Basketball Die Tigers und das Prinzip Hoffnung

Neuss · Binnen 24 Stunden spielt die schwer angeschlagene TG Neuss zweimal um ihre Zukunft in der 2. Basketball-Bundesliga. 

 Am 75:68-Sieg der TG Neuss Tigers im in der Sporthalle Allerheiligen ausgetragenen Hinspiel gegen die Young Dolphins Marburg war Centa Bockhorst (am Ball) mit 23 Punkten beteiligt.

Am 75:68-Sieg der TG Neuss Tigers im in der Sporthalle Allerheiligen ausgetragenen Hinspiel gegen die Young Dolphins Marburg war Centa Bockhorst (am Ball) mit 23 Punkten beteiligt.

Foto: Wolfgang Walter

Beten könnte helfen. Natürlich. Doch alle Gebete sind in diesen Tagen den tapferen Menschen in der von Russland angegriffenen Ukraine vorbehalten. Bleibt den in der 2. Basketball-Bundesliga Nord um den Klassenverbleib kämpfenden Tigers noch die Hoffnung auf ein Wunder. Die, heißt es im deutschen Beitrag von Katja Ebstein zum „Eurovision Song Contest“ 1970 in Amsterdam, soll es zwar immer wieder geben, doch darauf will sich Rufin Kendall lieber nicht verlassen. Und darum hat der Trainer der TG Neuss vor den immens wichtigen Partien am Freitag in Marburg und am Samstag daheim gegen Jena vorsorglich „einiges geplant“ und hofft nun gemeinsam mit seinen Mädels tatsächlich, „dass es praktisch klappt.“ 

Allerdings sind seine taktischen Optionen ebenso begrenzt wie seine personellen. Ausgerechnet vor dem vielleicht wichtigsten Wochenende der bislang ganz und gar verkorksten Rückrunde „sind wir noch dabei zu zählen, wer überhaupt zur Verfügung steht und spielen kann“, sagte der Coach am Donnerstag. „Das Thema Personal wird immer dramatischer – und das bei zwei Spielen innerhalb von 24 Stunden, eins davon auswärts, gegen Teams, die auch um den Klassenerhalt kämpfen.“

Da wären zum einen die Young Dolphins: Obwohl die Tigers immer noch sechs Punkte mehr auf ihrem Konto haben und das Hinspiel mit 75:68 gewinnen konnten, gehen sie nach sechs Niederlagen in Folge mental schwer belastet als Außenseiter ins wegen Corona und Sturmtief Zeynep bereits zweimal verschobene Match. Im Gegensatz zu den Neusserinnen, deren eh schwächelnde Offensive durch den Ausfall von Inga Krings (angerissenes Kreuzband im Knie) zusätzlich gehandikapt ist, ist die Abteilung Attacke bei den Dolphins mit Selma Yesilova (12,6 Punkte im Schnitt), Sarah Lückenotte (11,3), Jasmin Weyell (9,6), Flora Lukow (8,7) und Nora Brüning (6,9) breit aufgestellt. Dazu könnte es auch Hilfe aus der Erstliga-Truppe geben, etwa von Theresa Simon oder Johanna Klug.

Während die Delfine den Tigers durch einen Sieg noch mal gefährlich nahekommen kommen würden, kann Neuling USV Jena den Neun-Punkte-Rückstand in den vier noch austehenden Partien nicht mehr wettmachen. Für das Schlusslicht geht es darum, den direkten Abstieg zu verhindern. Platz zehn und damit das Ticket für die Play-down-Runde ist aktuell drei Punkte entfernt. Aufgegeben haben sich die Thüringerinnen noch nicht, vor einer Woche unterlagen sie dem Play-off-Kandidaten Eintracht Braunschweig selbst ohne die Kanadierin Sarah Bennett,  die noch mit den Folgen ihrer Corona-Erkrankung zu kämpfen hatte, nur mit 62:67. Zur Einordnung: Neuss war in Braunschweig eine Woche zuvor mit 39:64 unter die Räder gekommen. Das erste Duell war am zweiten Spieltag mit 74:67 an die Tigers gegangen. In dieser Partie lief für die Gäste die reaktivierte Leonie Prudent auf, Jena setzte noch auf US-Profi Sydney Kopp. Die Topscorerin des Aufsteigers (21,3 Punkte im Schnitt) ist allerdings nicht mehr dabei, ihren Platz nahm Landsfrau Chelsey Schumpert ein. Für die nur 1,65 Meter große Scharfschützin sind nach sechs Einsätzen sogar durchschnittlich 23,0 Punkte zu notieren – in Braunschweig waren es 26. Jederzeit in zweistellige Regionen vorstoßen können neben Bennett (12,0) auch ihre Teamkolleginnen Lena Rothämel (10,5) und Lilly Feistkorn (9,5).

Kendall weiß sehr wohl, was auf seine Truppe zukommt. „Das wird ein hartes Weekend. Aber wir werden versuchen, unser Bestes zu geben, Leidenschaft zu zeigen und einiges von dem umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.“ Schon Katja Ebstein sang: „Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen können sie geschehen. Wunder gibt es immer wieder. Wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehen.“ 

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