Fußball Wenn „Hells Bells“ aus den Boxen dröhnte

Interview | Straelen · Der Sportliche Leiter des SV Straelen hat in seiner Profi-Laufbahn 13 Spiele im DFB-Pokal bestritten. Auch an den FC St. Pauli hat er besondere Erinnerungen.

Vom Fußball-Profi zum Macher im Hintergrund: Kevin Wolze hat nach zwei Kreuzbandrissen die Seiten gewechselt.

Vom Fußball-Profi zum Macher im Hintergrund: Kevin Wolze hat nach zwei Kreuzbandrissen die Seiten gewechselt.

Foto: Heinz Spütz

Das Spiel des Jahres wirft seine Schatten voraus. Fußball-Regionalligist SV Straelen trifft am Samstag, 30. Juli, in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena auf den Zweitligisten FC St. Pauli. Kevin Wolze, Sportlicher Leiter des Clubs von der Römerstraße, hat in seiner Profi-Laufbahn insgesamt 13 Spiele im DFB-Pokal bestritten und stand auch einige Male gegen die Kiezkicker auf dem Platz.

An welche Spiele im DFB-Pokal können Sie sich noch erinnern?

Kevin Wolze Beispielsweise an ein Geisterspiel. Kurz vor Weihnachten 2020 haben wir mit dem VfL Osnabrück beim 1. FC Köln etwas unglücklich mit 0:1 verloren. In der Saison 2018/19 stand ich mit dem MSV Duisburg im Achtelfinale, nachdem wir in der zweiten Runde 3:0 bei Arminia Bielefeld gewonnen hatten. Dann haben wir allerdings unser Heimspiel gegen Paderborn 1:3 verloren.

Und welche Erinnerungen haben Sie an Spiele gegen den FC St. Pauli?

Wolze Spiele gegen St. Pauli waren für mich immer etwas ganz Besonderes und gehören zu den Highlights meiner Laufbahn. Alleine schon, wenn beim Einlaufen ,Hells Bells‘ aus den Boxen dröhnte und alle mitmachten. Diese Stimmung ist einfach einmalig und mit Worten nicht zu beschreiben. In der Saison 2011/12 spielten wir an einem Montagabend im damals noch alten Millerntor-Stadion. In der 90. Minute haben wir das entscheidende Gegentor zum 1:2 kassiert – da ist das Stadion förmlich explodiert.

Seid ihr nach dem Spiel noch eine Nacht in Hamburg geblieben?

Wolze Nee, wäre schon gewesen, aber das war damals nicht drin.

Was unterscheidet den Fußball einer Spitzenmannschaft aus der Zweiten Liga von einem Team, das zwei Klassen tiefer spielt?

Wolze Das sind mehrere Faktoren. In der Zweiten Liga wird mit einem viel höheren Tempo gespielt, die Fehlerquote beim Passspiel ist wesentlich geringer und die individuelle Klasse deutlich höher. Auch in der Breite sind die Teams besser aufgestellt. Da kann jeder jeden ersetzen, ohne dass ein Leistungsabfall zu spüren ist. Ich gehe davon aus, dass St. Pauli alles versuchen wird, ein schnelles Tor zu erzielen, um schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Diese Phase müssen wir überstehen, das ist wichtig.

Es wird immer wieder behauptet, der Pokal habe seine eigenen Gesetze. Was muss man darunter verstehen?

Wolze In diesem Wettbewerb ist einfach alles möglich. Vor 20 Jahren hat Union Berlin als Regionalligist das Finale erreicht und dann 0:2 gegen Schalke 04 verloren. Es gibt nur ein Spiel: Wer verliert, ist raus und wer gewinnt, kann sich auf die nächste Runde freuen.“

Der SV Straelen ist krasser Außenseiter. Müssen Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, um die nächste Runde zu erreichen?

Wolze Man muss die Sache natürlich realistisch sehen. Für uns sind die Chancen gering, den Platz als Sieger zu verlassen. Aber für die meisten Spieler unserer Mannschaft wird es das Spiel ihres Lebens. Sie sollen dieses Erlebnis ganz einfach mitnehmen.

Was ist es für ein Gefühl, an den Ort zurückzukehren, der fast zehn Jahre lang Ihr sportliches Zuhause war?

Wolze Ich wohne immer noch in Duisburg. Wenn ich das Spiel von der Tribüne aus verfolge, wird es auch sicher in den Füßen jucken. Aber ich sehe es mittlerweile sehr nüchtern, dass ich wegen der schweren Verletzung meine Karriere abrupt beenden musste. Ich bin froh, dass ich als Sportlicher Leiter des SV Straelen dem Fußball erhalten bleibe.

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