Erlaubnis der Stadt RB Leipzig darf gegen Mainz offenbar vor Zuschauern spielen

Düsseldorf · Die Zeit der Geisterspiele scheint langsam vorbeizugehen. Schon zum Bundesliga-Auftakt darf RB Leipzig gegen Mainz 05 vor Fans spielen. Der Verein bestätigte am Dienstag übereinstimmende Medienberichte. Demnach dürfen 8400 Zuschauer in die Red-Bull-Arena.

Leipzigs Yussuf Poulsen.

Leipzigs Yussuf Poulsen.

Foto: dpa/Jan Woitas

RB Leipzig darf vor mehreren Tausend Fans in die neue Saison der Fußball-Bundesliga starten. Nach Informationen von dpa, des Sportinformationsdienstes und des „Kickers“ werden zum Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05 am 20. September etwa 8400 Zuschauer zugelassen. Das entspricht 20 Prozent des Fassungsvermögens der Red Bull Arena. Zuerst hatte die „Bild“ darüber berichtet. Der Verein bestätigte die Berichte am Dienstag.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir mit dieser Entscheidung einen Schritt hin zu mehr Normalität gehen können. Unser Dank gilt der DFL, der sächsischen Landesregierung, den Gesundheitsbehörden und der Stadt Leipzig für die gemeinsame Abstimmung des Hygienekonzeptes", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.

Die Karten für das Spiel werden unter Dauerkarten-Inhabern verlost und nicht in den freien Verkauf kommen. Wer ein Ticket möchte, muss seinen Wohnsitz zudem in Sachsen haben. Die Genehmigung der Gesundheitsbehörde ist allerdings abhängig vom Infektionsgeschehen in Leipzig und kann bei negativer Entwicklung wieder entzogen werden. RB hatte dem Gesundheitsamt bereits vor Wochen ein Hygienekonzept vorgelegt, das von der Behörde genehmigt worden war. Damals hatte man auf knapp 20.000 Fans gehofft.

„Wir wollen mit dieser Genehmigung ein Stück Normalität wagen. Wir sind uns bewusst, dass die Pandemie noch lange nicht besiegt ist. Aber dort wo es geht, muss Menschen – unter strengen Auflagen – auch erlaubt sein, ihren Alltag zurückzubekommen“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung. Bedingung ist unter anderem eine Maskenpflicht für die Zuschauer sowie strenge Abstandsregeln. Diese werden unter anderem mit einer Cluster-Bildung der Zuschauer erreicht, bei der zwischen kleinen Zuschauergruppen ausreichend Platz gelassen werden muss.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Zulassung von 8500 Fans als „unsportlich und epidemiologisch falsch“. Am Beginn der zweiten Corona-Welle sende diese Entscheidung „das völlig falsche Signal, die Gefahr der Pandemie sei gebannt“, schrieb der Bundestagsabgeordnete am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Darüber hinaus seien andere Vereine ohne entsprechende Genehmigung im Nachteil.

Wie die Regelung in der Bundesliga und der 2. Liga endgültig aussehen soll, ist allerdings noch offen. Rund eine Woche vor dem Saisonstart am 18. September werden sich die 36 Klubchefs bei der Versammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Donnerstag austauschen. Neben Leipzig planen weitere Vereine intensiv eine Zuschauer-Rückkehr je nach den regionalen Verordnungen. Bekannt sind die Vorhaben von RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, dem VfL Wolfsburg, Hertha BSC, Union Berlin und dem VfL Osnabrück.

Am vergangenen Donnerstag hatten der Bund und die Länder beschlossen, bis mindestens Ende Oktober keine Zuschauer im Profisport zu erlauben. Großveranstaltungen, bei denen die Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregeln nicht möglich sind, bleiben sogar mindestens bis Jahresende untersagt. „Beim Fußball ist es nicht sinnvoll, jetzt im September mit Zuschauern zu starten“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach dem Bund-Länder-Gipfel. Für ihn sei die Rückkehr der Fans „bei steigenden Infektionszahlen ein falsches Signal“. Auch in Nordrhein-Westfalen will die Landesregierung mit Spielen vor Fans warten, bis das Konzept der Staatskanzleien vorliegt.

Borussias Geschäftsführer Schippers begrüßt Teilzulassung

Ob ein Plan wie der Leipziger von der Mehrheit der Profiklubs unterstützt wird, ist offen. Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers begrüßte die Teilzulassung von Zuschauern beim Ligarivalen RB. „Sollten nun in Leipzig wieder Fußballspiele vor Publikum stattfinden können, freut uns das – das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn Fußball ohne Fans ist dauerhaft nicht vorstellbar“, sagte Schippers. „Natürlich hoffen wir, dass wir bei einer entsprechend niedrigen Infektionsrate und unter Vermeidung vongesundheitlichen Risiken auch im Borussia-Park auch bald wieder einevergleichbare Zahl von Zuschauern begrüßen dürfen. Das Konzept für einenmöglichen Restart 2 für mehr als 300 Zuschauer im Borussia-Park ist abgestimmt worden.“

Auch Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erhofft sich eine Signalwirkung. „Solange wir mit der Zuschauerzahl im einstelligen Tausenderbereich bleiben, ist das im Freiluftbereich aus meiner Sicht kein großes Risiko“, sagte er der „WAZ“. Leipzig verschaffe sich „natürlich einen kleinen Wettbewerbsvorteil. Aber den muss man in Kauf nehmen, wenn man möchte, dass sich - immer auf Basis des jeweiligen Infektionsgeschehens und eines durchdachten, verantwortungsbewussten Konzeptes - etwas bewegt.“

Bei den Fußballvereinen in NRW hält er Watzke eine Rückkehr nach Leipziger Vorbild für möglich. „Dazu müsste zunächst ein entsprechendes Signal der Landesregierung kommen“, betonte Watzke: „Aber die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW geht immer weiter zurück. Aktuell liegt sie bei 9. Fast alle anderen Werte sinken ebenfalls. Ich finde, dass eine Teilzulassung von Zuschauern deutlich früher als erst im November möglich wäre.“

Zweitligiste Fortuna Düsseldorf teilte mit: „Wir sind weiter im engen Austausch mit dem Amt. Gesundheit geht vor. Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran, zum Zeitpunkt „x“ möglichst vielen Fans den Zugang zu unseren Spielen zu ermöglichen.“

Der Wolfsburger Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke warnte derweil vor Wettbewerbsverzerrungen. „Es ist schon ein Unterschied, ob ein Verein 10.000 oder 15.000 Zuschauer im Stadion hat und andere Klubs 500. Dann ist eine Wettbewerbsgleichheit nicht mehr so gegeben“, sagte Schmadtke dem „Sportbuzzer“. Daher sei es wichtig, „darüber mit der DFL im Verbund“ zu sprechen: „Wir reden immer davon, dass der Wettbewerb geschützt werden muss.“

(dpa/sid/kk/old)
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