Freiburg, Leipzig, Frankfurt, Hoffenheim Die letzten vier Gegner erfüllen sich Gladbacher Sehnsüchte

Mönchengladbach · Köln hat beide Derbys gewonnen und blickt nach Europa. Es spielt die Rolle, die Gladbach lange spielte. Die letzten vier Gegner der Saison verkörpern ebenfalls viele Dinge, für die Borussia Mönchengladbach gerne stehen würde – und lange stand.

Borussia Mönchengladbach: Angstgegner - RB Leipzig auf Platz zwei
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Das sind Borussias größte Angstgegner

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Foto: imago images/Team 2/TEAM2sportphoto via www.imago-images.de

Die Verhältnisse waren klar sortiert: Bei Borussia war über viele Jahre alles im Lot, während der 1. FC Köln zwischen den Ligen pendelte und von einem Chaos ins nächste schlitterte, sportlich ging es meist allein um die Höhe der Gladbacher Siege. Und heute? Köln spielt um Europa, hat beide Derbys gewonnen und einen Trainer, um den es keine Diskussionen gibt, überhaupt ist alles ruhig im Klub. Kurz: Der Erzrivale hat, was die Borussen gern hätten: eine gute Saison. Genauso ist es bei Borussias letzten vier Gegnern, sie erfüllen sich Gladbacher Sehnsüchte.

Insbesondere der SC Freiburg. Das Team von Christian Streich hat in der Liga mal eben die Rolle der Borussen übernommen – als erster Konkurrent von Bayer Leverkusen im Kampf um den vierten Champions-League-Rang. Es war lange Gladbachs Privileg, mit Bayer darum zu ringen, wer denn nun die vierte Kraft im deutschen Fußball ist, nun logiert Freiburg nur einen Punkte hinter der Werkself als Fünfter.

Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) können die Borussen Bayer immerhin helfen auf dem Weg in die Meisterklasse, wenn sie Freiburg ärgern. Indes: Gewonnen hat Gladbach im Breisgau in der Bundesliga zuletzt im März 2002, Bayer sollte also nicht zu sehr auf Schützenhilfe hoffen.

Dass die Freiburger nun auch ins DFB-Pokalfinale eingezogen sind, kommt hinzu. Erstmals seit 1995 wieder zum Finale nach Berlin zu reisen, steht weit oben auf Borussias Unerfüllte-Wünsche-Liste, seit dem Titelgewinn vor 27 Jahren stand Borussia 2001, 2004, 2012 und 2017 im Halbfinale, verlor aber jeweils.

Borussia Mönchengladbach: Startelf gegen Union Berlin
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So könnte Borussias Startelf gegen Union aussehen

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Foto: dpa/Uwe Anspach

RB Leipzig, der drittletzte Gegner, hat geschafft, was die Borussen vorhatten, als sie in Marco Rose und dann Adi Hütter zwei Trainer mit Salzburg-Vergangenheit holten: den Aggro-Stil der RB-Schule zusammenzubringen mit Borussias typischem Ballbesitzfußball. RB, das Gladbach lange wehtat mit seinem unangenehmen Anlauf-Fußball, hat es unter Domenico Tedesco geschafft, genau den Fußball zu spielen, den Gladbach gern hätte: mit gepflegten und klaren Ballbesitzphasen und gleichzeitig einem gewieften und nachhaltigen Pressing, kurz: RB, mithin ebenfalls Pokalfinalist, spielt modernen und schönen Fußball. Dass Leipzig dies mit talentierten jungen und hungrigen Spieler umsetzt, ist Gladbach-like, die Grundidee von Ralf Rangnick, der einst das RB-System kreierte, basiert auch auf Hennes Weisweilers Fohlenelf.

Eintracht Frankfurt hat den Aggro-Stil auf seine Art kultiviert, erst unter Niko Kovac und in den Jahren danach unter dem jetzigen Gladbach-Trainer Adi Hütter. Was die Eintracht aber vor allem seit Jahren schafft: Sie stellt etwas in Wettbewerben hin, in denen Gladbach gern etwas hingestellt hätte. 2018 holte Frankfurt den DFB-Pokal, 2019 stürmte die Eintracht ins Halbfinale der Europa-League, das sie nun wieder erreicht hat – durch einen Sieg beim großen FC Barcelona mit dem früheren Borussen Marc-André ter Stegen im Tor. Borussia selbst war 2016 im Camp Nou zu Gast und ging 0:4 unter, indes gegen einen anderen FC Barcelona, jedoch auch mit weit weniger Mut als die Eintracht ihn jetzt an den Tag legte. André Schuberts Sechser-Abwehrkette ist unvergessen. Aber auch die vielen magischen Nächte, die Borussia in Europa erlebte. Solche genießen nun wieder mal die Frankfurter in vollen Zügen.

Die TSG 1899 Hoffenheim hat sich derweil in Grischa Prömel (Union Berlin) und Finn Ole Becker (FC St. Pauli) bereits zwei Spieler ablösefrei gesichert, die auch für Borussia interessant gewesen wären. Und das Fußballprojekt aus dem Kraichgau erfüllt derzeit ein Klischee, das Borussia auch gern bedient: das des Einbrechens. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß war mittendrin im Champions-League-Rennen, war phasenweise sogar Zweiter, Dritter und Vierter. Zuletzt brachten fünf Spiele Hoffenheim aber nur zwei Punkte, daheim gegen den Letzten Fürth reichte es nur zu einem 0:0. Solche Unerklärlichkeiten sind gemeinhin auch Gladbach-typisch.

 Frankfurt feiert in Europa.

Frankfurt feiert in Europa.

Foto: AP/Joan Monfort

Dennoch: Hoffenheim ist im Europa-Rennen noch dabei, wenn auch nun wieder in der Verfolger-Rolle. Diese spielte Borussia in den vergangenen zehn Jahren in den Spielzeiten, in denen es bei ihr nicht optimal lief: Sie war immer einstellig, das Thema Europa war bis zum Schluss präsent. Dieses Mal ist sie davon weit entfernt. Wie vom Erfüllen aller anderen Sehnsüchte.

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