Mehr als ein Benefizspiel Was sich Borussia und die ukrainische Nationalmannschaft von ihrem Duell erhoffen

Mönchengladbach · Am Mittwoch empfängt Borussia Mönchengladbach die ukrainische Nationalmannschaft, für die es die erste Partie seit Beginn des Krieges ist. Wie das Duell zustande gekommen ist, was die Menschen in der Ukraine davon haben sollen und wie viele Zuschauer erwartet werden.

 Jonas Hofmann trug mit Borussia Mönchengladbach bereits Anfang März eine klare Botschaft auf den Aufwärmshirts.

Jonas Hofmann trug mit Borussia Mönchengladbach bereits Anfang März eine klare Botschaft auf den Aufwärmshirts.

Foto: dpa/Tom Weller

Die Fußballer der ukrainischen Nationalmannschaft stehen am Mittwoch vor einer besonderen Aufgabe. Während in ihrer Heimat Krieg herrscht, werden sie erstmals seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar wieder ein Spiel bestreiten, um so aus der Ferne ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Gegner ist die Gladbacher Bundesligamannschaft, gespielt wird um 20.45 Uhr im Borussia-Park.

„Die Nationalmannschaft will eine Botschaft der ukrainischen Einigkeit aussenden und zeigen, wie wichtig ihnen die Unterstützung aus der ganzen Welt ist“, sagte Iryna Shum, die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf im Vorfeld der Partie.

Für die Spieler, die gerade in Slowenien ein Trainingslager absolvieren, sei es ebenso wichtig, dass sie die Unterstützung der Menschen im Stadion spüren. Rund 14.000 Tickets waren bis Montag weg, 20.000 seien das Ziel. Karten gibt es zu vergünstigten Preisen, ukrainische Staatsbürger können diese sogar kostenlos bestellen. Rund 150.000 Ukrainer sind laut Shum mittlerweile alleine nach Nordrhein-Westfalen geflohen.

Gladbach: Transfer-Kandidaten - Anthony Rouault und Dion Beljo noch zu haben
24 Bilder

Das ist aus den Transfer-Kandidaten für Borussia geworden

24 Bilder
Foto: AFP/VALENTINE CHAPUIS

„Wir würden uns freuen, wenn die Menschen in den ukrainischen Farben zum Spiel kommen“, sagte Shum. Auf den Tribünen sollen zudem kleine Flaggen verteilt werden. Borussia hat das Spiel zu einem Benefizspiel erklärt und wird den kompletten Gewinn der Partie dem guten Zweck zukommen lassen. Bislang hat der Klub bereits für jedes Vereinsmitglied einen Euro gespendet, zudem können die Zuschauer weiterhin im Stadion ihr Becherpfand spenden. „Aktuell sind so knapp 180.000 Euro zusammen gekommen“, sagte Borussias Geschäftsführer Schippers. Von diesem Geld seien beispielsweise Medikamente gekauft und anschließend in die Ukraine verschickt worden, erklärte er.

Durch das Spiel soll die Summe weiter anwachsen, doch wie ist das Duell zwischen Gladbach und der Ukraine überhaupt zustande gekommen? „Wir sind vom Justiziar des ukrainischen Fußballverbandes angesprochen worden, ob so etwas möglich sei“, sagte Schippers. „Wir wollen der Ukraine sportlich die Möglichkeit geben, sich auf die wichtigen Spiele vorzubereiten, aber auch eine Plattform bieten, um auszudrücken, dass das, was in der Ukraine passiert, zu verabscheuen ist“, so Schippers. Für die Ukraine dient die Partie unter anderem der Vorbereitung auf das WM-Playoff-Spiel am 1. Juni gegen Schottland, zudem stehen danach drei Spiele in der Nations League an.

Die ukrainischen Spieler, die von Dienstag bis Donnerstag das Trainingsgelände der Borussen nutzen und zudem im vereinseigenen Hotel übernachten, werden auf ihren Trikots die Namen verschiedener ukrainischer Städte tragen. Der Kader besteht hauptsächlich aus Spielern der ukrainischen Top-Klubs Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk. Mykola Matvienko und Taras Stepanenko gehören zu denen, die in der Champions League 2020 gegen Borussia gespielt haben. Die Akteure, die in ausländischen Klubs aktiv sind, werden erst nach ihren jeweiligen Saisons zum Team stoßen.

Für Gladbachs Trainer Adi Hütter sei es eine Ehre, auf diese Art und Weise helfen zu können. Vier Tage vor dem letzten Saisonspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr) wird er die Spielzeit möglichst gleichmäßig verteilen. „Wir werden die Mannschaft bunt mischen und versuchen, zwei schlagkräftige Teams für je eine Halbzeit auf den Platz zu bringen. Wir können das eine oder andere ausprobieren und einigen Spielern, die zuletzt weniger gespielt haben, Einsatzzeit geben“, sagte Hütter.

Medial soll mit dem Spiel am Mittwoch eine möglichst große Reichweite generiert werden. Der Fernsehsender Prosieben wird ab 20.15 Uhr drei Stunden lang aus dem Borussia-Park berichten und den Zuschauern über verschiedene Wege die Möglichkeit geben, zu helfen. „Wir haben mitbekommen, dass der eine oder andere Fan die späte Anstoßzeit kritisiert hat, aber Prosieben hat uns klar signalisiert, dass die Einschaltquote zu dieser späteren Zeit mehr als doppelt so hoch sein wird“, sagte ein Sprecher des Vereins.

In Zusammenarbeit mit einem ukrainischen Fernsehsender werde es die Möglichkeit geben, die Partie aus der Ukraine zu verfolgen. „Das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Kiew vor zwei Wochen hat für eine große Aufmerksamkeit gesorgt. Solche Aktionen geben den Menschen in meinem Land Mut und Kraft“, sagte Shum. Und das ist schließlich wichtiger als das Ergebnis am Ende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort