Tischtennisspielerin der DJK Holzbüttgen Voller Sorge um die ukrainische Heimat

Holzbüttgen · Die Ukrainerin Valerija Mühlbach spielt für die DJK Holzbüttgen in der 3. Bundesliga. Sie lebt mit ihrem Mann Hermann in Deutschland und versucht, so gut es geht zu helfen. Ihre Mutter und eine Freundin konnten fliehen.

 Valerija Mühlbach (2. v.r.) hat mit ihrem Mann Hermann ihre Mutter (Mitte) und eine Freundin mit deren beiden Kindern abgeholt, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Valerija Mühlbach (2. v.r.) hat mit ihrem Mann Hermann ihre Mutter (Mitte) und eine Freundin mit deren beiden Kindern abgeholt, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Foto: Mühlbach

Die Sorgen rund um den Krieg in der Ukraine spiegeln sich auch im Sport wider. Vor allem im Tischtennis gibt es in den oberen Ligen sehr viele Spieler und Spielerinnen aus Osteuropa. In der Zweiten und Dritten Bundesliga kommen diese Spielerinnen auch oft aus der Ukraine. Eine davon ist die Holzbüttgener Nummer eins Valerija Mühlbach.

Die Topspielerin der Kaarsterinnen lebte bis vor einem Jahr noch in Kiew, bevor sie den deutschen Tischtennisspieler Hermann Mühlbach heiratete hat und nach Dresden zog. Um Familie, Freunde und Bekannte in ihrer Heimat macht sie sich angesichts der aktuellen Lage große Sorgen. Wobei sie inzwischen ein Stück weit Erleichterung verspürt. Denn ihrer Mutter und eine Freundin mit zwei Kindern (drei und 13 Jahre) ist die Flucht gelungen. Weil die Wohnung der Freundin in Kiew zerstört worden war, hatte sie sich zunächst in einem Bunker versteckt, sich dann aber zur Flucht entschlossen. Zusammen mit der Mutter ist sie mit einem Bus des Roten Kreuzes von der ukrainisch-rumänische Grenze über 40 Stunden bis nach Ellwangen in Baden-Württemberg gebracht worden. Dort haben sie Valerija Mühlbach und ihr Mann abgeholt und zunächst bei sich untergebracht. „Meine Mutter war überwältigt von der großen Anzahl freiwilliger Helfer an der Grenze. Auf der ukrainischen Seite sah es noch ganz anders aus – viel Panik, Drängeleien, Kälte, Hunger und auch Leute, die versuchen, die Situation zu ihrem Vorteil auszunutzen“, sagt Valerija Mühlbach. Ihr Vater und der Ehemann der Freundin kamen allerdings nicht über die Grenze, weil Männer zwischen 18 und 60 Jahren dazu aufgerufen sind, die Ukraine gegen den Angriff der Russen zu verteidigen. Damit ist ihre Zukunft sehr ungewiss.

 Martyna Dziadkowiec und Valerija Mühlbach im Trikot der DJK Holzbüttgen.

Martyna Dziadkowiec und Valerija Mühlbach im Trikot der DJK Holzbüttgen.

Foto: Jens Rustemeier

Valerija Mühlbach und ihr Mann bemühen sich, zusätzlich in Deutschland zu helfen: „Die Familie meines Mannes hat hier in Deutschland schon zwei Familien aus der Ukraine Zuflucht gewährt, dafür bin ich sehr dankbar.“ Valerija Mühlbach ist entsetzt über die Ereignisse in ihrem Land: „In der Ukraine herrscht seit acht Jahren Krieg, aber jetzt hat Russland friedliche Städte und einfache Menschen in der Ukraine angegriffen. Die Menschen leiden und die Infrastruktur wird zerstört. Wir Ukrainer haben Angst und wollen Frieden.“

So wie Valerija Mühlbach geht es gerade einigen Spielerinnen in den oberen deutschen Spielklassen. Katharina Michajlova ist ebenfalls in der Ukraine geboren, bevor sie mit vier Jahren nach Deutschland kam. Die frühere deutsche Mannschaftsmeisterin spielte zuletzt mit dem TTC GW Staffel in Holzbüttgen. Im Spitzenpaarkreuz standen sich die beiden in der Vorsaison als Gegnerinnen gegenüber. Jetzt sind sie in ihrer Sorge und ihren Bemühungen vereint. „Meine Familie kommt aus der Ukraine, mein Opa ist aber eigentlich geborener Russe. Eine Cousine arbeitet als Helferin und eine frühere Freundin von mir sitzt seit Tagen mit ihrem Kind in einer U-Bahn-Station. Meine Geburtsstadt wurde eingekesselt“, erzählt Michaijlova. Sie selbst hat in Russland studiert und auch Kontakt zu russischen Freunden: „Die sind entsetzt. Die meisten Leute in Russland wissen gar nicht Bescheid. Seit Jahren läuft im russischen Fernsehen nur Propaganda.“ Für sie selbst ist alles nur schwer zu ertragen: „Ich verfolge alle Nachrichten und kann nur schlecht schlafen.“ Dabei schaut sie aber nicht nur tatenlos zu, sondern ist selbst aktiv geworden, um die Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Sie hilft dabei, Spenden- und Hilfstransporte an die polnische Grenze zu liefern, wo sie dann an Ukrainer übergeben werden und macht sich stark für eine Spendenplattform.

Auch die polnische DJK-Spielerin Martyna Dziadkowiec erlebt die ukrainische Flüchtlingswelle gerade hautnah. Sie macht im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum in Polen in der Nähe zur ukrainischen Grenze. „Ich erlebe hier viele Menschen auf der Flucht. Viele Orte, Hallen, Hotels werden für die Aufnahme von Geflüchteten genutzt. Es gibt auch viele Menschen, die Flüchtlinge im eigenen Zuhause aufnehmen.“ Am kommenden Wochenende müssen die Tischtennis-Spielerinnen dann wieder versuchen, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Dann steht der nächste Spieltag an.

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