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Rheinberger erbt Handy-Nummer Hier ist nicht die Firma Hartmann

Rheinberg · Wenn man eine Handynummer „erbt“, die vorher ein Handwerksbetrieb hatte, bekommt man interessante Anrufe und lernt nette Leute kennen. RP-Redakteur Uwe Plien erzählt von seinen Erlebnissen.

 „Tut mir leid, ich bin so ein Zeitungsfuzzi und kein Fenstermann“: Falsch verbunden, aber meist sind sehr nette Leute am Telefon. (Symbolbild).

„Tut mir leid, ich bin so ein Zeitungsfuzzi und kein Fenstermann“: Falsch verbunden, aber meist sind sehr nette Leute am Telefon. (Symbolbild).

Foto: dpa/Fabian Sommer

Ich gebe zu: Anfangs habe ich mich nur gewundert, später manchmal geärgert. Denn ich war meist gerade in die Arbeit versunken, wenn mein Handy klingelte. „Ist da die Firma Fenstertechnik Hartmann? Könnten wir mal einen Termin vereinbaren. Wir brauchen ein neues Fenster im Badezimmer.“ So oder ähnlich meldeten sich die Anrufer. Und ich erwiderte wahrheitsgemäß: „Nein, hier ist die Rheinische Post in Rheinberg, tut mir leid.“

Ich habe mein Dienst-Handy seit mehr als fünf Jahren, die Nummer wurde mir zugeteilt, ich habe sie mir nicht ausgesucht. Inzwischen weiß ich, dass diese Nummer vorher eine Firma Fenstertechnik Hartmann in Rheinböllen hatte. Ob es diese Firma noch gibt? Keine Ahnung. Ich finde nichts dazu. Sicher ist, dass viele Kunden die alte Nummer gespeichert haben. Und die rufen nun bei mir an.

Ich will nicht übertreiben, aber um die 50 Anrufer sind schon bei mir gelandet. Mein Kumpel André behauptet steif und fest, dass auf dem Display seines Mobiltelefons „Fenstertechnik Hartmann“ aufploppt, wenn ich ihn anfunke. Obwohl er das niemals bei sich eingegeben habe. Er nennt mich inzwischen schon „Herr Hartmann“.

Die Hartmann-Kunden rufen aus Simmern, Bad Kreuznach oder auch schon mal aus Koblenz an. Inzwischen ärgere ich mich nicht mehr über die Anrufe, sondern freue mich. Weil Fenstertechnik Hartmann extrem nette Kunden hat. Oder hatte.

Vor ein paar Wochen meldete sich eine Frau. Als ich ihr endlich klarmachen konnte, dass ich als Zeitungsredakteur am Niederrhein arbeite und von Fenstern keine Ahnung habe, wollte sie wissen, wie es so ist am Niederrhein. Ich erzählte ihr dies und das, und nun plant sie, mit ihrem Mann eine Radtour in der Nähe von Rheinberg zu machen. Ich versprach, ihr dann ein paar Tipps zu geben. „Meine Nummer haben Sie ja.“ Ein sehr nettes Gespräch.

Vergangene Woche wollte ein Handwerker 300 Spezialschrauben bei mir bestellen, die es wohl bei Fenstertechnik Hartmann immer gegeben hat. Ich erklärte ihm die Situation, bot aber dennoch an, in meinem Keller nach solchen Schrauben zu schauen. 50 würden auch schon reichen, sagte er. „Wissen Sie, wir sind hier auf Montage und ich weiß nicht, wie ich meine Leute ohne die Schrauben noch beschäftigen soll. Schauen Sie doch bitte mal nach.“ Wir plauderten noch über das Problem unterbrochener Lieferketten und die Folgen des Ukraine-Kriegs, dann musste ich aber weiterarbeiten. Ich solle mich melden, wenn ich die Schrauben finden sollte. „Mache ich“, sagte ich zu, „aber machen Sie sich bitte keine zu großen Hoffnungen“.

Am Donnerstag hatte ich ein älteres Ehepaar aus Bacharach an der Strippe. Auch sehr nette Leute. Ich sagte sofort meinen Spruch auf, dass ich so ein Zeitungsfuzzi sei und kein Fenstermann. „Das trifft sich gut“, meinte Herr C. „Dann können Sie ja mal vorbeikommen. Denn mit dem Fenster, das Sie damals bei uns eingebaut haben, stimmt was nicht.“ Ich überlege, ob ich am Wochenende mal nach Bacharach fahre. Den Leuten muss ja irgendwie geholfen werden.

André meinte schon, ich sollte über eine Firmengründung nachdenken und den Job wechseln. „Mach einen Fensterladen auf. Die Nummer hast du ja schon.“ Ich bin unschlüssig, lasse mir das aber durch den Kopf gehen.

In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende wünscht Herr Hartmann ... pardon:

Uwe Plien

Ihre Meinung? Schreiben Sie mir! uwe.plien@rheinische-post.de

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