Bundestagswahl Direktkandidaten Stelze und Steuer: Was Conny Besser von der FDP vorhat

Leverkusen · Conny Besser, im Vorstand der Leverkusener FDP aktiv, will sich für einen unterirdischen Autobahnausbau einsetzen. Gleichzeitig sieht sie Verbesserungsbedarf für die lokale Wirtschaft – und auch in Sachen Rente und Außenpolitik will sich die 25-Jährige stark machen.

 Conny Besser, die auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, lebt mit ihrem Lebensgefährten in Bürrig.

Conny Besser, die auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, lebt mit ihrem Lebensgefährten in Bürrig.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In den altgedienten Parteien rücken die Jungen nach, wollen nicht mehr aus der zweiten Reihe zusehen, sondern aus der ersten Reihe handeln. So wie Conny Besser. Liberale. „Für Liberalismus habe ich mich schon immer interessiert. Vielleicht weil ich die Freiheitsthemen praktisch mit in die Wiege gelegt bekommen haben“, erzählt die 25-Jährige, die sich am 26. September für Leverkusen in den Bundestag wählen lassen will. Ihre Mutter ist Amerikanerin, sie selbst hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Besser ist zweisprachig aufgewachsen. Auch in der Politik eine gute Voraussetzung, findet sie.

In die FDP eingetreten ist Besser 2017, hat die Jungen Liberalen in Leverkusen „neu gegründet“, ist deren Kreisvorsitzende, ist im Vorstand der Leverkusener FDP aktiv. Seit Herbst 2020 arbeitet sie im Kinder- und Jugendhilfeausschuss mit. Politisch sei sie schon immer gewesen. Aber weil sie mit dem Status quo nicht zufrieden war, ist sie der FPD beigetreten, „ich will selbst anpacken, etwas verändern“.

Die FDP ist derzeit wieder im Aufwind, Parteichef Christian Lindner hängt in Schwarz-Weiß-Fotografien an vielen Laternenpfählen. Vor Kurzem steckte die FDP in einem Tief. „Da muss man durch“, sagt Besser. „In guten wie in schlechten Zeiten, praktisch wie in einer Ehe. Und nur weil es Zeiten gibt, in denen es für eine Partei nicht so läuft, ändert sich ja an meiner Grundüberzeugung nichts.“ Und die will sie in Berlin vertreten, würde dafür ihren Job – Besser arbeitet für ein IT-Start-up in Köln als Vertriebsmitarbeiterin – hinten anstellen. „Ich habe Respekt vor einem Bundestagsmandat, die Verantwortung für die Menschen ist hoch“, gesteht sie. Ihr Wille, etwas für Leverkusen, aber auch für das Land zu tun, ist mindestens ebenso groß. „Leverkusen ist schon historisch gesehen ein Wirtschafts- und Innovationsstandort, international ausgerichtet. Den Unternehmen muss man einen gesetzlichen Rahmen geben, damit sie hierzulande investieren können. Nutzung von grüner Energie, das Erreichen der Klimaneutralität. Dafür müssen angemessene Bedingungen geschaffen werden.“

Den Umgang mit Leverkusen in Berlin beim Thema Autobahnausbau findet die Jungpolitikerin „unmöglich. Da wurde über die Stadt hinweg entschieden. Es gab kein Interesse, mit der Stadt zusammenzuarbeiten. Leverkusen ist mit der bisherigen Verkehrsbelastung genug gebeutelt. Eine Stelze darf nicht sein. Es muss unterirdisch ausgebaut werden“, sagt sie fest.

Innenpolitisch habe es in den vergangenen Jahren viel Stillstand gegeben. Es brauche Reformen in vielen Bereichen. An den Stellschrauben gedreht werden müsse etwa beim Thema Rente, bei Bildung, Digitalisierung. „Dass es da hakt, haben wir alle jetzt in der Pandemie gesehen.“ Reformbedarf gebe es auch beim Thema Steuern. Besser empfiehlt dazu den Blick nach Frankreich und in die USA.

Conny Bessers besonderes Interesse gilt der Außenpolitik: „Wir müssen wieder eine stärkere Rolle in Europa spielen, stärker mit Frankreich zusammenarbeiten“, fordert sie, auf globaler Eben die Beziehungen zu den USA wieder intensivieren. Der Umgang mit den Taliban in Afghanistan und China mit den dort vorherrschenden Menschenrechtsverletzungen nennt sie als Themen, die ihr aktuell durch den Kopf gehen.

Zeit für viele Hobbys bleibt beim Engagement wenig. Vor allem derzeit, da Wahlkampfauftritte, Podiumsdiskussionen und Überzeugungsarbeit an den Infoständen und online ansteht. „Die Resonanz der Leute ist bisher positiv“, resümiert sie. Wenn ihr Lebensgefährte, mit dem sie vor fünf Jahren nach Bürrig zog, und ihre Familie nicht so hinter ihr stehen würden, wäre es deutlich schwerer, sich zu engagieren, gibt die gebürtige Siegenerin zu. Dann sagt sie ganz einfach: „Politik ist für mich derzeit auch ein Stück weit Freizeit.“ In Berlin, das weiß sie, wird es ein Vollzeitjob.

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