Floorball „Und am Ende holt die DJK den Pott“

Kaarst · Im Halbfinale des Final4-Turniers um den Deutschland-Pokal treffen die Floorballer der DJK Holzbüttgen am Samstagabend auf Ausrichter und Ligakonkurrent Berlin Rockets. Ebenfalls ins Finale am Sonntag wollen Weißenfels und Hamburg.  

 Die begeisterungsfähigen Fans der DJK Holzbüttgen wollen auch in Berlin für eine Heimspielatmosphäre sorgen.

Die begeisterungsfähigen Fans der DJK Holzbüttgen wollen auch in Berlin für eine Heimspielatmosphäre sorgen.

Foto: Andreas Klüppelberg

Im Grunde ließe sich die Sportshow auf der ganz großen Bühne abkürzen, denn für Dennis Schiffer ist der Fall sonnenklar: „Am Ende holen wir den Pott!“ Aus dem Routinier der DJK Holzbüttgen spricht indes nicht Arroganz oder gar Größenwahn, sondern einfach nur die pure Freude, in Berlin dabei sein zu können. Eine Art Rausch. „Wir haben uns schon die ganze Woche gepusht, um unsere eigenen Ziele zu erfüllen und unseren Fans ein unvergessliches Sportwochenende zu bieten“, fügt der 30-Jährige vor dem wichtigsten Auftritt der Vereinsgeschichte euphorisiert an.

Bis zu 2000 Zuschauer sind an den beiden Turniertagen in der äußerst schmucken Max-Schmeling-Halle erlaubt, rund 1300 Karten wurden im Vorfeld verkauft. „Wir werden wegen der Corona-Situation vielleicht nicht auf die 2000er-Marke kommen“, sagt Eventmanager Robbi Haschker. „Die Leute sind zögerlich, wenn es um den Besuch von Veranstaltungen geht.“ Covid-19 ist natürlich auch bei den Kaarstern ein Thema. Dabei kamen die Schützlinge von Trainer Tim Hidskes im neuen Jahr aus dem Feiern zunächst gar nicht mehr raus: Berauschende Siege in der Bundesliga über Tabellenführer UHC Sparkasse Weißenfels (10:3) und bei den Red Hocks Kaufering (8:2), der Einzug ins Pokal-Halbfinale mit dem kolossalen 4:1-Erfolg beim Deutschen Meister MFBC Leipzig. Doch dann schlug die Virusvariante Omikron eiskalt zu – nach positiven Coronatests fielen die Partien gegen Chemnitz und Hamburg aus, der Trainingsbetrieb ruhte. Für Schiffer allerdings kein Grund zur Panik. „Unter der Woche sind alle Jungs aus der Quarantäne zurückgekehrt. Wir werden in Berlin mit komplettem Kader antreten.“

 Am klaren 10:1-Sieg der DJK Holzbüttgen über die Berlin Rockets Anfang Oktober in der Liga war Jannik Heinen (r.) mit einem Tor und zwei Vorlagen beteiligt.

Am klaren 10:1-Sieg der DJK Holzbüttgen über die Berlin Rockets Anfang Oktober in der Liga war Jannik Heinen (r.) mit einem Tor und zwei Vorlagen beteiligt.

Foto: Andreas Klüppelberg

Er geht mit der DJK als leichter Favorit ins zweite Halbfinale gegen die als Ausrichter mit einer Wild Card ausgestatteten Berlin Rockets. Klar, in der Liga hatte Holzbüttgen die Raketen am 2. Oktober mit 10:1 aus der Stadtparkhalle geschossen. Alex Sagafe, Bundesligawart der DJK, bereitet Mannschaft und Fans trotzdem auf ein höllisch schweres Spiel vor: „Als Ausrichter haben sie den Heimvorteil und können gegen uns aus der Position des Underdogs frei aufspielen.“

Im deutschen Oberhaus gelangen dem Team von der Spree zuletzt Siege in Wernigerode (9:7) und Schriesheim (7:5), den bärenstarken Tabellenzweiten ETV Piranhhas Hamburg zwangen die Rockets beim 6:7 in die Verlängerung. Darum verkündet der Finne Janne Makkonen mit breiter Brust: „Momentan fühlt es sich für mich so an, als könnten wir jeden schlagen.“

Der aktuelle Topscorer der Bundesliga (35 Tore und elf Vorlagen in zwölf Spielen) vertraut sich und seiner in der Winterpause noch mal verstärkten Mannschaft, deren Spiel sich im Laufe der Saison immer weiter verbessert habe. Das kann DJK-Kapitän Janos Bröker nur bestätigen: „Berlin hat sich nach der WM-Pause im Dezember sehr gut weiterentwickelt.“

„Und wir sind viel stärker vor eigenem Publikum“, fügt Makkonen gut gelaunt hinzu: „Insofern wird es uns definitiv einen Kick geben, das Final4 zu Hause zu spielen. Ich hoffe, die Max-Schmeling-Halle wird rocken.“ Dafür wird ganz sicher auch der stimmgewaltige und begeisterungsfähige Kaarster Anhang sorgen, hat die DJK doch eine Fanfahrt organisiert und ein farbenfrohes Fahnen-Spektakel angekündigt. Zusätzliche Motivation schöpfen die Gäste aus dem Rhein-Kreis aus der Pokalhistorie: Bei der bisher einzigen Final4-Teilnahme unterlag Holzbüttgen 2017 in Dessau-Roßlau den Rockets (unter dem Namen BAT Berlin) noch als Zweitligist im Halbfinale mit 3:8. Eine offene Rechnung, die auch Dennis Schiffer gerne beglichen sähe: „Man sieht sich halt immer zweimal im Leben. Ich erwarte ein heißes Tänzchen“, sagt er schmunzelnd.

Alle vier Partien des aufregenden Pokal-Wochenendes werden live im Internet übertragen, ergänzt von Interviews und Talks. „Wir planen aktuell mit fünf Kameras“, sagt Janek Wöbke, der den Livestream mit einem eingespielten Team aus insgesamt sieben Personen produziert. Zwei Kameras in Höhe der Mittellinie, eine hinter jedem Tor und eine mobile Kamera soll es geben. Es wird in FullHD-Qualität gefilmt. Der Stream läuft auf dem Kanal des Düsseldorfer Startups „SPONTENT One“ auf der Plattform Twitch. Die Highlights der Spiele gibt es dann zeitnah auf dem YouTube-Kanal des Final4 online zu sehen. Im Idealfall Bilder von jubelnden Holzbüttgern.

Das zweite Halbfinale

Im Pokal-Halbfinale in den Berlin Rockets auf den vom eigenen Anhang nach vorne gepeitschten Ausrichter zu treffen, ist sicher nicht das reine Vergnügen. Doch ob die DJK Holzbüttgen beim Final4-Turnier in der Max-Schmeling-Halle mit einer anderen Auslosung glücklicher geworden wäre, muss sich erst noch erweisen. Denn in der zweiten Partie streiten sich im UHC Sparkasse Weißenfels und ETV Piranhhas Hamburg die beiden Topteams der Floorball-Bundesliga um den Platz am Sonntag im Finale.

Die Hamburger holten den Cup schon mal an die Elbe. 2010 war das – damals im Endspiel gegen Weißenfels. Routinier Michael Potschin war dabei. Bei der Neuauflage des Pokal-Duells ist er mit seinem Team zwar nicht mehr krasser Außenseiter, „aber Rekordmeister Weißenfels ist der denkbar schwerste Gegner.“ Gewinnen will er natürlich trotzdem: „Alles andere als ein Sieg gegen Weißenfels wäre eine herbe Enttäuschung.“ Das gilt freilich noch mehr für die erfolgsverwöhnte Truppe aus Sachsen-Anhalt. Das Pendant zum FC Bayern München im Fußball ist mit 14 nationalen Titeln seit 1995 (!) nämlich nicht nur Rekordmeister, sondern auch im Pokal mit neun Siegen das Maß der Dinge. Kapitän Tim Böttcher erwartet „ein enges und hart umkämpftes Spiel“, begegnet den Piranhhas mit dem gebotenen Respekt: „Hamburg spielt eine starke Saison und ist meiner Meinung nach verdient weit oben in der Tabelle.“ Als Spitzenreiter der deutschen Eliteklasse ist seine Zielsetzung aber klar: Man fahre nach Berlin, „um den Pokaltitel zu holen“, sagt der Nationalspieler.

In der Liga bekam es die DJK Holzbüttgen mit den beiden Schwergewichten in dieser Saison bislang je einmal zu tun: Am zweiten Spieltag unterlagen die Schützlinge von Trainer Tim Hidskes dem ETV Piranhhas Hamburg vor heimischem Publikum mit 4:6, gegen Weißenfels gelang ihnen zu Beginn des Jahres in Kaarst ein herausragender 10:3-Sieg.

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