Fairer Handel in Kamp-Lintfort „Fair/rhein“ setzt Orangen-Aktion fort

Kamp-Lintfort/Moers · Der Verein zur „Förderung des fairen Handel(n)s am Niederrhein“ möchte mit der Aktion auf die Zustände bei der Obsternte in Süditalien aufmerksam machen. Er hat wieder 60 Tonnen bio-solidarischer Orangen geordert.

 Reinhard Schmeer ist Vorsitzender von Fairrhein.  Foto: Oliver Schaper

Reinhard Schmeer ist Vorsitzender von Fairrhein. Foto: Oliver Schaper

Foto: Oliver Schaper

Mit einer neuen Orangen-Aktion „Süß statt bitter“ möchte der Verein zur „Förderung des fairen Handel(n)s am Niederrhein, Fair/rhein“ zusammen mit der evangelischen Kirche Westfalen und vielen anderen Organisationen auf die Zustände bei der Obsternte in Süditalien aufmerksam machen.

Die Orangenernte habe dort in der Winterzeit Hochkonjunktur. Die Erntehelfer, darunter rund 2000 Wanderarbeiter und Geflüchtete, bekämen laut Fair/rhein allerdings nur einen Hungerlohn – etwa 25 Euro für einen langen Tag Arbeit. Zudem müssten sie im nasskalten Winter unter „erbärmlichen Bedingungen“ in Zelten, Containern und Hütten wohnen , so berichtet der Vorsitzende von Fair/rhein, Reinhard Schmeer. Die Aktion, die auf diese Zustände aufmerksam machen will, soll auch in dieser Saison starten: Anfang Dezember sollen bio-solidarische Orangen der Initiative „SOS Rosarno“ aus Kalabrien am Niederrhein, in Ostwestfalen, im Münsterland, aber auch in anderen Regionen verteilt und verkauft werden.

Erwartet werden laut Fair/rhein rund 60 Tonnen bio-solidarischer Orangen, die an Weltläden, Unverpackt- und Naturkostläden sowie an Kirchen- und Pfarrgemeinden geliefert würden. In der vergangenen Saison seien so 90 Tonnen Orangen verkauft oder verteilt worden, teilt der Verein zur Förderung des fairen Handel(n)s in einer Pressemitteilung mit. Dabei seien mehr als 20.000 Euro zusätzlich an Spenden für „Mediterranean Hope“, das Geflüchtetenprogramm der Föderation Evangelischer Kirchen Italiens, zusammengekommen.

Die „extreme Ausbeutung“ von Erntehelfern in Europa, heißt es in der Pressemitteilung, beklage auch der für die Ökumene zuständige Dezernent der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albrecht Philipps (Bielefeld): „Die Situation in Kalabrien ist einem Europa unwürdig, das sich für Menschenrechte einsetzt. Es ist erschreckend, dass es solche Zustände gibt.“ Ob Orangen, Zitronen, Tomaten, Paprika, Oliven – Obst und Gemüse würden vielfach in harter Arbeit von den Menschen geerntet. Es seien häufig Geflüchtete aus afrikanischen Ländern. „Wir dürfen nicht wegschauen, sondern sind aufgefordert, hinzuschauen und aktiv zu werden“, so Albrecht Philipps.

Die Uno habe in ihrem Bericht zu „Wirtschaft und Menschenrechte“ im Jahr 2021 die Situation der Zwangsarbeit in der Landwirtschaft Italiens scharf kritisiert. Mehr als 400.000 Menschen seien davon betroffen. Der Verein zur „Förderung des fairen Handel(n)s am Niederrhein“ unterstütze zusammen mit vielen anderen so den Verein „SOS Rosarno“. Dieser Verein vertreibe Bio-Orangen aus Rosarno in Kalabrien. Die Bauern erhielten faire Preise und die Wanderarbeiter den Mindestlohn und eine Sozialversicherung. „Viele Leute sagen, dass unser Projekt außergewöhnlich ist“, wird Guiseppe Pugliese, einer der Koordinatoren von SOS Rosarno, in der Pressemitteilung zitiert. „Aber es gibt eigentlich nichts Außergewöhnliches an dem, was wir tun. Was wir tun, ist, dass wir uns unabhängig von den großen Supermarktketten und Zwischenhändlern machen, die die Preise diktieren. Wir verkaufen, was wir produzieren, zu einem fairen Preis. Wir schützen so die Umwelt und die Rechte der Erntehelfer, der Produzenten und Verbraucher sowie Verbraucherinnen.“

Ein Teil des Erlöses aus der Orangen-Aktion komme der Arbeit von Mediterranean Hope in Rosarno zugute. „Mit den Spenden der letzten Orangen-Aktion konnten wir beginnen, ein Haus der Würde in San Ferdinando in der Nähe von Rosarno zu etablieren“, wird Ibrahim Diabate von Mediterranean Hope in Rosarno zitiert. „Die Erntehelfer finden in diesem Haus eine Unterkunft. Das Haus ist zudem ein Treffpunkt für lokale Initiativen.“

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