Borussias Brasilianer Raffael – Das Ende einer Ära

Mönchengladbach · Nach sieben Jahren verlässt Raffael Borussia. Damit endet in wenigen Tagen eine wahre Erfolgsgeschichte, er hat seit seinem Wechsel nach Gladbach im Jahr 2013 eine Ära geprägt. Zum Abschluss könnte er sich mit dem Klub zum dritten Mal für die Champions League qualifizieren.

 Am 24. Juni 2013 wurde Raffael bei Borussia vorgestellt. Für Max Eberl (links) und Lucien Favre ein echter Coup.

Am 24. Juni 2013 wurde Raffael bei Borussia vorgestellt. Für Max Eberl (links) und Lucien Favre ein echter Coup.

Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Der 24. Juni 2013 wird immer ein Datum sein, dass Borussia mit etwas Gutem verbindet. An diesem Tag stellte sich Raffael, damals für fünf Millionen Euro von Dynamo Kiew gekommen, erstmals in Gladbach vor. Auf einer Pressekonferenz gab er zwischen Sportdirektor Max Eberl und dem damaligen Trainer Lucien Favre seine ersten Statements ab. Fast genau sieben Jahre später, am 25. Juni 2020, saß von diesen drei Herren nur ein Mann auf dem Podium im Borussia-Park: Eberl – und der verkündete, dass Raffaels Zeit in Gladbach in wenigen Tagen endet.

Raffael: Rückblick auf seine Zeit bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Raffael

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Foto: imago sportfotodienst

Der Kontrakt des Brasilianers läuft am 30. Juni aus. „Wir haben mit ihm gesprochen, dass wir seinen Vertrag nicht verlängern werden“, sagte Eberl. „’Raffa’ hat hier Großartiges geleistet und eine enorme Wichtigkeit für unseren Verein, aber wir müssen den Spielern auch gerecht werden. Es eine sportliche Entscheidung. Wir gehen aber freudig auseinander und werden hoffentlich am Samstag nochmal gemeinsam richtig was zu feiern haben.“

Da will Borussia zum dritten Mal in die Champions League einziehen. Raffael, der zuletzt aufgrund einer Fußverletzung fehlte, könnte dabei eine Rolle spielen. „Er kann eine Option sein und es würde uns sehr freuen, wenn er nochmal dabei sein kann“, sagte Trainer Marco Rose bezüglich der Chancen auf einen Abschieds-Einsatz gegen Hertha BSC am letzten Spieltag.

Es wäre das dritte Mal, dass Raffael in seinen sieben Borussia-Jahren den Einzug in die Königsklasse feiern dürfte. In dieser Saison spielte er vor allem im Innenleben eine große Rolle, auf dem Feld kam er kaum noch zum Zuge. Auf sieben Kurzeinsätze kommt Raffael in dieser Bundesliga-Saison, insgesamt spielte er nur 58 Minuten. Bei Borussias vorherigen Champions-League-Qualifikationen war das anders – da war der heute 35-Jährige einer der großen Gladbacher Helden.

In Favres 4-4-2-System mit zwei spielenden Stürmer war Raffael über Jahre eine der dominanten Figuren. 2014/15 schoss er Borussia mit zwölf Saisontoren auf Platz drei, er bildete damals das Top-Duo mit Max Kruse. Der verließ nach der Saison die Gladbacher, doch Raffael bekam einen neuen kongenialen Partner an die Seite gestellt. Fortan machten Lars Stindl und er fast jeder Defensive das Leben schwer. In der folgenden Saison, in der André Schubert für Favre übernahm, klappte es dann mit dem Einzug in die Champions-League-Qualifikation – Raffael steuerte da 13 Tore und zehn Assists bei. In seiner dritten Saison traf er damals zum dritten Mal in Folge zweistellig, das ist bei Borussia sonst nur Günter Netzer gelungen.

In dieser Zeit entwickelte sich Raffael immer mehr zum großen Liebling in Gladbach. Er erspielte sich den Spitznamen „Maestro“, passend zu seiner majestätischen Spielweise. Der Brasilianer ist noch einer dieser Instinkt-Kicker und Techniker, die es im heutigen Power-Fußball immer seltener gibt. Das wird ihm nun jedoch zum Verhängnis.

Diese Art ist unter Rose nicht mehr gefragt. Raffael fehlt das nötige Tempo, die Aggressivität, die Laufkraft, um eine wichtige Rolle zu spielen. Ihn nur als Option für die letzten Minuten dabei zu haben, war den Borussen offenbar zu wenig. Raffael hätte gerne verlängert, doch nun muss er sich nochmal einen anderen Verein suchen. Längst hat er betont, noch nicht am Ende seiner Karriere zu sein, zwei Saisons würde er gerne noch spielen.

Wenn Borussias Fans wieder ins Stadion kommen dürfen, werden sie es vermissen, wenn Stadionsprecher Torsten Knippertz gemeinsam mit ihnen den Kader der Borussen ausruft. Dann gibt es nach „Caetano de Araújo“ kein lautes „Raffael“ mehr zu hören. Denn Raffael wird dann nicht mehr bei Borussia sein.

Einmal wird man diese Ausrufe im Borussia-Park aber noch hören. Eberl hat betont, dass die Spieler, die nun den Verein verlassen werden, nicht im gewöhnlichen Rahmen verabschiedet werden, sondern beim internen Abschlussessen. Er will die Zeremonie aber nachholen im Stadion, soweit die Fans zurück sind. „Weil so die Ovationen fehlen, die diese Spieler verdient haben, vor allem Raffael“, erklärte Eberl. Dem ist nichts hinzuzufügen. Adeus, Maestro!

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