Wer hat den Wirtschaftsnobelpreis gestiftet?
Der Preis geht auf den schwedischen Unternehmer Alfred Nobel (21. Oktober 1833 bis 10. Dezember 1896) zurück. Sein Vermögen machte er mit der Produktion von Sprengstoff. 1867 erfand Nobel das Dynamit, ließ es patentieren und wurde zu einem der reichsten Menschen seiner Zeit. In einem Testament verfügte er, dass ein Großteil seines Vermögens in eine Stiftung überführt werden soll. Mit den Erträgen sollen jedes Jahr Menschen ausgezeichnet werden, die – wie es im Testament heißt – „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“.
Was ist der Nobelpreis?
Alfred Nobel verfügte eine Aufteilung der Zinsen aus dem Stiftungsvermögen in fünf gleiche Teile, die als Preise an verdiente Persönlichkeiten in fünf Kategorien gehen sollen. Die Zuteilung solle „nicht an irgendeiner Nationalität festgemacht“ werden, heißt es im Testament. So gibt es nun den
Die ersten vier werden am Todestag von Alfred Nobel, also am 10. Dezember, in Stockholm verliehen, der Friedensnobelpreis hingegen in Oslo. Das hatte Nobel so verfügt. Bis 1905 waren Schweden und Norwegen vereinigt. Die Auswahl der Preisträger nehmen Komitees und Jurys verschiedener schwedischer Akademien vor. Die Preisträger des Friedensnobelpreises werden von einem Komitee des norwegischen Parlaments ausgewählt. Die Nobel-Stiftung verwaltet das Vermögen. Das Preisgeld beträgt in jeder Kategorie aktuell zehn Millionen Schwedische Kronen, also rund 980 000 Euro. Sie verteilen sich auf die Geehrten.
Wie ist der Wirtschaftsnobelpreis entstanden?
Bei den Kategorien fällt auf, dass sich darunter kein Wirtschaftsnobelpreis findet. Den hatte Alfred Nobel in seinem Testament gar nicht vorgesehen. Der Preis wurde erst 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet. Anlass war der 300. Geburtstag der Bank. Das Preisgeld wird also nicht aus Alfred Nobels Stiftungsvermögen generiert.
Was ist der Wirtschaftsnobelpreis?
Das Konzept entspricht dem der anderen Nobelpreise. Auch der Wirtschaftsnobelpreis soll jährlich Menschen auszeichnen, die Herausragendes geleistet haben, in dem Falle in der Wirtschaftswissenschaft. Für die Nominierung der Kandidaten, den Beschluss und die Vergabe des Preises sollen die gleichen Richtlinien gelten wie bei den klassischen Nobelpreisen.
Allerdings werden die Namen der Geehrten zwar im Verzeichnis der Nobelpreisträger aufgeführt, aber nur in einem Anhang. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften entscheidet, wer die Kandidaten nominieren kann. Dazu zählen neben Mitgliedern der Akademie auch frühere Preisträger, Ökonomen aus den skandinavischen Ländern und weitere Wissenschaftler.
Warum wurde der Wirtschaftsnobelpreis kritisiert?
Aus verschiedenen Gründen ist der Preis umstritten. Unterschiedliche Ansichten gab es zum Beispiel Innerhalb der Familie Nobel. Alfred Nobel selbst habe die Wirtschaftswissenschaften kritisch gesehen. Vier Urenkel seines Bruders Ludvig, veröffentlichten 2001 Briefe von Alfred Nobel. In einem heißt es: „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“ Auch Peter Nobel, ein Urgroßneffe von Alfred Nobel, der sich für Menschenrechte einsetzt, betont, sein Vorfahr habe diese Auszeichnung nie gewollt. Auf der anderen Seite sagte Marta Helena Nobel-Oleinikoff, eine Nichte des Stifters, er selbst habe dem Preis zugestimmt unter der Bedingung, dass sich der offizielle Name unterscheidet.
Kritik wird zudem an Preisträgern geübt, zum Beispiel an dem US-Ökonomen Milton Friedman. Er zählte zu den führenden Vertretern des Monetarismus. 1976 erhielt er den Preis für seine Arbeiten zu dem Thema, zum Beispiel zur Konsumanalyse, Geldgeschichte und Geldtheorie. Marktliberale Politiker beziehen sich häufig auf den Monetarismus, der staatliche Eingriffe ablehnt, also zum Beispiel antizyklische Maßnahmen der Wirtschaftspolitik zur Steuerung der Konjunktur. Als Gegenpol gilt der Keynesianismus. Er fordert staatliches Handeln, wenn die Konjunktur erlahmt. Gegner der Theorie kritisierten die Preisverleihung daher als einseitig und warfen Friedman zudem eine Nähe zum Pinochet-Regime in Chile vor.
Wer sind die bekanntesten Preisträger des Wirtschaftsnobelpreises?
Friedman ist ein Beispiel dafür, dass der Wirtschaftsnobelpreis an Ökonomen geht, die eine große Wirkung auf die Wirtschaftswissenschaft und darüber hinaus auf Politik und Gesellschaft haben. Die Liste der Ökonomen, die den Preis erhielten, liest sich wie ein Who-is-who der Wirtschaftswissenschaft. Kein Wunder: In der Zunft hat die Auszeichnung eine ähnlich hohe Reputation wie der klassische Nobelpreis. Vor allem US-Forscher erhielten bislang die Auszeichnung. Die Übermacht spiegelt die Wirtschaftsmacht der Vereinigten Staaten.
Seit 1969 wurde der Wirtschaftsnobelpreis an 86 Ökonomen verliehen. Die folgende Auflistung zeigt Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sowie weitere, die große Beachtung fanden.
2020: Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson
Die beiden US-Ökonomen erhielten die Auszeichnung „für Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindungen neuer Auktionsformate“. Klingt sehr speziell, aber die Jury ging davon aus, dass von den Forschungsarbeiten weltweit Verkäufer, Käufer und Steuerzahler profitieren würden. „Auktionen sind überall und berühren unseren Alltag“, heißt es in der Begründung. Beide Ökonomen lehren und forschen an der Stanford University in Kalifornien. Wilson hatte Mathematik an der Harvard University studiert und die Auktionstheorie um neue Ergebnisse aus der Spieltheorie bereichert. Bekannt wurde Wilson durch Standards, die er für die Versteigerung von Telekommunikationsfrequenzen gesetzt hatte. Auch Milgrom hat sich mit der Spieltheorie beschäftigt und daraus Erkenntnisse für das Spezialgebiet der Auktionstheorie abgeleitet. Außerdem ist er selbst wirtschaftlich aktiv und hat mehrere Unternehmen mit gegründet.
2019: Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer
Aus drei ganz unterschiedlichen Ländern stammen die Preisträger des 2019 verliehenen Wirtschaftsnobelpreises. Das Thema ihrer Forschungen ist global. Die drei Ökonomen wurden ausgezeichnet „für ihren experimentellen Ansatz zur Bekämpfung der weltweiten Armut“. Banerjee wurde in Mumbai/Indien geboren, Esther Duflo in Paris und Kremer in New York. Alle drei waren zur Zeit der Preisverleihung indes an renommierten Instituten in den Vereinigten Staaten tätig (Banerjee und Duflo: Massachusetts Institute of Technology, MIT, Cambridge, Kremer: Harvard University, Cambridge). Duflo und Banerjee sind verheiratet und beschäftigen sich schon lange mit Fragen, wie Armut überwunden werden kann und warum die klassische Entwicklungshilfe bislang vergleichsweise wenig bewirken konnte. Kremer befasst sich unter anderem mit Bildungssystemen in Entwicklungsländern, Zusammenhängen von Bevölkerungswachstum und technologischem Wandel oder auch mit Bildungs- und Gesundheitsthemen.
2018: William D. Nordhaus und Paul Romer
Neben Armut zählen der Klimawandel und die technologische Revolution zu den globalen Themen, die auch die Wirtschaftswissenschaft beschäftigen. Ökonomen versuchen, Phänomene und Lösungsansätze wissenschaftlich zu fundieren. 2018 fielen die Arbeiten zweier US-Ökonomen auf, die mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt wurden. William D. Nordhaus erhielt die Auszeichnung „für die Integration des Klimawandels in langfristige makroökonomische Analysen“, und Paul Romer bekam den Nobelpreis „für die Integration technischer Innovationen in langfristige makroökonomische Analysen“. Nordhaus lehrt an der Yale University. Er befasst sich mit der Frage, wie Treibhausgase am effizientesten reduziert werden können. Effektiv sei ein weltweites Steuersystem. Außerdem berechnete der US-Ökonom in Modellen die langfristigen Kosten fossiler Energieträger. In die Kosten müsse man auch die Folgen der Umweltzerstörung und des Klimawandels einkalkulieren. Romer forscht an der Stern School of Business der New York University. Der Wissenschaftler zeigte, welchen Einfluss Innovationen auf das langfristige Wachstum der Wirtschaft eines Landes haben.
2009: Elinor Ostrom – die erste Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhält
Im Jahr 2009 sorgte die Preisverleihung für eine Sensation: Die Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom aus den Vereinigten Staaten erhielt als erste Frau den begehrten Preis. Sie wurde ausgezeichnet „für ihre Analyse ökonomischen Handelns im Bereich Gemeinschaftsgüter“. Ostrom hatte sich schon einen guten Ruf in der Umweltökonomie erarbeitet. Zu den Gemeinschaftsgütern gehören zum Beispiel Fischgründe oder Weideland. Die Wissenschaftlerin habe gezeigt, „wie gemeinschaftliches Eigentum von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden kann“, teilte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften zur Würdigung mit.
1998: Amartya Sen – erstmals indischer Ökonom ausgezeichnet
Schon zuvor, im Jahr 1998, beschritt das Auswahlkomitee neue Wege. Zum ersten Mal zeichnete die Akademie einen Wissenschaftler aus dem aufstrebenden Land Indien aus. Sen erhielt den begehrten Preis „für seine grundlegenden theoretischen Beiträge zur Wohlfahrtsökonomie, unter anderem in Entwicklungsländern“. Der Ökonom analysierte gesellschaftliche und wirtschaftliche Ursachen für Versorgungskrisen. Bekannt wurde er über wissenschaftliche Kreise hinaus auch für einen Index der menschlichen Entwicklung. Er erfasst zum Beispiel die Lebenserwartung bei der Geburt, das Bildungsniveau sowie das Pro-Kopf-Einkommen. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen veröffentlicht jährlich eine Aktualisierung. Ein weiterer nach ihm benannter Index misst Armutskriterien aus Daten zur Häufigkeit und dem Ausmaß der Armutsgefährdung und der Einkommensverteilung.
Viele weitere Wissenschaftler wären zu nennen, die weit über ihr Forschungsgebiet bekannt wurden. Zum Beispiel Harry Markowitz aus den Vereinigten Staaten. Er wurde 1990 „für seine Entwicklung der Theorie der Portfolio-Auswahl“ geehrt. Seine Portfolio-Theorie ist Vermögensverwaltern und Geldanlageberatern und deren Kunden ein Begriff. Die Ehrungen zeigen wie auch alle anderen Nobelpreise: Hier werden Menschen für Arbeiten ausgezeichnet, die große Wirkung auf Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben.
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