Bundestagswahlkampf in Krefeld Ein Kickboxer will in den Bundestag

Krefeld · Der SPD-Kandidat Philipp Einfalt kam über die Gewerkschaftsarbeit zur Politik. Er möchte in der Bildungspolitik mehr Projekte und Aufgaben über den Bund bewerkstelligen – es gebe zu viele Blockaden zwischen Kommunen, Ländern und Berlin.

 „Auch beim Kickboxen kommt es auf die Zusammenarbeit an“:  Philipp Einfalt ist SPD-Kandidat für den Wahlkreis 110, der in Krefeld die Bezirke West, Süd, Fischeln, Oppum-Linn und Uerdingen umfasst.

„Auch beim Kickboxen kommt es auf die Zusammenarbeit an“:  Philipp Einfalt ist SPD-Kandidat für den Wahlkreis 110, der in Krefeld die Bezirke West, Süd, Fischeln, Oppum-Linn und Uerdingen umfasst.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Philipp Einfalt, DGB-Chef von Krefeld und SPD-Kandidat für den Wahlkreis Krefeld I – Neuss II (Wahlkreis 110), hat ein nicht ganz alltägliches Hobby: Er ist Kickboxer. Kann ein Mensch, der sich erklärtermaßen für Menschen einsetzt, „die nicht auf Rosen gebettet auf unsere Erde gekommen sind“ (Einfalt), Kampfsportler sein? Einfalt lächelt und sagt: „Aber ja; es ist ja nicht so, dass wir uns bei diesem Sport gegenseitig die Augen blau hauen. Auch beim Kickboxen kommt es auf die Zusammenarbeit an; man muss sich vertrauen, damit es nicht zu Unfällen und Verletzungen kommt.“

 Der Wahlkreis 110, für den Einfalt antritt, umfasst den Süden Krefelds mit den Bezirken West, Süd, Fischeln, Oppum-Linn und Uerdingen sowie die Gemeinden Meerbusch, Kaarst, Korschenbroich und Jüchen aus dem Rhein-Kreis Neuss. Schon bei seiner Nominierung hat Einfalt zu Protokoll gegeben, dass er sich innerhalb der SPD im Lager von Finanzminister Scholz sieht und nicht bei der SPD-Linken. Dass Scholz, wie Einfalt sagt, jetzt so „durch die Decke geht“, freut ihn natürlich. Zur SPD kam er durch die Gewerkschaftsarbeit, in die Partei eingetreten ist er allerdings erst vor einigen Jahren. Ihm sei eine gewisse parteipolitische Unabhängigkeit wichtig gewesen, erläutert er. Einfalt ist seit 2018 Krefelds DGB-Chef.

Einfalt ist in Linn zur Grundschule gegangen und hat in Uerdingen Abitur gemacht. In Köln studierte er Sonderpädagogik und Biologie; sein Zweites Staatsexamen absolvierte er an der Erich-Kästner-Schule in Krefeld. Dort hat er auch einige Jahre gearbeitet. Seine „Muttergewerkschaft“ ist die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft); 15 Jahre war Einfalt dort im Vorstand. Sein Engagement ist immer intensiver geworden, bis er hauptberuflicher Gewerkschafter wurde. Heute arbeitet er im Personalrat für Förderschulen und Schulen für Kranke bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Als DGB-Chef vertritt er in Krefeld acht Einzelgewerkschaften mit 15.000 Mitgliedern. Er ist auch fachwissenschaftlich aktiv und arbeitet zurzeit an der Kölner Universität an einer Promotion zum Thema „Tiergestützte Pädagogik/Therapie“.

Seine zentralen Themen sind Bildung sowie Arbeit und Soziales, vor allem: Bildung. Er weiß, dass Bildung Ländersache ist, glaubt aber fest daran, dass es Themen gibt, die vom Bund aus besser organisiert und vorangetrieben werden können. „Wir brauchen eine sinnvolle Zukunftsvision für die Digitalisierung in den Schulen, wir müssen eine gute Mischung aus digitaler und analoger Bildung hinbekommen“, sagt er und meint die Lehrerausbildung ebenso wie den Unterricht. Das ist für ihn eine nationale Aufgabe, die bundesweit gelöst werden muss. Er möchte daran arbeiten, die Grenzen zwischen Bund, Ländern und Kommunen zu überbrücken; es gebe „zu viele Blockaden“.

Er kennt aus seiner Gewerkschaftsarbeit die Klagen vieler Unternehmer, dass aus den Schulen Bewerber kommen, die nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können; „ich weiß dass da viele die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“. Man müsse dem nachgehen, Ausmaß und Ursachen empirisch erforschen und gegebenenfalls die Unterrichtsformen auf den Prüfstand stellen. Einfalt vermutet, dass das Medienverhalten der Schüler eine Ursache sei: „Die daddeln viel auf dem Smartphone herum, und unsere Schulen gehen vielleicht zu sehr an dieser Realität vorbei.“

Zurzeit sieht es so aus, dass die nächste Regierung aus drei Partnern besteht – hat Philipp Einfalt also ein Wunschbündnis? „Ich persönlich favorisiere die Ampel“, antwortet er, also eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Das entspricht auch seiner Verortung in der SPD-Mitte hinter Olaf Scholz. Diese Wahl, sagt er weiter, wird eine „Jahrhundertwahl“, weil es sehr viel Wählerbewegungen zwischen den alten Lagern gibt.

Einfalt hat, gemessen an den Wahlergebnissen, nur Außenseiterchancen. Bislang hat der CDU-Mann Ansgar Heveling den Wahlkreis sicher direkt geholt (2017 kam Heveling auf 42,4 Prozent der Erststimmen vor der SPD-Kandidatin Nicole Specker mit 25,5 Prozent); die CDU holte bei der Bundestagswahl 2017 35,6, die SPD 22,1 Prozent der Zweitstimmen. Will der SPD-Mann in den Bundestag einziehen, muss er Heveling schon schlagen: Philipp Einfalt ist nicht über Liste abgesichert.

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