erhalten? „Wir haben schon an eine Anerkennung als Weltkulturerbe gedacht.  Aber so ein Antrag übersteigt dann doch unsere finanziellen Mittel“, sagt Annette Jansen-Winkeln am Rande einer Tagung im Haus der Europäischen Akademie für Glasmalerei in Winkeln. Einen Tag lang zogen unter dem Thema „Christliche Kultur: Verfall oder Ewigkeit“ Referenten aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Kunst Bilanz und rangen um Perspektiven.

Die Sache ist kompliziert, aber nicht hoffnungslos. So könnte ein Resümee ausfallen nach angeregter Diskussion. Der aus Rom angereiste Ralf van Bühren etwa relativierte zwar die Zahl von fast 500 entweihten und 140 zerstörten katholischen Kirchen seit 2005 in Deutschland am Bestand von rund 24.000 Gebäuden, mahnte aber an, dass sich viel von Seiten der Kirche früher als zurzeit Gedanken um die zukünftige Nutzung der Gebäude gemacht werden müsse. Ansgar Heveling, Jurist aus Korschenbroich und MdB, steht einer Verankerung der Kultur als Staatsziel im Grundgesetz eher skeptisch gegenüber. Zur Durchsetzung von Schutzmaßnahmen reichen seiner Meinung die vorhandenen Gesetze aus, wenn man sie denn anwenden will.

Unsere Nachbarn pflegen da einen pragmatischeren Umgang mit sakralen Gebäuden. In Luxemburg ist seit Napoleon ganz überwiegend die Zivilgesellschaft Eigentümer der Kirchen, die sie zu Gottesdiensten vermietet, so Alex Langini vom Abteimuseum Echternach. Der Unternehmer Thijs Hendrix aus Weert (NL) hat an seinem Heimatort eine Nachkriegs-Kirche gekauft, betreibt sie mit interessanten Konzepten auch mit christlichen Migranten weiter. Er empfiehlt Stilllegung ungenutzter Kirchengebäude anstelle eines Verkaufs zur Verwertung: „Die Kirche soll im Dorf bleiben.“

Der Soziologe Hans-Georg Soeffner aus Essen beschreibt Europa als „säkulare Insel“, Kirchen als „Orte des Erinnerns“. Die Akademie für Glasmalerei sieht die Bürger als Stifter und letztlich Eigentümer der Glaskunst in der Verantwortung. Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Mainzer Institut für Landeskunde ist im Gespräch.

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