Umstrittener Elfmeterpfiff Bayer-Coach Gerardo Seoane nimmt es sportlich

Leverkusen · Das 4:3 von Borussia Dortmund bei Bayer 04 Leverkusen bot beinahe alles, was ein Bundesliga-Spiel sehenswert macht. Auf den spielentscheidenden Foulelfmeter angesprochen, reagiert Werkself-Trainer Gerardo Seoane indes gelassen.

Dortmunds Marco Reus (vorne) beim spielentscheidenden Zweikampf mit Leverkusens Odilon Kossounou.

Dortmunds Marco Reus (vorne) beim spielentscheidenden Zweikampf mit Leverkusens Odilon Kossounou.

Foto: AP/Martin Meissner

Nach 90 spektakulären Minuten stand Marco Reus mit einem Pflaster auf der Nase vor dem Sky-Mikrofon. Dortmunds Kapitän hatte zwar kein Tor beim 4:3-Sieg des BVB gegen Bayer Leverkusen erzielt, das West-Duell hat er aber trotzdem entschieden. Das liegt an der Szene aus der 74. Minute.

Reus drang mit Tempo in Bayers Strafraum ein und Odilon Kossounou versuchte, den Ball vor dem Routinier abzuschirmen. Doch aus der Dynamik des Moments traf der Leverkusener Innenverteidiger den Dortmunder mit der Hand im Gesicht. Videoassistent Guido Winkmann meldete sich zu Wort, Schiedsrichter Daniel Siebert sah sich die Szene noch einmal an – und entschied auf Foulelfmeter und Gelb für den ivorischen Bayer-Verteidiger. Erling Haaland nutzte die Gelegenheit gerne. 4:3 für die Gäste – der Endstand.

Dass ihn die Fans der Werkself nach dem Schlusspfiff von der Tribüne aus wüst beleidigten, nahm Reus mit Gleichmut zur Kenntnis. „Das juckt mich gar nicht“, sagte der 32-Jährige. Einen „richtigen Schlag“ wollte der deutsche Nationalspieler Kossounou in der kritischen Szene nicht unterstellen, „aber was soll ich machen? Er trifft mich und ich merke es und deswegen bin ich auch zu Boden gegangen.“ Auch seiner Meinung nach sei die Entscheidung auf Elfmeter gerechtfertigt. Allerdings: Die Szene sorgte auch nach dem Schlusspfiff für Diskussionen bei den einschlägig bekannten TV-Experten.

Dass die Entscheidung durch einen Strafstoß fiel, wird diesem spektakulären, mitreißenden, dynamischen, intensiven, packenden Duell nicht gerecht. Leverkusen erwischte den besseren Start und ging durch Florian Wirtz in Führung (9.), Erling Haaland traf zum 1:1 per Kopfball (37.), Patrik Schick brachte Bayer kurz vor der Halbzeit wieder in Front (45.+1). Der ehemalige Leverkusener Julian Brandt glich erneut aus (49.), ehe Moussa Diaby das 3:2 erzielte (55.). Es folgten noch ein Freistoß-Kunstwerk von Raphael Guerreiro (71.) und schließlich Haalands Elfmeter (77.). Damit ist dem BVB die Revanche für die 3:4-Niederlage in Leverkusen vergangene Saison geglückt.

Leverkusen – Dortmund: die Werkself in der Einzelkritik - Noten
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Davor und danach gab es eine Vielzahl von Chancen, Zweikämpfen, Ballgewinnen und schönen Spielzügen – kurz gesagt: Es war ein Spiel, wie es für neutrale Zuschauer kaum sehenswerter hätte sein können. „Das wichtigste sind drei Punkte in seinem sehr, sehr wilden Spiel. Insgesamt haben wir zwei sehr gute Mannschaften in einem Top-Bundesligaspiel gesehen“, sagte Dortmunds Coach Marco Rose. „Aus Trainersicht wünscht man sich natürlich vieles anders, vor allem die vielen Gegentore. Aber wenn man in Leverkusen dann trotzdem gewinnt, spricht das für die Mentalität und die Offensivqualität unserer Mannschaft.“

Sein Pendant Gerardo Seoane sah es ähnlich. Der Schweizer schloss sich den Worten des Dortmunders über die Attraktivität des Spiels an und fügte hinzu: „Dafür lieben wir diesen Sport.“ Für ihn als Trainer gebe es aber viel zum Aufarbeiten. „Wir haben in einigen Situationen zu viel zugelassen. Es ist natürlich sehr ärgerlich, wenn du drei Mal in Führung gehst und trotzdem verlierst.“

Bundesliga Saison 21/22: Bayer 04 – BVB: die Bilder des Spiels
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Bayer 04 – BVB: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die strittige Szene, die das Spiel entschieden hat, sah der Trainer der Werkself indes vergleichsweise gelassen. „Der Schiedsrichter hat einen Interpretationsspielraum, das ist auch gut so, bei solchen Situationen soll er seine Linie fahren und wir akzeptieren das sportlich“, sagte Seoane. Auch Rose übte sich mit Blick auf die Entscheidung in Understatement: „Dass man es als Fußballfan nicht so empfindet, dass es ein Foul war, steht glaube ich außer Frage. Aber es wurde nach den geltenden Regeln gepfiffen.“ Dortmund habe in dieser Saison nach zwei ähnlichen Situationen auch schon Gelbe Karten gesehen. Vielleicht, hob Rose an, sei es besser, für solche Fälle über die Regeln nachzudenken.

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