Lehrbienenhaus im Freilichtmuseum Grefrath Wo man Bienen bei der Arbeit zusieht

Grefrath · Im Freilichtmuseum in Grefrath wird am Sonntag das Lehrbienenhaus wieder eröffnet. Mit Fördermitteln wurde renoviert und ausgebaut: Die Honigbiene kann in hochauflösenden Videos und in natura beobachtet werden.

 Paul-Heinz Backes vom Bienenzuchtverein Oedt und Umgebung kennt sich in der Welt der Honigbiene bestens aus.

Paul-Heinz Backes vom Bienenzuchtverein Oedt und Umgebung kennt sich in der Welt der Honigbiene bestens aus.

Foto: Norbert Prümen

Zum Frühlingsbeginn wird im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath das Bienenhaus wiedereröffnet. Am Sonntag, 20. März, wird auch Landrat Andreas Coenen (CDU) ab 11 Uhr vor Ort sein: „Wir können den vielen Besucherinnen und Besuchern, vor allem Familien und ihren Kindern, die Biene noch näher bringen – quasi den Mensch zur Biene.“

Seit 1963 gibt der Bienenzuchtverein Oedt und Umgebung von 1947 sein Wissen um die Honigbiene an junge und junggebliebene Interessierte weiter. Seit 2009 befindet sich das Lehrbienenhaus auf dem Gelände des Freilichtmuseums. Hier dient es vor allem der Umweltbildung sowie der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Das Bienenhaus war und ist ein beliebter Anziehungspunkt für die Besucher des Museums. Nun wurde die Ausstellung im und am Bienenhaus mit Fördergeldern aus dem „Soforthilfeprogramm Heimatmuseen und landwirtschaftliche Museen 2021“ modernisiert. Dank der zusätzlichen Unterstützung des Museumsvereins Dorenburg konnten rund 14.000 Euro eingesetzt werden. „Im April des vergangenen Jahres wurden wir auf ein Soforthilfeprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für landwirtschaftliche Museen aufmerksam“, erläutert Kevin Gröwig, stellvertretender Museumsleiter und Museumspädagoge. Das ehemalige Haus sei in die Jahre gekommen, ebenso die Lehrmittelsysteme. „Jetzt konnten wir das Design des Bienenhauses an das Konzept des gesamte Museums anpassen und eine neue didaktische Ebene hinzufügen.“

Nun gebe es eine Kinder- und eine Erwachsenenebene: Imker Paul und Biene Klara erklären die Biologie der Honigbiene und die Imkerei auch für Kinder verständlich. „Kinder finden ihre Texte anhand von Illustrationen, Erwachsene können sich hier natürlich auch informieren“, erläutert Gröwig. Der Schwerpunkt liege jetzt vor allem auf der Honigbiene. Verdeutlicht werden zwei Aspekte: Einerseits wird das Leben der Honigbiene selbst erklärt – das übernimmt die Biene Klara –, andererseits aber auch das Verhältnis Mensch und Biene beleuchtet – das ist die Aufgabe von Imker Paul. Pädagogisch abgetrennt dazu wird weiterhin die Imkerei vorgestellt. Das überlasse man den Praktikern, wenn sie samstags vor Ort sind.

Auch auf die Bedeutung der Wildbiene wird hingewiesen – und auch auf die Bedrohung, der sie ausgeliefert ist. „Die Imker kümmern sich um die Honigbiene, hier muss man sich keine großen Sorgen machen. Die Wildbiene ist allerdings bedroht und muss geschützt werden“, sagt Gröwig. „In Deutschland zählen wir rund 560 Arten der Wildbiene“, ergänzt Paul-Heinz Backes vom Bienenzuchtverein. Mit dem Lebensraum der Wildbiene hängen weitere Arten zusammen und bedingen sich gegenseitig. „Der Imker kann die Wildbiene nicht schützen, das ist Aufgabe der Gesellschaft“, sagt Paul-Heinz Backes.

Das Thema ist mehr als komplex: Großparzellige Landwirtschaft nach der Flurbereinigung, Insektizide, Lichtverschmutzung. „Es hat 50 Jahre gedauert, bis dieses verloren gegangene Bewusstsein jetzt wieder geweckt worden ist“, stellt Herbert Kättner, Vorsitzender des Museumsvereins Dorenburg, fest.

Im Lehrbienenhaus werden kontinuierlich Imker und Imkerinnen ausgebildet. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, bestätigt Kevin Gröwig, „nach der Corona-Delle haben wir wieder vermehrt Anfragen.“ Im Bienenhaus selbst hat man einen Einblick in die Imkerwerkstatt. Für die Kurse sollten sich vor allem Anfänger angesprochen fühlen, erklärt Paul-Heinz Backes. Nach einem Theorieteil folgt schon bald der artgerechte Umgang mit den Bienen. „Unsere Kurse sind sehr praxisorientiert“, ergänzt er.

Um das Interesse zu wecken, hat die Museumsleitung einen größeren Schaukasten installiert. Zusätzlich kann man sich an einer Videostation informieren. Das Institut für Bienenkunde in Oberursel hat 18 hochauflösende Videos aus dem Inneren eines Bienenstocks veröffentlicht. „Jetzt können wir gestochen scharf zeigen, wie die Bienen Pollen oder Nektar einlagern, wie die Larven versorgt werden oder wie Wachsplättchen erst ausgeschwitzt und dann verbaut werden“, sagt Gröwig. Diesen Innenblick könne man jetzt auch im Winter präsentieren. Der eigentliche Bienenschaukasten sei von Mai bis August  – mit Leben gefüllt – zu sehen.

Informationen (Öffnungszeiten, Preise, Corona-Bedingungen) unter www.kreis-viersen.de › Themen › Freizeit › Niederrheinisches Freilichtmuseum.

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