Ex-Trainer von Gladbach und Dortmund Das traut Horst Köppel den beiden Borussia-Klubs zu

Mönchengladbach · Horst Köppel holte Titel mit beiden Borussia-Klubs. Vor dem Duell am Samstag wünscht er sich ein Unentschieden, dem BVB traut er insgesamt jedoch in dieser Saison mehr zu als Gladbach.

Horst Köppel (l.) war insgesamt neun Jahre lang Gladbach-Trainer.

Horst Köppel (l.) war insgesamt neun Jahre lang Gladbach-Trainer.

Foto: Wiechmann, Dieter (dwi)

Horst Köppels Timing stimmt. Er ist rechtzeitig aus dem Urlaub zurückgekehrt, um am Samstag im Borussia-Park dabei zu sein, wenn sich zwei Klubs treffen, die in seiner Fußballer-Biografie eine große Rolle gespielt haben: die Borussia aus Mönchengladbach und die aus Dortmund. Köppel war in der Nähe von St. Moritz. Dort gab es viel Schnee und er war in der winterlichen Landschaft viel Wandern. „Das Skifahren habe ich aufgeben“, verrät er. Was das Borussen-Duell angeht, ist er passend dazu, dass er in der Schweiz war, neutral. „Ein 2:2 wäre mein Wunschresultat“, gesteht er.

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Sicherlich, der gebürtige Schwabe Köppel, der einst einer der flotten Gladbacher Stürmer war, die Günter Netzer aus der Tiefe des Raumes mit Bällen fütterte, ist längst am Niederrhein heimisch geworden. Darum sagt er: „Gladbach liegt mir noch mehr am Herzen als der BVB, weil ich hier nicht nur Trainer war, sondern auch Spieler.“ Alle fünf Meisterschaften und beide Uefa-Cup-Triumphe erlebte er aktiv mit, nur den Pokalsieg 1973 verpasste er, weil er nochmal für seinen Heimatklub VfB Stuttgart spielte.

Auch Trainer war er in Gladbach. Zunächst bei der U23, die er in die Regionalliga führte, und dann wurde er als Nachfolger von Dick Advocaat als Cheftrainer zum Retter. Er führte Borussia in der Saison 2005/06 mit 42 Punkten auf Rang zehn, es war die beste Platzierung seit 1996 und blieb es bis 2012. Trotzdem musste er nach der Spielzeit gehen.

In Dortmund gewann Köppel als Trainer den Titel, den er als Spieler in Gladbach verpasste, den DFB-Pokal. Das war 1989 und tragisch für Gladbach, das durch das 4:1 der Westfalen im Pokalendspiel gegen Bremen den Uefa-Cup verpasste, bei einem Werder-Sieg wären die Niederrheiner nachgerückt. Für Dortmund war der Pokalsieg quasi der Grundstein des Aufstiegs aus dem Mittelmaß zum Top-Klub. „Es war für den BVB der erste Titel seit dem Europapokal der Pokalsieger 1966 und ein Aufbruch in eine neue Zeit“, erinnert sich Köppel.

Auch beim BVB betreute er später noch die U23, „das ist eine weitere Parallele zu Gladbach“. Spieler wie Stefan Klos, David Odonkor und Florian Kringe bereitete er während dieser drei Jahre auf die Bundesliga vor. „Die Zeit bei den U23-Teams in Dortmund und Gladbach waren sehr interessante Aufgaben“, sagt Köppel, der von 1983 bis 1987 DFB-Co-Trainer war und später unter anderem  Arminia Bielefeld, Bayer Uerdingen und Fortuna Düsseldorf coachte. 2009 war ein Engagement in Ingolstadt sein bislang letztes.

Auch mit 71 Jahren wäre er bereit, wenn eine Anfrage kommt, doch er ist realistisch genug, um zu wissen, dass es „auf dem Markt nicht so leicht ist“. 2019 gab es eine Option in China, doch daraus wurde nichts. „Es wäre in Wuhan gewesen, wo jetzt die Corona-Sache ausgebrochen ist. Es war wohl besser, dass es nicht geklappt hat“, sagt Köppel, der 2011 als Präsidentschaftskandidat der Initiative Borussia ins Rennen ging, deren Ansinnen scheiterte, die aktuelle Klubführung zu stürzen.

Was die aktuellen Trainer seiner Ex-Vereine angeht, hat Köppel sowohl von Marco Rose und Lucien Favre eine hohe Meinung. „Favre macht beim BVB gute Arbeit, das war schon in Gladbach so. Er hat seine Einstellung zum Fußball und die gefällt mir. Leider wird er, das Gefühl habe ich, schnell nervös, das hat er gar nicht nötig. Bei Rose gefällt mir, wie er coacht und arbeitet“, sagt Köppel. Er weiß aber, dass Favre ganz andere Möglichkeiten hat. „Beide Klubs sind gut aufgestellt, aber der BVB ist in einer anderen Welt unterwegs“, sagt Köppel. Weswegen er „Dortmund den Titel und Gladbach Platz vier“ zutraut. „Ich habe vor einigen Wochen gesagt, Gladbach kann Meister werden, aber ich traue den Bayern, dem BVB und RB Leipzig doch mehr zu. Die Champions League sollte für Gladbach jedoch möglich sein“, sagt Köppel.

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