Langenfeld A3: Minister gegen Standstreifen-Lösung
langenfeld/Solingen · In einem Brief spricht sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst beim gepanten achtspurigen Ausbau der Autobahn A3 um Langenfeld zwischen Hilden und Leverkusen gegen die Nutzung des Standstreifens als vierter Spur aus.
Die Idee, bei dem geplanten Ausbau der Autobahn A3 auf acht Spuren die bereits vorhandenen Standstreifen zu nutzen, stößt bei der NRW-Landesregierung auf wenig Gegenliebe. Wie bereits berichtet, geht aus einem Schreiben von Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) an Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) hervor.
So heißt es in dem Brief aus Düsseldorf im besten Beamten-Deutsch unter anderem, „Verkehrsqualität und Sicherheitsniveau einer Seitenstreifenfreigabe“ würden keineswegs „denen eines regulären Ausbaus“ entsprechen. Was im Klartext bedeutet, dass aus Sicht der Landesregierung eine Verbreiterung der vielbefahrenen Autobahn in den kommenden Jahren unumgänglich erscheint.
Die A 3 ist eine der am stärkstenbefahrenen Straßen Deutschlands. Auf dem Abschnitt bei Langenfeld fahren täglich rund 120.000 Fahrzeuge, darunter rund zehn Prozent Schwerlast. Ständig kommt es zu Staus und zäh fließendem Verkehr. Bis 2030 steigert sich dieser Verkehr laut aktueller Schätzung um bis zu 15.000 Fahrzeuge am Tag, der Lkw-Verkehr nimmt dabei 17 Prozent ein. Der Bundesverkehrswegeplan sieht daher den achtspurigen Ausbau der bislang sechsspurigen A 3 zwischen Hilden und Leverkusen auf einer Länge von 19,7 Kilometer vor. Die Vorplanungen laufen bereits seit 2013.
Für den Ausbau müssen Grundstücke gekauft oder enteignet werden. Betroffen sind Städte, Unternehmen und Privatleute. Unter Umständen müssen auch Teile der Naturschutzgebiete Ohligser Heide und des Further Moores bebaut werden. Das wollen die Kritiker verhindern. Sie möchten, dass der Standstreifen im Bedarfsfall für den Verkehr freigegeben wird. Ein flankierender Vorschlag ist ein Tempolimit von 100 km/h und ein Überholverbot für Lkw. Daneben befürchten viele Kritiker erhebliche zusätzliche Lärmbelastungen für Wohngebiete.
Im Juli letzten Jahres hatte der Langenfelder Stadtrat einstimmig eine Resolution gegen die im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene Verbreiterung auf acht Fahrspuren plus zwei Standstreifen beschlossen. Statt – wie geplant – entlang dieser Strecke die streng geschützten Grünflächen zu bebauen, sollten nach dieser Resolution künftig in beiden Richtungen die Standstreifen als vierte Fahrspur genutzt werden. Dies ermögliche die grundsätzlich befürwortete Achtspurigkeit mit gutem Lärmschutz, wenigen Nothaltebuchten, Tempolimit und digitaler Verkehrslenkung. Auch die Stadtverantwortlichen von Solingen, Hilden und Leichlingen vertreten diese Position.
Die Verwaltungschefs der anliegenden Städte sind im vergangenen Jahr ihrerseits in die Offensive gegangen und haben eine dauerhafte Nutzung der schon bestehenden Standspuren ins Gespräch gebracht. Dabei handelt es sich um eine parteiübergreifende Initiative, gehören neben Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider (CDU) dessen Amtskollegen Birgit Alkenings (Hilden; SPD), OB Tim Kurzbach (Solingen; SPD) und Frank Steffes (Leichlingen; SPD) sowie Thomas Hendele als Landrat des Kreises Mettmann (CDU) zu den Befürwortern der Standstreifen-Idee.
Laut Straßen.NRW sei bereits 2011 geprüft worden, ob die Freigabe des Standstreifens im Bedarfsfall einen Ausbau vielleicht überflüssig mache. Demnach komme die Freigabe für den fließenden Verkehr grundsätzlich nur in Ausnahmen und auch nur als Übergang in Betracht. Überlastete Autobahnen müssten in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium und der Straßenverkehrsbehörde ausgebaut werden, hieß es weiter. Mit der aktuellen Stellungnahme des NRW-Verkehrsministers wächst die Zahl der Ausbaubefürworter weiter.