Borussia-Legende Abschied von Arie van Lent – Der Torjäger geht

Mönchengladbach · Durch den Regionalliga-Abbruch endet die Trainerzeit von Arie van Lent bei Borussia. Er hat als Spieler mit seinen Toren Geschichte geschrieben. Insgesamt war er zwölf Jahre in Gladbach tätig.

 Das letzte Bundesliga-Tor auf dem Bökelberg: Arie van Lent trifft am 22. Mai 2004 per Kopf zum 3:1 gegen den TSV 1860 München.

Das letzte Bundesliga-Tor auf dem Bökelberg: Arie van Lent trifft am 22. Mai 2004 per Kopf zum 3:1 gegen den TSV 1860 München.

Foto: Wiechmann, Dieter (dwi)

Das Foto zeigt Borussia-Geschichte. Arie van Lent springt am höchsten im Pulk der Spieler und befördert den Ball nach der Flanke seines Kollegen Ivo Ulich mit der Stirn in Richtung Tor des TSV 1860 München. Kurz darauf landet an diesem 22. Mai 2004 der Ball im Netz – zum letzten Mal in einem Bundesligaspiel auf dem Bökelberg. Das Foto zeigt also den Moment vor einem Tor von historischem Wert. So wie das von „Amigo“ Elfert, der 1965 das erste Gladbach-Tor in der Bundesliga schoss. Oder der Treffer von Günter Netzer im Pokalfinale von 1973.

Es gibt ein zweites Foto, das immer wieder gezeigt wird, wenn es um Großtaten von Arie van Lent in seiner Zeit als Mittelstürmer Borussias geht. Das, auf dem er Oliver Kahn, dem Titan, den Ball Zentimeter am Ohr vorbei schießt ins Tor des FC Bayern zum 1:0-Siegtor am 28. Juli 2001. Borussia, die damals gerade wieder aufgestiegen war nach zwei Jahren in Liga zwei, besiegte an jenem Tag den amtierenden Champions-League-Gewinner, weil van Lent traf.

Arie van Lent: Vom Kopfballungeheuer zu Borussia Mönchengladbachs U23
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Das ist Arie van Lent

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Foto: Dieter Wiechmann

1999 war van Lent gekommen, damals von der Spielvereinigung Greuther Fürth. Er sollte seine beste Zeit als Profi in Mönchengladbach haben. Bis 2004 war er da, das letzte Tor auf dem Bökelberg war auch sein Abschiedsgeschenk an den Klub. 2013 kehrte der frühere Torjäger zurück als U19-Trainer, um dann später die U23 zu übernehmen. Nun endet das Arbeitsverhältnis nach sieben Jahren wieder, weil sein Trainervertrag nicht mehr verlängert wurde. Es ist ein Abgang mit weit weniger Knalleffekt als es der des Spielers van Lent war. Nachdem der Westdeutsche Fußballverband die zuvor unterbrochene Regionalliga am Wochenende für beendet erklärt hat, geht die Trainer-Ära van Lents im Zeichen von Corona ohne richtigen Abschluss zu Ende.

„Ich bin froh, dass wir zuletzt nochmal mit der U23 trainieren konnten, damit Alex Ende und ich nochmal mit der Mannschaft zusammen sein und uns im Verein verabschieden konnten. Aber grundsätzlich hätte ich mir natürlich einen anderen Abschied gewünscht“, gesteht van Lent in einem Interview auf der Internetseite Borussias. Es hat die übliche Fotokollage bekommen als Abschiedsgeschenk, die seine Trainerzeit in Gladbach nachzeichnet. Insgesamt war der 49-Jährige zwölf Jahre für Gladbach tätig.

Was davon bleibt: van Lent hat bei vielen Fans Legenden-Status. Weil er als Spieler war, wie er war: einer, der immer alles gab für das Team. „Während meiner aktiven Zeit und danach gab es sicher bessere Fußballer als mich. Aber ich kam damals als Spieler vielleicht zu einer günstigen Zeit zu Borussia. Sportlich lief es damals nicht optimal für Borussia – da war ich dann gefragt“, sagte er. Vor allem war er dann aber auch da, wenn er gebraucht wurde. Er war 2001 Aufstiegsheld und schoss auch in der Bundesliga seine Tore. 62 waren es am Ende in 158 Pflichtspielen. Damit ist van Lent die Nummer 15 in der ewigen Torjägerliste Borussias. Zwischenzeitlich wurde auch mal spekuliert, der Niederländer könnte ins Nationalteam berufen werden, doch das Oranje-Hemd trug er nie. Dafür hat er seinen ganz persönlichen Bereich im Borussia-Museum. In der nachgestellten Mannschafts-Kabine ist ein Spind van Lent gewidmet. Und natürlich sind seine Tore zu sehen in den Videos in jenem Bereich, der belegt, warum Borussia den Beinamen „Torfabrik“ belegt.

Als Spieler war er ein Vollender, als Trainer ein Entwickler. Das ist der Hauptjob, den ein U23-Trainer in Gladbach hat. Den hat nun van Lents Nachfolger Heiko Vogel übernommen. Van Lent ist noch auf der Suche, daran hat sich nichts geändert, seit der unserer Redaktion vor gut einem Monat im Gespräch sagte, dass alles noch offen sei. „Aufgrund der Corona-Pandemie ist es momentan aber alles noch ein bisschen unklar. Aber ein Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen. Zum Aufhören ist es für mich noch zu früh“, sagte er nun.

Das Kapitel Borussia ist abgeschlossen für van Lent. Doch er wird für die Gladbach-Fans immer bleiben, was er jahrelang und unter anderem zum Leidwesen Oliver Kahns war: der Torjäger.

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