Was ist der Friedensnobelpreis?
Der Friedensnobelpreis ist der wichtigste internationale Preis für Bemühungen um den Frieden und wird seit 1901 immer am 10. Dezember, dem Todestag seines Stifters Alfred Nobel, in Oslo verliehen. Der Preis ist im Jahr 2020 mit zehn Millionen Schwedischen Kronen – rund 981.000 Euro – dotiert gewesen, zudem erhalten die Nobelpreisträger eine goldene Medaille.
Es können sowohl Personen als auch Institutionen geehrt werden. Laut Statuten darf der Nobelpreis eines Jahres aber nur an maximal drei Preisträger und für zwei separate Leistungen vergeben werden. Der Friedensnobelpreis ist einer von fünf Nobelpreisen. Die anderen sind der Literaturnobelpreis, der Chemie-Nobelpreis, der Physik-Nobelpreis und der Medizin-Nobelpreis.
Da der Friedensnobelpreis sehr stark vom Zeitgeschehen geprägt ist und auch Beteiligte an noch laufenden Friedensprozessen ausgezeichnet werden können, ist die Auswahl der Preisträger häufig umstritten. Manchmal wird die Auszeichnung auch erst aufgrund der weiteren Entwicklung im Laufe der Jahre infrage gestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist Jassir Arafat, der 1994 zusammen mit Schimon Peres und Jitzchak Rabin für die Bemühungen um die Lösung des Nahostkonflikts zwischen Israel und Palästina Nobelpreisträger wurde. Jahre später äußerte sich das ehemalige Komiteemitglied Kåre Kristiansen, dass die Entwicklungen gezeigt hätten, dass Arafat nichts zum Frieden beigetragen und den Preis somit nicht verdient hätte.
Umstritten ist auch der Friedensnobelpreis 2019 an den Präsidenten von Äthiopien, Abiy Ahmed, der ihm für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit Eritrea zuteilwurde. Im Jahr darauf entsandte Abiy Ahmed militärische Streitkräfte in die Region Tigray zum Kampf gegen die dortige Volksbefreiungsfront. Journalisten, die zur systematischen Diskriminierung der Tigray und staatlichen Verfolgung von Oppositionellen recherchierten, wurden aus Äthiopien verwiesen.
Wie ist der Friedensnobelpreis entstanden?
Wie alle Nobelpreise gehen sie auf das Vermächtnis ihres Namensgebers, dem schwedischen Chemiker, Erfinder und Industriellen Alfred Nobel zurück. Er hielt insgesamt 355 Patente, seine bekannteste Erfindung ist das Dynamit.
Weil Nobel kinderlos war, verfügte er mit seinem Testament, dass nach seinem Tod mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werde, die jedes Jahr herausragende Leistungen, die "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben", auszeichnet. Die jährlichen Zinsen aus dem Stiftungsfonds sollten als Preisgeld zu gleichen Teilen an die fünf Kategorien Medizin, Chemie, Physik, Literatur und Frieden ausgeschüttet werden.
Nobel starb am 10. Dezember 1896 im Alter von 63 Jahren an einer Gehirnblutung. Sein damaliges Vermögen betrug rund 31 Millionen Kronen, was heute rund drei Milliarden Schwedische Kronen oder 300 Millionen Euro entspricht.
In seinem Testament legte Alfred Nobel auch fest, wer für die Vergabe der jeweiligen Auszeichnungen zuständig sein soll. Statt wie bei den anderen Nobelpreisen eine schwedische Institution zu wählen, benannte er für den Friedensnobelpreis ein norwegisches Nobelpreiskomitee, deren fünf Mitglieder vom norwegischen Parlament bestimmt werden. Warum sich Nobel dafür entschied, ist nicht bekannt. Allerdings befand sich Norwegen damals noch in einer Union mit Schweden und erst 1905 wurde es ein selbstständiges Königreich.
Die Nobel-Stiftung wurde schließlich im Jahr 1900 gegründet.
Wofür bekommt man den Friedensnobelpreis?
In seinem Testament hat Alfred Nobel verfügt, dass mit seinen gestifteten Nobelpreisen diejenigen gewürdigt werden, "die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben". Für den Preis für Frieden führte er weiter aus, dass er an denjenigen verliehen werden sollte, "der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat."
Wie vielfältig die Bemühungen um Frieden sein können, zeigt die Liste der Preisträger und die Begründung für die Vergabe. So geht es nicht allein um den Friedenseinsatz bei (bewaffneten) Konflikten oder im Kampf gegen die Missachtung von Menschenrechten, sondern etwa auch um den Einsatz für Bildung, Gesundheit und Klima.
Wer kann für den Friedensnobelpreis nominieren?
Der Kreis, der Vorschläge für den Friedensnobelpreis einreichen kann, ist groß: Hierzu zählen aktuelle und ehemalige Mitglieder des Nobelpreiskomitees, Berater des Komitees, frühere Preisträger beziehungsweise die Vorstände von ausgezeichneten Organisationen, alle Staatsoberhäupter, Mitglieder einer Regierung und eines Parlaments eines souveränen Staates, die Richter des Internationalen Gerichtshofs und des ständigen Schiedshofs in Den Haag, die Leiter von Universitäten und von Friedensforschungsinstituten und ähnlichen Organisationen sowie Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie.
Die Nominierungsfrist endet am 1. Februar des betreffenden Jahres. Beobachter verfassen anschließend Berichte über die Nominierten, damit sich das fünfköpfige Nobelpreiskomitee für die Entscheidung ein Bild machen kann.
Warum wurde der Friedensnobelpreis 1972 nicht vergeben?
Es ist bereits häufiger vorgekommen, dass der Friedensnobelpreis in einem Jahr nicht vergeben wurde. Dazu zählten die Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs, in denen jeweils nur das Internationale Rote Kreuz 1917 und 1944 ausgezeichnet wurde. Aber auch zwischen den Weltkriegen sowie nach 1945 wurde eine Preisvergabe ausgesetzt. Zuletzt geschah dies 1972: Das norwegische Nobelpreiskomitee hielt es für nötig, mit dem Verzicht ein Signal gegen den Vietnamkrieg zu setzen. Eine solche öffentliche Erwartungshaltung kam verstärkt auch 2014 auf vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine, in Syrien, im Irak und im Gaza-Streifen. Trotzdem wurde er verliehen, und zwar an Kailash Satyarthi und die erst 17-jährige Malala Yousafzai für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen und für das Recht aller Kinder auf Bildung.
Anders stellte sich der Verzicht auf eine Verleihung im Jahr 1948 dar. Mahatma Gandhi gehörte damals zu den Nominierten, wurde aber kurz vor Ende der Nominierungsfrist am 30. Januar 1948 ermordet. Das Nobelpreiskomitee zog eine posthume Auszeichnung in Betracht, die anderen Nobel-Institutionen vertraten allerdings die Auffassung, dass eine posthume Ehrung nur möglich sei, wenn der Preisträger erst nach seiner Bekanntgabe verstirbt. Eine weitere Schwierigkeit war, dass Ghandi keine Nachfolgeorganisation für das Preisgeld hinterlassen hatte, und so entschied sich das Komitee schließlich dazu, im Jahr 1948 auf eine Vergabe zu verzichten mit der Begründung, es habe keinen geeigneten Kandidaten gegeben. Mahatma Ghandi zählt somit zu den international prominentesten Beispielen, die nie mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden. Nominiert wurde er insgesamt zwölf Mal.
Wer sind die bekanntesten Preisträger vom Friedensnobelpreis?
Die ersten Nobelpreisträger waren Henry Dunant, Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, und Frédéric Passy, Gründer der "Internationalen Friedensliga".
Zu den prominentesten Friedensnobelpreisträgern der jüngeren Vergangenheit zählt Barack Obama. Der ehemalige Präsident der USA erhielt die Medaille 2009 noch im ersten Jahr seiner Präsidentschaft, weshalb die Verleihung überraschend war. Auch im Nachhinein gab es Kritiker, weil Obama in seiner Amtszeit weder Konflikte gelöst noch verhindert hätte.
Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter erhielt den Preis 2002 weit nach seiner Präsidentschaft, der ehemalige Vizepräsident Al Gore 2007 für seine Aufklärungsarbeit zum Klimawandel. Woodrow Wilson erhielt wiederum den Preis 1919 noch als US-Präsident für seine Vermittlung zur Beendigung des Ersten Weltkriegs.
Ebenfalls im Amt als Staats- oder Regierungschef erhielten unter anderem Michail Gorbatschow (1990) und Bundeskanzler Willy Brandt (1971) den Friedensnobelpreis. Vor Brandt gab es drei weitere deutsche Preisträger: Gustav Stresemann (1926), Ludwig Quidde (1927) und Carl von Ossietzky (1936). Im Amt als Präsident von Südkorea erhielt Kim Dae-jung 2000 den Nobelpreis für seine Bemühungen um die Verständigung mit Nordkorea.
Weitere, noch heute sehr bekannte Nobelpreisträger sind Albert Schweitzer (1952), Martin Luther King (1964), Mutter Teresa (1979), der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso (1989) und Nelson Mandela (1993). Die Europäische Union erhielt den Friedensnobelpreis 2012.
Welche Frauen haben den Friedensnobelpreis erhalten?
Nur 17 Frauen wurden bis zum Jahr 2020 ausgezeichnet. Die wohl bekannteste Friedensnobelpreisträgerin ist Mutter Teresa, die den Preis 1979 erhielt. Als jüngster Preisträger überhaupt erhielt die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai den Preis 1997 im Alter von 17 Jahren. Ebenfalls im Alter von 17 Jahren wurde Greta Thunberg für den Preis 2020 nominiert, aber nicht ausgezeichnet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde bereits mehrfach als Preisträgerin gehandelt.
Im Jahr 2011 wurden gleich drei Frauen geehrt: Ellen Johnson Sirleaf und Leymah Gbowee aus Liberia sowie Tawakkol Karman aus dem Jemen für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit und Rechte von Frauen.
Weitere bekannte Preisträgerinnen des Nobelpreises sind die Freiheitskämpferin Aung San Suu Kyi aus Myanmar (1991) oder Bertha von Suttner (1905). Die Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF) wurde zweimal stellvertretend durch ihre Präsidentinnen Jane Addams (1931) und Emily Greene Balch (1946) ausgezeichnet.
Hier finden Sie alle Friedensnobelpreisträger seit 1990.
Weitere Infos zu den anderen Nobelpreisen finden Sie hier:
Wirtschaftsnobelpreis
Nobelpreis für Physik
Ig-Nobelpreise
Nobelpreis für Chemie
Nobelpreis für Literatur
Nobelpreis für Medizin