Krieg in der Ukraine Jüchen bereitet sich auf Flüchtlinge vor

Jüchen · Noch sind der Stadt keine geflüchteten Ukrainer zugewiesen worden, doch sie schafft bereits Platz in Unterkünften. Für 67 Menschen haben Jüchener zudem freien Wohnraum gemeldet. Die Malteser-Kleiderkammer legt Vorräte an. Was hilfsbereite Bürger wissen müssen.

 Sascha Klein, Thomas Zanders und Sabine Rüdiger in der Kleiderkammer des Malteser Hilfsdienstes an der Kölner Straße.

Sascha Klein, Thomas Zanders und Sabine Rüdiger in der Kleiderkammer des Malteser Hilfsdienstes an der Kölner Straße.

Foto: Dieter Staniek

Die Jüchener sind bereit, geflüchteten Ukrainern – Frauen und Kindern, die es aus den Kriegsgebieten heraus geschafft haben – zu helfen. „Die Bürger haben uns bereits freien Wohnraum für 67 Menschen gemeldet. Das ist hervorragend“, erklärt Dezernentin Annette Gratz im Rathaus, sie spricht von einer „ausgeprägten Willkommenskultur“. Vergangene Woche hatte die Verwaltung einen Aufruf gestartet. Noch sind der Stadt keine Flüchtlinge aus der Ukraine aus der zentralen Unterkunft in Bochum zugewiesen worden, „aber elf Personen haben bereits einen Antrag auf Asyl gestellt. Es handelt sich um Menschen, die in privater Initiative bei Familien und Freunden untergekommen sind“, sagt Gratz.

Angesichts der rund zwei Millionen, die bereits das Land verlassen haben, rechnet die Stadt mit deutlich mehr Flüchtlingen in Jüchen und will Platz in ihren Unterkünften schaffen. „Wir stellen uns auf Zuweisungen ein. In unserer Unterkunft an der Wickrather Straße haben wir noch Raum für zwölf Menschen“, sagt Gratz. Dort finden Obdachlose Unterkunft. In den drei Flüchtlingsunterkünften an der Wanloer und Jülicher Straße ist Platz knapp. Nur an der Wanloer Straße sei noch Platz für vier Menschen. „Wir versuchen nun, die Zimmer in den Unterkünften enger zu belegen, so dass zur Not bis zu fünf Alleinstehende in einem Zimmer untergebracht werden – unter Beachtung von Herkunft, Religion und Geschlecht.“

Schon vor dem Ukraine-Krieg war es voll in den Flüchtlingsunterkünften. Rechnerisch waren zwar 47 von 186 Plätzen nicht belegt, „aber wir können beispielsweise nicht einen Alleinstehenden zusammen mit einer Familie unterbringen“, sagt Gratz. Zudem könnten 15 bis 20 Bewohner mit Aufenthaltsrecht in eine eigene Wohnung ziehen, wenn sie eine finden würden. Auch für diese Gruppe hat die Stadt einen Such-Aufruf gestartet. Außerdem will sie in Jüchen eine Immobilie für bis zu 20 Menschen anmieten.

Bei dem jetzt von Jüchenern gemeldeten Wohnraum handelt es sich überwiegend um Zimmer für eine kurzzeitige Unterbringung. „Wir sind nun auf der Suche nach abgeschlossenen Wohneinheiten für eine längerfristige Bleibe“, sagt Gratz. Doch das Dach über dem Kopf ist nicht das einzige, das die dem Krieg Entronnenen brauchen. Warme Jacken, Winterschuhe, Hygieneartikel – einfache, alltägliche Dinge sind in der Kleiderkammer des Malteser Hilfsdienstes Jüchen-Grevenbroich an der Kölner Straße gefragt. „In der vergangenen Woche haben wir bereits eine Frau und ihr Kind aus der Ukraine ausgestattet, mit Kinderwagen, Kindersitz, Schlafsack und anderem“, erläutert Thomas Zanders, Verantwortlicher in der Kleiderkammer. In dieser Woche hätten weitere Frauen und Kinder aus der Ukraine eine Erstausstattung erhalten, unter anderem auf Vermittlung durch die Verwaltung. „Die Menschen sind unheimlich dankbar“, sagt Zanders. „Wir stehen in Kontakt mit der Stadt und bereiten uns vor. Wir wollen Vorräte für rund 200 Menschen anlegen.“ In der vergangenen Woche hatten die Malteser bereits 200 Wolldecken und etliches anderes Material für einen Hilfstransport bereitgestellt.

Die Malteser sammeln weiter, mit Unterstützung etwa auch des „Cafés Welcome“. „Die Spendenbereitschaft ist riesengroß“, betont Ortsbeauftragter Sascha Klein. Kleidung für Kinder, Jugendliche und Frauen werden benötigt, aber auch Seife, Zahnpasta, Windeln und andere Hygieeartikel.

Bürgermeister Harald Zillikens habe, wie Dezernentin Gratz erklärt, Menschen mit ukrainischem Pass angeschrieben und gefragt, ob sie fürs Übersetzen zur Verfügung stehen. Dezernentin Annette Gratz rät, dass sich auch in Privatinitiative untergebrachte Menschen wegen der Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sofort bei der Integrationsstelle der Stadt anmelden, „damit der Unterhalt gesichert ist“. Außerdem bittet Gratz, dass Menschen, die Flüchtlinge an der Grenze abholen, möglichst „für deren Unterbringung Sorge tragen“.

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