Xantenerin ermöglicht Kindern Naturerlebnisse im Sonsbecker Tüschenwald „Der Wald hat eine heilende Wirkung“

Interview | Sonsbeck/Xanten · Die Xantenerin Janine Parplies bietet Naturerlebnisse für Kinder im Labbecker Tüschenwald an. Die Kurse der Waldpädagogin sind heiß begehrt. Im Interview erklärt sie, warum das Spielen im Grünen so wichtig ist.

 Janine Parplies (Mitte) macht es sich mit den Kindern und Eltern für die Einführung auf der Waldcouch gemütlich.

Janine Parplies (Mitte) macht es sich mit den Kindern und Eltern für die Einführung auf der Waldcouch gemütlich.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Ein Picknick auf dem Waldsofa oder ein Mikrofon aus Holz, die Erkundung des Tierreichs im Erdboden oder das Imitieren der größeren Waldbewohner – die Spielmöglichkeiten in der Natur sind fast unerschöpflich. Für die behutsame Annäherung an all das, was der Wald zu bieten hat und wie er geschützt werden kann, ist Waldpädagogin Janine Parplies zuständig. Sie bietet Kurse an, damit Kinder die grünen Lungen in unserer Region besser kennenlernen. Schon Unter-Dreijährige können teilnehmen. Im Interview erzählt die Xantenerin, warum sie diese Naturerlebnisse für Kinder so wichtig findet und warum sie dafür am liebsten im Sonsbecker Tüschenwald unterwegs ist.

Gab es ein Schlüsselerlebnis für Ihre Liebe zum Wald?

Wie fühlt sich der Waldboden im Vergleich zum Straßenbelag an? Die Kleinkinder dürfen fürs Naturerlebnis fest mit den Füßen aufstampfen.

Wie fühlt sich der Waldboden im Vergleich zum Straßenbelag an? Die Kleinkinder dürfen fürs Naturerlebnis fest mit den Füßen aufstampfen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Janine Parplies Als richtiges Dorfkind habe ich viele Stunden draußen in der Natur verbracht. Nach meiner Schulzeit habe ich eine Rucksackreise nach Australien gemacht. Durch die intensiven Naturerlebnisse habe ich eine große Veränderung an mir festgestellt. Die unberührten, vielseitigen Landschaften Australiens und die Art der Menschen, mit und in der Natur zu leben, haben mich tief und nachhaltig beeindruckt. Nach der Reise stand für mich der Entschluss, mich in Zukunft mit dem Spannungsfeld Mensch und Natur zu beschäftigen.

Wie sind Sie Waldpädagogin geworden?

Parplies Mein Studium der Forstwissenschaften an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde hat mir dabei geholfen, das Ökosystem Wald in seiner Komplexität zu verstehen und zu begreifen, wie wichtig der weltweite Schutz der Wälder ist. Die Fortbildung als zertifizierte Waldpädagogin vermittelte mir das Handwerk, Mensch und Natur in Verbindung zu bringen. Seit 2013 setze ich als Waldpädagogin das Erlernte in die Praxis um. Als im Sommer 2021 das Ende meiner Elternzeit näher rückte, fragte ich mich, wie ich meine Begeisterung für den Wald an Kinder und Jugendliche weitergeben und trotzdem für meine eigenen Kinder da sein kann. Mit der Gründung von „WunderWeltWald“ habe ich einen Weg gefunden. Meine Kinder (3 und 5 Jahre) begleiten mich zu meinen Waldspielgruppen und sind schon richtige Naturexperten.

Was ist Ihnen bei der Arbeit wichtig?

Parplies Leider haben viele Kinder und Jugendliche die Beziehung zur Natur verloren und verbringen die meiste Zeit in künstlich angelegten Kulturräumen. Mein Anliegen ist es, Mensch und Natur in Verbindung zu bringen. Besonders der Wald hat eine heilende und stressabbauende Wirkung. Die Kinder meiner Spielgruppe dürfen sie selbst sein und müssen keinem festen Ablauf folgen. Wenn ein Kind lieber auf einen Baum klettert oder einen Käfer beobachten möchte, statt bei meinem Angebot mitzumachen, ist das vollkommen in Ordnung. Auch die Eltern kommen nicht zu kurz. Nach einem stressigen Tag kommen sie gerne zu mir in den Wald und erzählen oft, wie entspannt sie wieder nach Hause gehen. Ich denke, nur wer die Natur kennt und schätzt, wird sie bewahren.

Wie alt sollen die Kinder sein?

Parplies Aktuell biete ich zwei Eltern-Kind-Spielgruppen an. Da wir uns meistens in der Waldfläche und nicht auf den Wegen aufhalten, sollten sich die Kinder im unwegsamen Gelände wohlfühlen und schon gut laufen können. In der Gruppe sind die Kinder drei bis sechs Jahre alt. Sie dürfen meine Spielgruppe besuchen, bis sie eingeschult werden. Nach den Sommerferien biete ich eine zusätzliche Gruppe für Kinder von sechs bis zehn Jahren an, ohne Begleitung eines Erwachsenen. Mit ihnen werde ich unter anderem den neuen Klima-Erlebnispfad am Sonsbecker Aussichtsturm besuchen.

Am Aufbau des Klima-Erlebnispfades waren Sie beteiligt.

Parplies An diesem Projekt arbeite ich gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Es geht darum, einen außerschulischen Lernort – ein „grünes Klassenzimmer“ – zu gestalten, in dem Bildungsangebote zum Thema Wald und Klima im Sinne nachhaltiger Entwicklung konzipiert und umgesetzt werden. Ziel ist es, ein abstraktes Thema wie den Klimawandel erlebbar zu machen.

Nehmen Sie alle Kinder, die sich für Ihre Waldschule interessieren, auf?

Parplies Mein Angebot ist leider nicht barrierefrei. Aufgrund des Alters der Teilnehmenden stehen Naturerlebnisse an erster Stelle. Dazu gehören auch spielerische Elemente wie Toben, Klettern, Verstecken und Balancieren. Grundsätzlich entwickle ich auch individuelle Angebote für Gruppen und versuche dabei, allen Zielgruppen gerecht zu werden. Durch meine Zeit bei der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein habe ich bei zwei inklusiven Projekten erste Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt. Dort habe ich Exkursionen für Menschen mit Sehbehinderung und geistiger Behinderung organisiert. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, mit Kindern und Jugendlichen der LVR-Klinik Bedburg-Hau drei Wochen lang in den Wald zu gehen. Da ich selber keine sozialpädagogische Ausbildung habe, bin ich bei inklusiven Angeboten dankbar für die Unterstützung durch Fachpersonal.

Warum gehen Sie hauptsächlich in den Tüschenwald?

Parplies Ich bin zwar gebürtige Issumerin, aber durch meine beste Freundin in Sonsbeck groß geworden. Die Sonsbecker Wälder sind mit die schönsten am Niederrhein und teilweise noch so ursprünglich. Besonders die Sonsbecker Schweiz hat es mir angetan. Mittlerweile wohne ich mit meiner Familie in Wardt. So sind diese Wälder nur einen Katzensprung entfernt. Ich bin vorrangig im Tüschenwald, da sich dort mein Waldspielgruppenplatz befindet. Manchmal mache ich mit meinen Gruppen auch Walderlebnistouren. Dabei entdecken wir auch andere Waldstücke in der Nähe des Forsthauses Hasenacker oder auch in der Sonsbecker Schweiz.

(hvh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort