Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath Ohne Glocken wird geklappert

Grefrath · Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag. Mit den Zweigen sind alte Bräuche verbunden.

 Museumsleiterin Anke Petrat präsentiert eine Karfreitagsklapper.

Museumsleiterin Anke Petrat präsentiert eine Karfreitagsklapper.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Was verbindet Kaffeesatz, rote Bete, Zwiebelschalen, Kurkuma, Spinat und Blaubeeren? Die Antwort ist ganz einfach. Mit all diesen Dingen können zu Ostern Eier auf ganz natürliche Art und Weise gefärbt werden. Für einen natürlichen Färbesud muss die entsprechende Zutat zerkleinert und in Wasser eine halbe Stunde gekocht werden. Danach wird das Ganze abgeseiht, und man fügt einen Schuss Essig hinzu. In diesem Sud kocht man die Eier zehn Minuten. Für einen noch kräftigeren Farbton können sie im erkalteten Sud liegen bleiben, bis der gewünschte Farbton erreicht ist.

Was aber verbindet die Eier und den Hasen mit Ostern? Der Hase an sich hat nichts mit den kirchlichen Symbolen rund um Ostern zu tun. Er ist lediglich ein Symbol für die Fruchtbarkeit, was für die Eier an sich auch gilt. „Woher der Osterhase kommt, weiß man nicht genau. Bei den Eiern ist es hingegen so, dass sie ein Symbol für das Leben sind. Sie stehen für neues und ewiges Leben“, sagt Kevin Gröwig, Museumspädagoge und stellvertretender Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums Grefrath. In der 40-tägigen Fastenzeit ab Aschermittwoch durften keine Eier gegessen werden, da sie als flüssiges Fleisch galten. Dadurch kam es zu einer starken Ansammlung von Eiern vor dem Osterfest. Die vielen Eier wurden bemalt und verschenkt beziehungsweise als Zahlungsmittel genutzt. So gehören bunt gefärbte oder angemalte Eier noch heute zum Osterfest dazu.

 Ein sehr willkommenes Geschenk: Dieses hübsche, bunte Ei enthält leckere Bonbons.

Ein sehr willkommenes Geschenk: Dieses hübsche, bunte Ei enthält leckere Bonbons.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Die Osterfeierlichkeiten beginnen am Sonntag mit dem Palmsonntag. Im Gottesdienst bekommen die Kirchenbesucher den traditionellen, mit Weihwasser gesegneten Palmzweig. „Klassischerweise handelt es sich um einen Buxbaumzweig. Da der Buxbaumzünsler aber für minimierte Bestände sorgt, ist es heute vielerorts einfach ein Zweig einer immergrünen Pflanze. Es ist das Zeichen des Siegs von Jesus über den Tod“, sagt Gröwig. Der Palmzweig wird im Haus hinter das Kreuz gesteckt und ist ein Segenszeichen. Einst sollte er auch böse Geister und Hexen abhalten. „Bei Gewitter warfen die Menschen früher ein Stückchen des Palmgrüns ins Feuer. Das sollte verhindern, dass der Blitz einschlug“, berichtet der Museumspädagoge.

Ein weiterer wichtiger Tag ist der Gründonnerstag. Hier gilt die Tradition, etwas Grünes zu essen. Sieben, neun oder zwölf grüne Zutaten gehören in eine Suppe. So beschreiben Helena Siemes und Gerd Philips in ihrem Buch „Durch das Jahr: Feste und Bräuche am Niederrhein“ eine grüne Suppe aus Porree, Sellerieblättchen, Grünkohl, Petersilie, Estragon, Kerbel, einigen Blättchen Löwenzahn, einem Brennnessel- und einem Feldsalatblatt.

Alle Zutaten werden mit Natron abgekocht und danach durch den Wolf gedreht. Das Ganze wird mit einigen gequetschten gekochten Kartoffeln und etwas Mehl in einer Tasse mit Milch angerührt, vermischt. Mit Pfeffer, Muskat sowie Salz abschmecken, einmal aufkochen, und fertig ist die grüne Suppe. Der Gründonnerstag leitet sich von dem Wort greinen ab, was so viel heißt wie weinen.

 Von Karfreitag bis zum Ostersonntag schwiegen früher die Glocken. Das Verkünden der Tageszeiten und der Ruf zu den Gottesdiensten geschah über Lärminstrumente, Karklappern und -ratschen. „Es waren die Küster, später die Messdiener und dann einfach nur Kinder, die durch die Gemeinde zogen und die Lärminstrumente schwangen“, sagt Gröwig. Wobei das Niederrheinische Freilichtmuseum über solche Lärm­instrumente verfügt.

 Weihnachten fällt immer auf den 24. Dezember, Ostern hingegen ist ein bewegliches Fest. „Das liegt darin begründet, dass Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert wird“, erklärt Gröwig. Schon im vierten Jahrhundert wurde festgelegt, dass der 21. März der Frühlingsanfang ist. Alle anderen beweglichen Feiertage wie Christi Himmelfahrt oder Pfingsten richten sich wiederum nach dem Osterfest aus. Jesus fuhr am 40. Tag in den Himmel auf, und 50 Tage nach Ostern wird Pfingsten gefeiert.

Zu Ostern gibt es auch entsprechende Spiele für Jung und Alt, die schon ziemlich alt sind. Eins davon ist das Eiertippen, bei dem jeweils die spitzen und die stumpfen Seiten der Eier am besten ganz vorsichtig aneinandergeschlagen werden. Es verliert derjenige, dessen Eischale kaputt geht.

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