Ukraine beim Eurovision Song Contest Von der Front auf die ESC-Bühne

Analyse | Düsseldorf/Turin · Während in ihrer Heimat Krieg herrscht, tritt die Band Kalush Orchestra am 14. Mai für die Ukraine beim Eurovision Song Contest an und ist der große Favorit auf den Sieg. Warum der Musikwettbewerb auch in diesen Zeiten für das Land so wichtig ist, zeigt ein Blick in die Geschichte.

Die ukrainische Band Kalush Orchestra tritt für die Ukraine beim Eurovision Song Contest 2022 an.

Die ukrainische Band Kalush Orchestra tritt für die Ukraine beim Eurovision Song Contest 2022 an.

Foto: dpa/Maxim Fesenko

Für ein Lied, das vor dem Krieg geschrieben wurde, spiegelt „Stefania“ von Kalush Orchestra erstaunlich gut die derzeitige Lage in der Ukraine wider. Bandgründer Oleh Psiuk hat das Stück seiner Mutter gewidmet. In einer Zeile rappt er: „Ich werde immer zu dir kommen, auch wenn alle Straßen zerstört sind.“ Am 10. Mai wird er es im Ersten Halbfinale auf der großen ESC-Bühne in Turin präsentieren und dann höchstwahrscheinlich wieder vier Tage später im Finale. Denn mitten im Krieg tritt die Ukraine beim Eurovision Song Contest an und hat, glaubt man den Wettanbietern, beste Chancen den Wettbewerb zu gewinnen. Wer heute einen Euro auf die Ukraine setzt, erhält im Fall eines Sieges nicht einmal zwei Euro zurück. Wen interessiert das, angesichts des großen Leids, der vielen Toten, der Zerstörung im eigenen Land? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Wahrscheinlich erstaunlich viele Ukrainer. Der in Deutschland oft belächelte Musikwettbewerb hat viel mit der Politik und dem Selbstverständnis der jungen Nation zu tun.