Yann Sommers Bayern-Debüt Ein Reklamier-Arm und viele Gladbach-Bezüge
Leipzig/Mönchengladbach · Yann Sommers Debüt bei den Bayern brachte ein Unentschieden gegen RB Leipzig. Wie Borussias Ex-Torwart mit dem 1:1 zufrieden war und warum es einige Kreise gab, die sich an diesem Abend schlossen.
Das ist Yann Sommer
Da stand er nun, der gute Yann Sommer, und unter seinem Namen war auf dem Fernseh-Bildschirm eingeblendet, was sich für viele Gladbach-Fans extrem komisch anfühlte: „Torwart FC Bayern München“. Achteinhalb Jahren gab es, wenn Sommer wie jetzt zum TV-Interview antrat, das Etikett „Borussia Mönchengladbach“. Doch Sommer spielt jetzt für die Bayern, im türkisgrünen Torwarttrikot mit dem Namen Condivo 22 debütierte er beim 1:1 des Rekordmeisters im Topspiel bei RB Leipzig. Es war ein Start mit vielen Borussia-Bezügen.
Allein personell. Auf der Gegenseite stand in Janis Blaswich ein weiterer Ex-Borusse im Tor, an der Seitenlinie RB-Trainer Marco Rose, früher Gladbach, auf der Tribüne saß RB-Manager Max Eberl, dito. Es war, als habe Sommer ein paar alte Kollegen zur Abschiedsfeier eingeladen. Die erste Ballberührung hatte er nach 37 Sekunden, als er einen Pass abfing von Dominik Szoboszlai. Der Ungar war mal ein Thema in Gladbach. Dass der Sat1-Moderator des Spiels, Matthias Opdenhövel, bekennender Gladbach-Fan ist und früher Stadionsprecher Borussias war, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
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Sommer machte, das bestätigte sein neuer Trainer Julian Nagelsmann ebenso wie Ex-Nationaltorwart René Adler, der Experte des übertragenden Senders Sat1 war, eine gute Figur beim Beginn seiner neuen „Challenge“ (Sommer). „Er wirkt sehr sicher und fokussiert, beschränkt sich auf die einfachen Dinge“, resümierte Adler. Sommer hatte 48 Ballkontakte, spielte 37 Pässe, von denen 31 ankamen. Einige hohe Bälle fischte er sicher weg. Besondere Paraden musste er nicht zeigen.
Beim Gegentor war Sommer machtlos – und sorgte für eine Debatte am Rande. Denn er reckte danach den Arm hoch, viele Fans und Experten machten da den „Manuel-Neuer-Reklamier-Arm“ aus. „In dem Moment habe ich gehofft, dass der Schiedsrichter auf Foul entscheidet. Deshalb der Arm“, erklärte Sommer, der vor dem Spiel mit seinem Konkurrenten Sven Ulreich abklatschte und nach dem Schlusspfiff von Nagelsmann geherzt wurde.
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Sommer war mit seinem Bayern-Erstling zufrieden. „Es hat Spaß gemacht. Ich fand, das war heute schon ziemlich gut. Man merkt, dass die Abläufe nicht ganz perfekt sind. Man weiß manchmal nicht genau, wie die Spieler laufen. Man ist achteinhalb Jahre eine andere Mannschaft gewohnt. Es ist wichtig, dass wir uns das im Training erarbeiten. Dass sie wissen, wie ich spiele, was mein Stil ist und dass ich weiß, wie sie laufen, ihre Bewegungen und Positionen kenne", sagte Sommer, der vor seinem Debüt nur einmal mit den Bayern trainierte.
Eine Diskussion holt ihn derweil in München wieder ein: die ewige um seine Größe von 183 Zentimetern. In Gladbach hatte er das Thema total weggewischt, nun in München „verkleinert“ sich der Bayern-Torwart um zehn Zentimeter, schließlich ist Neuer 1,93 Zentimeter lang. „Muss jeder Torwart 1,90 Meter groß sein?“, fragte aber Ex-Weltklasse-Keeper und nun Bayern-Boss Oliver Kahn zuletzt in einer Dokumentation bei „Sky“. „Das kann man kompensieren als Torhüter mit einer exzellenten Sprungkraft“, stellte er mit Blick auf Sommer klar.
Jonas Omlin im Schneetreiben erstmals für Borussia auf dem Platz
Für den neuen Bayern-Torwart waren die vergangenen Tage turbulent wegen des Wechseldramas. „Ich hab mich ein bisschen abgeschottet. Es wurde echt viel. Die Familie wird ja auch ein bisschen mit einbezogen. Aber das ist das Fußball-Business", sagte Sommer. Ein Lob gab es für die Borussen. „Was ich sehr geschätzt habe, waren die Gespräche, die der Klub mit mir geführt hat", sagte Sommer. Er ist mit seiner Frau Alina und den beiden Töchtern nun in München. „Jetzt werde ich mich langsam einleben“, sagte Sommer.
Ganz so viel Zeit bleibt in der ersten Woche nicht, am Dienstag steht das Heimdebüt an. Seine letzten Spiele in der Allianz-Arena liefen gut. Im Januar 2022 gewann er mit Gladbach 2:1, im August 2022 stellte er mit 19 Paraden einen Bundesligarekord beim 1:1 auf. Die Gegner-Motivation bringt er aus dem alten Job in Gladbach mit: Borussias Erzrivale, der 1. FC Köln, kommt. Gegen den absolvierte Sommer im Oktober sein letztes Heimspiel für Gladbach beim 5:2-Sieg.
Sommer trägt nach 13 Jahren mit der Nummer 1 beim FC Basel und Borussia nun die 27. Die war frei, zuletzt gehörte sie David Alaba, der dann zu Real Madrid ging. Vielleicht ein gutes Omen für Sommer für den Fall, dass Manuel Neuer schnell gesund und in Standard-Form zurückkehrt. Dann, sagte Nagelsmann, sei Neuer weiter die Nummer eins beim FC Bayern. „Das ist offen besprochen“, versicherte Sommer. Er kann, das ist zu lesen, sich dem Konkurrenzkampf stellen oder die Bayern im Sommer schon wieder verlassen. Ein anderer, der bei den Bayern die 27 trug, war Berkant Göktan. Der war 1999 für ein halbes Jahr von den Bayern an Borussia ausgeliehen. Überall Kreise, die sich schließen.
Bei Sommers Ex-Verein hat Nachfolger Jonas Omlin Sommers zurückgelassene Nummer bekommen, die 1. Die wird er am Sonntag um 17.30 Uhr gegen Bayer Leverkusen erstmals offiziell tragen. Wie Sommer wird er ein Blitz-Debüt hinlegen, jedoch nach immerhin zwei Trainingseinheiten mit den neuen Kollegen. „Es spricht nichts dagegen“, sagte Borussias Trainer Daniel Farke.
