Von Chiquinho bis Raffael Borussias Südamerikaner
Erinnern Sie sich an Marcelo Pletsch, den Brasilianer, der alles andere als brasilianischen Fußball spielte? Oder an Federico Insúa, den technisch starken Argentinier, der sich nicht durchsetzte? Zwölf Südamerikaner haben schon für Borussia gespielt.

Chiquinho (1997 bis 2000)
Alexandre Da Silva „Chiquinho“ war 1997 der erste Brasilianer bei Borussia - und auch der erste Südamerikaner. Manager Rolf Rüssmann „luchste“ ihn Borussia Dortmund ab, wo er schon auf dem Teamfoto dabei war und holte ihn ablösefrei von Uniao Sao Joao. Doch die Hoffnung auf Samba in Gladbach erfüllt sich nicht, Chiquinho tat sich schwer. In drei Jahren bei Borussia kam er nur wenig zum Einsatz. 2000 wechselte er dann zu Rot-Weiß Oberhausen. Chiquinho ist aber in Gladbach heimisch geworden, spielte zuletzt noch für den benachbarten Amateurklub ASV Süchteln und „wechselte“ nach seiner Karriere zur Weisweiler Elf.
Bilanz: 38 Spiele, 5 Tore, 2 Vorlagen.

Marcelo Pletsch (1999 bis 2005)
Er war nicht nur ein weißer Brasilianer, sondern auch einer der wohl unbrasilianischsten Fußballer aller Zeiten. Hans Meyer, damals Trainer, verzweifelte an den technischen Unversiertheiten des Innenverteidigers – aber auch viele Stürmer an seiner Abwehrarbeit. Bei den Fans hatte Pletsch Kultstatus, es gab sogar die Internetseite „Planet Pletsch“ zu Ehren von „Ikea“, dem Kleiderschrank. Nebenbei hatte der Mann mit Wurzeln in der Pfalz in seiner Heimat Brasilien eine Schweinefarm. Landete später im Gefängnis, weil er mit kiloweise Drogen erwischt wurde.
Bilanz: 88 Bundesligaspiele (drei Tore), 54 Zweitligaspiele.

Kahê (2005 bis 2007)
Carlos Eduardo de Souza Floresta (2005 bis 2007) hat den wohl klangvollsten Namen aller Borussen-Brasilianer. Er nannte sich aber „Kahê“ – und sah aus wie der Film-Oger Shrek. Manager Peter Pander hatte ihn bei Ponte Preta in der zweiten Liga Brasiliens entdeckt. Doch trotz aller hübschen Schlagzeilen mit seinem Kosenamen: Angst und Schrecken verbreitete er in des Gegners Abwehrreihen nicht. Allerdings mochte er deutsches Backwerk, vor allem Bienenstich.
Bilanz: 53 Bundesligaspiele, 6 Tore.

Giovane Elber (2005)
Elber gehört zu den erfolgreichsten Ausländern der Bundesliga-Geschichte – aber auch zu den größten Flops in Borussias Historie. Er war verletzt, als er kam, blieb es und ging als Verletzter. Ständige Spekulationen über seine Comebacks, den Wert Elbers für das Team, später Zwistigkeiten mit Trainer Horst Köppel, 50 Einsatzminuten und verdammt viele verkaufte Elber-Trikots, das war, was von Elber blieb.
Bilanz: 4 Bundesligaspiele, kein Tor.
Federico Insúa (2006 bis 2007)
Der erste Argentinier der Vereinsgeschichte kam von den Boca Juniors, dem Club des großen Diego Maradona. Insúa bekam dann auch die legendäre 10 und Borussia zahlte vier Millionen Euro für ihn - es war der bis dahin teuerste Einkauf des Klubs. Insúaa war ein feiner Techniker und flinker Dribbler, doch seine Ideen kamen meist bei den Mitspielern nicht an. Tore schoss er zu wenige, und so blieb es bei einigen Andeutungen seiner Spielkunst, bevor er nach einem Jahr wieder entschwand.
Bilanz: 32 Bundesligaspiele, 2 Tore.

Roberto Colautti (2007 bis 2010)
Borussias zweiter Argentinier hatte nebenbei einen israelischen und einen italienischen Pass. Der Stürmer kam aus Córdoba, wo das deutsche Nationalteam bei der WM 1978 eine der brutalsten Pleiten aller Zeiten kassierte – das 2:3 gegen Österreich. Colautti, die „Kobra“, machte nicht viel in Gladbach, doch er schoss eines der wichtigsten Tore der (jüngeren) Vereinsgeschichte: das 1:0 gegen Schalke 04 am 10. Mai 2009, womit er Borussia quasi vor dem Abstieg bewahrte. Ein Mann für die Geschichtsbücher, der kaum Spuren hinterließ.
Bilanz: 57 Bundesligaspiele, 9 Tore.

Dante (2009 bis 2012)
Der Dichter und Philosoph Dante Alighieri schrieb die „Göttliche Komödie“, der wuschelköpfige Brasilianer Dante Costa Bonfim Santos bei Borussia Geschichte. Im Januar 2009 kam er aus Lüttich, spielte zunächst zwar wackelig in der Abwehr, machte aber in Cottbus das Kopfballtor, das endgültig den Abstieg verhinderte. Dann reifte er, auch wenn er weiter öfter mal Flapsigkeiten zeigte, zu einem Abwehrspieler internationaler Klasse. Dante, für die Fans eine Kultfigur, war einer der Köpfe des Aufstiegs auf Platz vier und der Europapokal-Rückkehr. Doch durch sein Geplänkel um den Wechsel zu den Bayern und, natürlich, den verschossenen Elfmeter im DFB-Pokalhalbfinale gegen die Münchener verspielte er einigen Kredit.
Bilanz: 93 Bundesligaspiele, 8 Tore.

Raúl Bobadilla (2009 bis 2012, 2017/18)
„Boba“ kam für vier Millionen Euro aus der Schweiz, von Grasshoppers Zürich. Er war der dritte Argentinier in Gladbach – und auch er kam nicht wirklich zurecht. Es gab hoffnungsvolle Tage, wie bei einem 4:3 gegen Bremen, als er zwei Tore schoss und groß aufspielte. Auch gegen den 1. FC Köln traf er doppelt. Doch Bobadilla war zu unstet, wurde zwischenzeitlich an Aris Saloniki in Griechenland ausgeliehen. Er versuchte es ein zweites Mal, doch es klappte nicht. Im Januar 2012 ging er zurück in die Schweiz. Und kam 2017 sogar noch einmal wieder, blieb aber ohne Torerfolg.
Bilanz: 59 Bundesligaspiele, 8 Tore.
Juan Arango (2009 bis 2014)
Juan Fernando Arango Saenz war der erste „echte“ Venezolaner bei Borussia (Martin Dahlin hatte neben dem schwedischen einen venezolanischen Pass). Er hat einen linken „Zauberfuß“, mit dem er schon verblüffende Tore erzielte. „Borussias Tor des Monats“ hatte er zeitweise abonniert. Arango ist ein Feintechniker, vielleicht einer der besten, die es in Gladbach je gab. Aber er war zuweilen hochgradig lethargisch. Im Team hatte er wegen seiner Spielkunst Respekt, doch sprechen tut der „Chiller“ nicht viel. Nun ja, und ein Lächeln von ihm ist auch selten. Nur wenn er in seinen Augen schöne Tore macht, wirkt er wirklich fröhlich.
Bilanz: 175 Bundesligaspiele, 31 Tore, 57 Vorlagen.

Bamba Andersson (2010 bis 2011)
Der Brasilianer Anderson Soares de Oliveira, kurz Bamba Anderson, kam im Sommer 2010 von Tombense zu Borussia, er kostete stattliche 1,5 Millionen Euro. Zuvor war er an den VfL Osnabrück und Fortuna Düsseldorf ausgeliehen gewesen. Sein Start bei Borussia war extrem unglücklich: Beim 0:7 in Stuttgart debütierte er in der zweiten Halbzeit, er kam ins Spiel, als es noch 0:2 stand. So richtig kam er nie an bei Borussia. Nach nur einer Saison wurde er an Eintracht Frankfurt ausgeliehen und später an die Hessen verkauft.
Bilanz: 14 Spiele, kein Tor

Igor de Camargo (2010 bis 2013)
Igor Alberto Rinck de Camargo, wie der brasilianische Offensivmann mit belgischem Pass richtig heißt, wurde für vier Millionen Euro eigentlich als „Zehner“ aus Lüttich geholt. Doch die Rolle des Spielmachers spielte er nie. De Camargo war aber oft verletzt – aber immer dann, wenn es wichtige Tore zu erzielen gab, tat er es: Seine größten Taten gab es in der Relegation gegen Bochum zu sehen. Im ersten Spiel schoss er das 1:0 in der Nachspielzeit, das später in einem Gänsehaut-trächtigen Kinospot mit ihm zu sehen war, im zweiten Spiel bereitete er das 1:1 von Marco Reus vor. Borussia blieb erstklassig. Auch sein 1:0 zum zweiten Sieg bei den Bayern ist legendär. Insgesamt lassen sich seine Tore im wichtigen Moment mit rund 20 Millionen Euro aufwiegen.
Bilanz: 58 Spiele, 14 Tore.

Raffael (2014 bis 2022)
Hatte die Nummer 11. Aber er war die Nummer 12. Denn vor dem Brasilianer, der mit vollständigem Namen Raffael Caetano de Araujo heißt, gab es bereits elf andere Südamerikaner in Borussias Vereinsgeschichte. Neun von ihnen waren, wie Raffael, Offensivkräfte, nur drei waren Verteidiger. Mario Kempes, der argentinische WM-Held von 1978 gehört nicht dazu, er trug nur im Abschiedsspiel von Rainer Bonhof am 4. September 1984 das Borussen-Trikot. Raffael spielte acht Jahre für Gladbach, seine Tore trugen enorm zu den Champions-League-Teilnahmen 2015 und 2016 bei. Seine tollste Halbeit spielte er 2016 beim 1:2 gegen den FC Barcelona, zur Pause führte Borussia 1:0, dann musste „Raffa“ verletzt raus. Er war der „Maestro“ des Gladbacher Spiels in seiner Zeit. Kein Südamerikaner schoss mehr Tore für Gladbach. Seit 2022 spielt er für die Weisweiler Elf, Borussias Traditionsteam.
Bilanz: 201 Spiele, 71 Tore, 35 Vorlagen.

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