Umfrage in der Region Impfzentren lassen wenig verkommen

Düsseldorf · Auch wenn sie am Tag nicht verabreicht werden konnten, werden Impfdosen in NRW in der Regel für Berechtigte zurückgehalten. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei den Gesundheitsämtern.

 In Düsseldorf sind nach städtischen Angaben schon mehr als 150.000 Impfdosen verimpft worden.

In Düsseldorf sind nach städtischen Angaben schon mehr als 150.000 Impfdosen verimpft worden.

Foto: dpa/Thilo Schmuelgen

In den Impfzentren in Nordrhein-Westfalen werden so gut wie nie Impfdosen verworfen oder Restimpfstoffe weggeschüttet, wie eine Umfrage unserer Redaktion bei den NRW-Gesundheitsämtern zeigt. „Die Abläufe im Impfzentrum des Rhein-Erft-Kreises stellen sicher, dass der Verwurf von Impfstoffdosen eine äußerst seltene Ausnahme darstellt“, sagt ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises. Demnach werden am Ende eines Tages nur so viele Spritzen aufgezogen, wie auch tatsächlich benötigt werden. „Sollten dennoch Restdosen übrigbleiben, liegt dem Impfzentrum eine Liste von priorisierten Personen vor, denen kurzfristig eine Impfung angeboten werden kann“, fügt der Sprecher hinzu.

So gaben unter anderem die Städte Bonn, Bottrop, Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Münster, Oberhausen, Remscheid sowie die Kreise Recklinghausen, Steinfurt, Höxter, Warendorf und der Märkische Kreis an, noch keine Impfdose vernichtet zu haben, weil diese am Tag nicht verimpft werden konnte. „Die Krefelder Maxime lautet: Kein Impfstoff darf verkommen. Damit waren wir bisher erfolgreich“, sagt ein Sprecher der Stadt Krefeld. Auch in Köln sei das so bis auf eine Ausnahme, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt. Und die sei am 15. März gewesen, dem Tag des plötzlichen Impfstopps mit Astrazeneca. „Deshalb mussten 117 Impfdosen von Astrazeneca entsorgt werden, da sie schon aufgezogen und damit nicht mehr lagerfähig waren“, sagt der Stadtsprecher. Auch in Leverkusen war das der Fall, wo sonst nie Impfdosen vernichtet werden mussten.

Fast überall werden Impfdosen, die am Tagesende übrigbleiben, an andere Impfberechtigte vergeben, die dann schnell kontaktiert werden – im Rhein-Kreis Neuss zum Beispiel mittels der Software „Impfbrücke“. Im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen werden derzeit zwei Impfstoffe verimpft: der von Astrazeneca und jener von Biontech/Pfizer. Astrazeneca sei gut lagerbar und werde direkt aus dem Vial, also dem Injektionsfläschchen, in die Spritze aufgezogen; ein angestochenes Vial sei bis zu 24 Stunden im Kühlschrank haltbar, so ein Sprecher des Kreises. „Das bedeutet, dass es bei diesem Impfstoff nie zu Restdosen kommt, da auch das angestochene Vial am nächsten Tag weiterhin nutzbar ist und im Impfzentrum jeden Tag Astrazeneca verimpft wird“, erklärt er.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer hingegen müsse vor der Verimpfung speziell aufbereitet werden. Ab der Aufbereitung darf er nach Vorgabe des Landes nur innerhalb der nächsten zwei Stunden verimpft werden. Somit kann es am Ende des Tages Restdosen geben, die zügig verimpft werden müssen. „Sobald absehbar ist, dass nach dem letzten angemeldeten Impfling noch Biontech-Impfdosen übrigbleiben, kommt eine vom Kreis Recklinghausen angelegte Reserveliste zum Einsatz“, erklärt der Sprecher. „Auf dieser sind impfberechtigte Personen gelistet, die in kurzer Zeit im Impfzentrum sein können.“

Hin und wieder soll es vorkommen, dass Ampullen bei der Zubereitung zerbrechen. In Bonn sei das nicht passiert, so ein Sprecher. „Vereinzelt wurden durch die Apotheker im Impfzentrum Fremdkörper in den Ampullen entdeckt. Diese wurden dann nicht mehr für die Impfung verwendet, der Hersteller wurde umgehend informiert“, so ein Sprecher der Stadt Bonn. In Düsseldorf sind seit Beginn der Impfkampagne bisher mehr als 150.000 Impfdosen verimpft worden. „Trotz sorgfältiger Vorbereitungen und gewissenhafter Rekonstitution kann es in Ausnahmenfällen zu unbrauchbaren Impfdosen kommen“, sagt ein Sprecher der Stadt. Eine Meldepflicht über unbrauchbare Impfdosen gibt es nicht.

Mancherorts wird auch versucht, sieben Impfdosen aus einer Ampulle von Biontech/Pfizer zu bekommen, also so viel wie möglich – was die Erlasslage des Landes NRW auch erlaubt. Denn sieben statt nur sechs Impfungen pro Ampulle bedeuten bis zu 16 Prozent mehr Impfstoff. „Sechs sind offiziell freigegeben und werden auch genutzt. Hin und wieder gelingt es dem pharmazeutischen Personal, auch, eine siebte Dosis zu gewinnen, die dann ebenfalls verimpft wird“, sagt ein Sprecher der Stadt Oberhausen. Auch in Münster wird so verfahren. In Krefeld gelinge das mit Übung bei rund 15 Prozent der Entnahmen, erklärt ein Sprecher der Stadt.

(csh/jis)
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