Borussias früherer „Maestro“ „Zeit als Profi eigentlich vorbei“ – So geht es bei Raffael weiter

Mönchengladbach · Der Ex-Borusse Raffael hat keinen neuen Verein mehr gefunden und hört auf mit der Profi-Karriere. Er plant nun konkret die Zeit nach dem aktiven Fußball. Zusammen mit dem früheren Gladbacher Chiquinho hat er eine Fußball-Akademie – und ist jetzt auch in der Berater-Branche tätig.

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Die Deadline bis Ende 2022, die sich Raffael gesetzt hatte, ist verstrichen, ohne dass der frühere Borusse einen neuen Verein gefunden hat. Darum hat er für sich nun die Entscheidung getroffen, die er lange vor sich hergeschoben hatte: Raffael beendet seine Karriere. „Ich liebe es immer noch, Fußball zu spielen, aber meine Zeit als Profi ist eigentlich vorbei“, teilte er unserer Redaktion mit.

Zuletzt hat der 37-jährige Brasilianer im Juni 2020 in der Bundesliga gespielt, damals kam er am letzten Spieltag  für ein paar Abschiedsminuten zum Einsatz - ausgerechnet im Spiel der Klubs in Deutschland, die ihm immer noch am Herzen liegen, Gladbach und Hertha BSC. Die Spieler beider Teams applaudierten dem „Maestro“, als er den Rasen des Borussia-Parks betrat. Nach seinem Bundesliga-Ausstand versuchte er noch, am Ball zu bleiben, doch mehr als ein kurzes Comeback in der Slowakei bei FK Pohronie gab es nicht. Gerüchte, er könne in seine brasilianische Heimat  wechseln, zerschlugen sich. Nun plant der Brasilianer immer konkreter die Zeit nach dem aktiven Fußball.

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Foto: dpa, hrad nic

Er bleibt dem Spiel, das er liebt und lebt, treu. Als Fußball-Lehrer, Kostenpflichtiger Inhalt mit dem anderen früheren Borussia-Brasilianer Chiquinho, betreibt Raffael die Fußball-Akademie „CFA“. Das gab er schon im November bekannt. Und jüngst stellte ihn die Berliner Berateragentur „Macospo“ als neuen Botschafter vor. „Wir sind mit den Schwerpunkten Deutschland, Brasilien und Portugal als Beratungs- und Vermittlungsagentur für die an Transfers beteiligten Klubs, Agenturen und Spielern tätig. Raffaels Erfahrung aus weit über 500 Profispielen ist für uns sehr wertvoll“, sagt Marcus Haase, Geschäftsführer der Agentur. Aus Raffaels Berliner Zeit kennen sich Raffael und Haase. „Wir haben Raffa dann Mitte 2022 gefragt, ob er sich das vorstellen kann, er hat sich Gedanken gemacht und Ende des Jahres zugesagt“, sagt Haase.

Doch wird der ehemalige Edelkicker mehr sein als nur ein Botschafter. Raffaels Expertise als Ex-Profi, aber auch als Mensch ist gefragt. Schon zu seiner Zeit in Gladbach war er nicht nur auf dem Rasen wichtig für das Team, sondern auch in der Kabine.

„Papi“ nannten ihn die Kollegen, vor allem für Spieler wie Mo Dahoud (jetzt Borussia Dortmund) und später den jungen Portugiesen Famana Quizera war er eine wichtige Bezugsperson. Diese Sozialkompetenz will Raffael nun in den Job bei der Berateragentur einbringen, er soll nicht nur repräsentieren, sondern mit seinen Kontakten helfen, Spieler aus Brasilien und Portugal in der Bundesliga unterzubringen, und diesen beratend zur Seite zu stehen. „Ich möchte jetzt gern meine Erfahrungen an junge Spieler weitergeben“, sagt Raffael. Spielerisch tut er das in der Akademie mit Chiquinho. In der Agentur wird er vor allem im Bereich „Player- und Transfermanagement“ tätig sein, „da steht die persönliche Entwicklung der Spieler im Mittelpunkt“, sagt Haase.

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Foto: imago/Frinke

Raffael selbst kam mit 16 Jahren aus Brasilien in die Schweiz, mit 18 wechselte er vom FC Chiasso zum FC Zürich, wo er in Trainer Kostenpflichtiger Inhalt Lucien Favre einen wichtigen Mentor hatte, der aus dem schmalen Stürmer den Prototyp der Neuneinhalb formte. Später arbeiteten beide auch bei Hertha und Borussia erfolgreich zusammen, im Hauptstadtklub wie am Niederrhein gilt Raffael als „Legende“. In Gladbach gehörte er entsprechend zum „Legendenteam“, das am 17. Dezember 2022 die aktuelle Profimannschaft herausforderte.

Es ist bei Raffael wie bei vielen Berufsfußballern: Der Schritt, zu sagen, dass es vorbei ist, ist schmerzlich. Die Hoffnung, noch mal einen Verein zu finden, aufzugeben, ist Raffael daher nicht leicht gefallen. Darum ist es für ihn wichtig, weiter im Fußball tätig zu sein. „Als früherer Musterprofi weiß er genau, worauf es in der Bundesliga ankommt, egal mit welchen früheren Teamkollegen man spricht, es wird deutlich, dass er ein unglaublich hohes Ansehen genießt“, sagt Haase.

Der Agentur-Chef lebte selbst fünf Jahre in Brasilien und hofft nun, künftig wieder mehr Profis von dort in der Bundesliga zu sehen. Derzeit kommen nur vier Spieler aus dem Land des Rekordweltmeisters. „In früheren Jahren waren es deutlich mehr. Es gibt viele Stereotype über brasilianische Spieler, mit denen wir auch mithilfe von Raffael aufräumen wollen“, sagt Haase.

Für Raffael, der mit seiner Familie in Jüchen-Hochneukirch lebt, ist der Job in der Berliner Agentur ein nächstes Standbein im Leben nach dem Profi-Dasein.

 Raffael, hier im Gladbach-Trikot, arbeitet nun in einer Berater-Agentur.

Raffael, hier im Gladbach-Trikot, arbeitet nun in einer Berater-Agentur.

Foto: imago sportfotodienst

Am Ball sein wird er aber weiterhin: in Gladbachs Traditionsmannschaft, der Weisweiler Elf, in der er Ende Juni 2022 sein Debüt gab. „Was für eine Freude“, schrieb Raffael damals in einem Post bei Instagram. „Jetzt gehört ‚Papi’ auch dazu.“ Gleiches gilt jetzt für „Macospo“. Wie einst Hertha BSC und Borussia gilt Raffael auch da als absolute Verstärkung.

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