Kammermusik in Kamp-Lintfort Rheinische Musikerinnen geben den Takt vor
Kamp-Lintfort · Im Schirrhof gaben Mitglieder des Gürzenich Orchesters Köln sowie eine Musikdozentin aus der Domstadt ein doppeltes Kammerkonzert. Sie präsentierten Stücke rheinischer Komponisten, die sonst selten zu hören sind, sehr zur Freude der Zuhörer.
Ferdinand Hiller kennen heute nur wenige Freunde klassischer Musik. Dabei war er, 1811 in Frankfurt geboren und 1885 in Köln gestorben, in der Romantik ein bedeutender Komponist. Der Rektor des Konservatoriums in Köln, aus dem später die Hochschule für Musik hervorgehen sollte, und Leiter der Kölner Konzertgesellschaft, aus der das Gürzenich-Orchester entstand, schrieb zum Beispiel das Grand Quartett, op. 133. Katharina Apel hatte dieses Konzert in a-Moll für Klavier und Streicher in der Reihe Kamper Konzerte als Finale ausgesucht. Die Violinistin, die zusammen mit ihrem Mann Alexander Hülshoff die Reihe dieser Kammerkonzerte konzipiert, spielte es mit Megumi Hashiba am Piano, Juta Ounapuu-Mocanita an der Violine und Martina Horeysi-Kiefer an der Viola. Sie ließen Ruhe und Lebhaftigkeit, Erregbarkeit und Traurigkeit hörbar werden, die in diesem Grand Quartett festgehalten sind, und den Titel des Konzerts – „Rheinisches Temperament“ – unterstreichen. Dafür erhielten sie am Mittwochabend langanhaltenden Applaus, als sie im Schirrhof jeweils vor 110 Zuhörern spielten. Das Publikum forderte sie mit seinem Applaus nach dem ersten Abgang auf, ins Rampenlicht zurückzukehren.
Wenn von Juta Ounapuu-Mucanta abgesehen wird, die Dozentin an der Musikhochschule in der Domstadt ist, gehören alle fünf Musikerinnen inklusive der Alja Velkaverh dem Gürzenich-Orchester an, dessen Vorgängerorchester vor eineinhalb Jahrhunderten von Ferdinand Hiller geleitet wurde, als Frauen dort nicht die erste Geige spielten. Dazu sind, wie dieser Komponist, alle Musikerinnen Rheinländerinnen, entweder Wahlkölnerinnen oder mit der Domstadt und dem Rheinland eng verbunden.
Das trifft auch auf die anderen vier Komponisten zu, die von Katharina Hülshoff ausgewählt worden waren, jeweils mit Stücken, die selten zu Gehör gebracht werden, obwohl sie verdient hätten, öfter gespielt zu werden. Von Johann Wilhelm Wilms (1772 bis 1847), geboren in Wilzhelden bei Leichlingen und Wahl-Amsterdamer erklang ein Trio für Klavier, Querflöte und Cello, von Max Bruch (1838 bis 1920), Kölner und Wahl-Berliner war mit drei Stücken aus seinem Opus 83 und Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827), Bonner und Wahl-Wiener, mit seiner Serenade op. 25 vor der Pause zu hören. Nach der Pause kam noch Robert Schumann (1810 bis 1856), Sachse aus Zwickau und Wahl-Düsseldorfer mit drei Romanzen für Flöte und Kalvier, op. 94., hinzu.
„Das Rheinische Temperament durchzieht das Konzert wie ein roter Faden“, freute sich Jeannette von der Leyen, die die Konzertreihen mitorganisiert. „Die Musik kommt sehr gut an.“ Das nächste Konzert ist das Silvesterkonzert. Es wird am 31. Dezember zweimal im Schirrhof gegeben, zuerst um 16 Uhr und dann um 18 Uhr. Das Programm ist noch eine Überraschung. Eine Karte kostet 28 Euro. Karten sind erhältlich beim Geistlichen und Kulturellen Kloster Kamp. Abteiplatz 13, Kamp-Lintfort, Telefon 02842 9275 40.