Studie zur Start-up-Szene in Deutschland Diese acht NRW-Städte zählen zu den deutschen Gründer-Hochburgen

Düsseldorf · In Berlin werden die meisten Start-ups gegründet, aber genauso wie im Rest des Landes kaum von Frauen. Eine neue Studie analysiert die deutsche Gründerszene – und zeigt das Potenzial von NRW, aber auch eine große Baustelle.

 Die Gründerszene wird immer sichtbarer in Deutschland. Ein Beispiel waren die German Startup Awards, die zuletzt in Berlin verliehen wurden. Hier bekommt der Kölner Investor Tim Schumacher (links, mit Filip Dames von Cherry Ventures) gerade den Preis als „Bester Investor“.

Die Gründerszene wird immer sichtbarer in Deutschland. Ein Beispiel waren die German Startup Awards, die zuletzt in Berlin verliehen wurden. Hier bekommt der Kölner Investor Tim Schumacher (links, mit Filip Dames von Cherry Ventures) gerade den Preis als „Bester Investor“.

Foto: dpa/Annette Riedl

Pro Tag wurden in Deutschland im vergangenen Jahr sechs Start-ups gegründet – und das überproportional häufig von Menschen, die Christian, Alexander, Michael, Thomas oder Sebastian heißen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Innovation und Technik und dem Analyse-Unternehmen Startupdetector, die sich intensiv mit dem Gründergeschehen in Deutschland auseinandersetzt – und dabei auch viele spannende Einsichten in die Start-up-Landschaft in NRW enthält.

Für die Studie wurden Eintragungen im Handelsregister ausgewertet und mit weiteren Daten verknüpft. Start-ups wurden dabei als Unternehmen definiert, die ein innovatives Geschäftsmodell oder Produkt haben oder eine neuartige Dienstleistung anbieten sowie ein hohes Wachstumspotenzial vorweisen können.

NRW landet bei der Gründungsintensität nur im Mittelfeld

Interessant ist: Während die Start-up-Quote an allen Neugründungen in Deutschland nur bei knapp 2,2 Prozent liegt, kommt Berlin auf rund fünf Prozent. Das zeigt, welche Bedeutung die Entwicklung eines Ökosystems hat. Je mehr Start-ups es gibt, desto sichtbarer werden diese im Stadtbild, desto mehr Investoren haben den Standort im Blick, desto mehr neue Gründer werden angezogen.

NRW schneidet gemessen an der absoluten Zahl der Gründungen relativ gut ab, das Bundesland kommt nach Berlin und Bayern auf den dritten Platz. Deutlich schlechter fällt das Ergebnis jedoch aus, wenn man einen Blick auf die Gründungsintensität wirft, also die Gründungen pro 100.000 Einwohner. Die deutsche Start-up-Hauptstadt Berlin liegt auch in diesem Vergleich vorne, NRW rangiert hingegen nur noch im Mittelfeld. Auf 100.000 Einwohner kamen hier im vergangenen Jahr 2,05 Gründungen. Bei Spitzenreiter Berlin waren es 15,47, beim Schlusslicht Thüringen hingegen 0,42.

Von den 25 Städten mit den meisten Gründungen liegen acht in NRW

Auffällig ist, dass NRW auch bei Start-up-Gründungen ein Flächenland ist: Von den 25 Städten mit den meisten Gründungen liegen acht in NRW. Keine davon kommt jedoch unter die Top 5 der Städte. Dort liegt Berlin ganz vorne, gefolgt von München, Hamburg, Mannheim und Stuttgart. Köln und Düsseldorf folgen auf den Plätzen 7 und 8.

Die meisten Gründungen fanden in NRW im vergangenen Jahr im Bereich E-Commerce (31) statt. Generell dominiert aber auch hier, wie in praktisch ganz Deutschland, das Geschäft mit Geschäftskunden (B2B). 201 der 368 Start-ups wurden im vergangenen Jahr in diesem Bereich an Rhein und Ruhr gegründet.

Der älteste Start-up-Geschäftsführer in NRW war 64 Jahre alt, der Jüngste erst 18 Jahre. Im Schnitt waren Gründer in NRW 35,07 Jahre, nur Berlin, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und das Saarland kommen auf einen niedrigeren Schnitt. Am ältesten sind die Gründer mit fast 40 Jahren im Schnitt in Brandenburg.

Amtsgerichte im Ruhrgebiet sind besonders langsam

Deutlich weniger heterogen ist die Situation, wenn man sich das Geschlecht der Gründer anguckt, denn Start-ups in NRW wurden auch 2019 überwiegend von Männern gegründet. Nur 23 Start-ups wurden von Frauen gegründet, das entspricht einem Anteil von knapp sechs Prozent. Bei 27 Start-ups gab es ein gemischtes Gründerteam. Die meisten Start-ups, mit mindestens einer Frau in der Geschäftsführung, gibt es in Bremen. Hier ist in jedem fünften Start-up (20 Prozent) eine Frau an der Spitze.

Doch nicht nur da gibt es Verbesserungsbedarf, sondern auch bei den staatlichen Rahmenbedingungen. So dauert es in NRW immer noch vergleichsweise lange von der Unterzeichnung des Gesellschaftervertrags bis zur Bekanntmachung der Neueintragung im Handelsregister. Im Schnitt brauchen deutsche Amtsgerichte dafür 44 Tage, in NRW sind es 45 – in Bayern dagegen nur 34. Auffällig ist auch, dass gerade Amtsgerichte im Ruhrgebiet besonders langsam sind. Während eine Eintragung im bayerischen Passau nur 24 Tage dauert (so schnell ist sonst nur das Amtsgericht in Weiden in der Oberpfalz), muss man in Essen, Recklinghausen, Duisburg oder Gelsenkirchen rund zwei Monate warten. Die dortigen Amtsgerichte gehören zu den 20 langsamsten in ganz Deutschland.

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