Olympische Spiele Wer nicht investiert, den bestraft das sportliche Leben

Rhein-Kreis · Meinung Werden die Olympischen Spiele 2032 tatsächlich an Rhein und Ruhr ausgetragen, würde der Rhein-Kreis mit dem geplanten Kanu-Wildwasserpark in Dormagen und etlichen Trainingsstätten gerne dabei sein. Nur Neuss droht mangels Infrastruktur ein weißer Fleck auf der olympischen Landkarte zu bleiben.

 In diesem Wildwasserpark wird bei den Olympischen Spielen in Tokio gepaddelt – 2032 könnte das in Dormagen der Fall sein.

In diesem Wildwasserpark wird bei den Olympischen Spielen in Tokio gepaddelt – 2032 könnte das in Dormagen der Fall sein.

Foto: dpa/.

Es ist ein bisschen so wie bei der Tour de France. Wäre es nach dem Willen von Sportausschuss und Stadtrat gegangen, hätte das größte und medienwirksamste Radrennen der Welt bei seinem Grand Départ in Düsseldorf vor drei Jahren einen Bogen um Neuss gemacht. Werden im Jahr 2032 tatsächlich Olympische und Paralympische Spiele an Rhein und Ruhr ausgetragen, wird es genauso kommen – denn Neuss, obwohl geographisch genau in der Mitte des vorgesehenen Austragungsgebietes zwischen Aachen und Dortmund gelegen, prangt als weißer Fleck auf der olympischen Landkarte.

Im Falle der Tour de France hat eine Privatinitiative sportbegeisterter Bürger die Quirinusstadt vor einer Blamage bewahrt. Die Zuschauermassen, die an jenem Sonntagmittag die Straßen säumten, zeigten, wie gut sie daran taten. Sie können auch als Ohrfeige für die Politik verstanden wissen. Gelernt hat sie daraus nichts. Ein halbes Jahr ist es her, dass Michael Mronz (auf Einladung von Jörg Geerlings MdL, nicht der Stadt) seine Olympiapläne in der Pegelbar vorstellte. Passiert ist seither nichts – außer, dass im Sportausschuss festgestellt wurde, dass Neuss keine Olympia-tauglichen Sportstätten besitzt.

Welche Überraschung in einer Stadt, in der ein paar Schönheitsreparaturen am Jahnstadion schon als großer Wurf in Sachen Sportpolitik verkauft werden. Wann in Neuss zuletzt in ein sportliches Großprojekt investiert wurde, daran können sich selbst altgediente Funktionsträger nur mit Mühe erinnern. Wir reden hier nicht über Schulturnhallen, Kunstrasenplätze oder Kunststoff-Laufbahnen, die gehören mittlerweile zur Grundausstattung einer 160.000-Einwohnerstadt dazu. Und sage keiner, dass Neuss kein Geld hätte: Wenn über Museumsneubauten, neue Verwaltungsgebäude, Landesgartenschauen und Hansetage gesprochen wird, ist davon jedenfalls nie die Rede.

Doch wer nicht investiert, den bestraft das (sportliche) Leben – und sei es nur mit Missachtung, wenn es um olympische Träume und Konzepte geht. Dabei scheint es sich in Neuss um eine Allparteien-Koalition zu handeln, die dem Sport die kalte Schulter zeigt. Wer im Jahr der Kommunalwahl, egal ob als Amtsinhaber oder Kandidat, mal zur Abwechslung mit einem sportlichen Konzept um die Ecke biegen würde, müsste bei 40.000 organisierten Sportlern und noch viel mehr Sportinteressierten doch eigentlich punkten können...

Der Rhein-Kreis möchte nicht als weißer Fleck auf der olympischen Landkarte enden. Der – nicht von der Politik, sondern aus der Bürgerschaft heraus – angedachte Bau eines Wildwasserparks am Straberg-Nievenheimer See würde bestens in das Projekt 2032 passen, denn einen Standort für Kanu-Slalom hat Michael Mronz noch nicht gefunden. Doch bis zur Vollendung, sagt Kreisdirektor Dirk Brügge, sei es ein langer Weg, planungsrechtlich und technisch, aber auch, was Finanzierbarkeit und einen möglichen Betreiber angeht. Ob diese Hürden überhaupt zu nehmen sind, weiß momentan keiner – aber es gibt zumindest eine Vision und einige, die sie vorantreiben.

Klappt es mit Kanu nicht, kann der Rhein-Kreis 2032 wenigstens mit Trainingsstätten olympisch werden. Das Bayer-Sportcenter in Dormagen, der noch zu bauende Bundesleistungsstützpunkt der Säbelfechter in Knechtsteden, aber auch die Radrennbahn im Büttgener Sportforum kann sich Brügge als solche vorstellen. Die größte Stadt im Kreis bleibt auch da mangels Infrastruktur außen vor.

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