Möglich macht das der auslaufende Vertrag des Armeniers, der 2018 aus der Jugend von Borussia Dortmund nach München wechselte. Zuvor war er fünf Jahre lang bei Hannover 96 aktiv. Geboren ist Ranos in der niedersächsischen Kleinstadt Gehrden, die nur wenige Kilometer von Hannover entfernt liegt. „Grant-Leon ist ein sehr interessanter und talentierter Spieler, der im Sturmzentrum, aber auch im offensiven Mittelfeld einsetzbar ist“, wird Sportdirektor Roland Virkus in einer Mitteilung des Klubs zitiert. „Er hat eine sehr starke Saison in der Regionalliga gespielt und will sich bei uns für höhere Aufgaben empfehlen. Dabei werden wir ihn unterstützen.“

Ranos selbst sagt: „Ich freue mich unglaublich, Teil dieses großen Klubs zu werden. Das ist für mich ein großer Schritt in meiner Karriere, den ich voll motiviert und engagiert angehen werde. Roland Virkus hat sich sehr um mich bemüht und mich so absolut vom Borussia-Weg überzeugt. Dieses Vertrauen will ich zurückgeben, mich im Training und bei den Spielen zeigen, Gas geben und schnell meinen Platz in der Mannschaft finden.“

In der vergangenen Saison debütierte der 1,80 Meter große Angreifer noch als U19-Spieler bei der Zweitvertretung der Bayern. In seinem letzten Jahr in der A-Jugend erzielte er in 17 Spielen elf Tore, hinzu kamen sechs Assists. Am Ende der Saison kam er zudem auf neun Regionalliga-Einsätze, da traf er dreimal und bereitete fünf weitere Tore vor.

An diese Quote knüpfte er in der aktuellen Saison an: In 34 Spielen brachte er es auf 32 Torbeteiligungen (20 Treffer, zwölf Vorlagen). Damit zog Ranos nach unseren Informationen bereits im Winter die Aufmerksamkeit anderer Klubs auf sich, letztlich entschied sich der Torjäger allerdings für einen Verbleib bei den Bayern – um nun im Sommer den nächsten Schritt zu gehen.

Bei Borussia ist Ranos nach Mittelfeldspieler Julian Weigl, der nach seiner Leihe fest verpflichtet wurde, und Linksverteidiger Lukas Ullrich, der von Hertha BSC kommt, der dritte Zugang. Ranos gilt als flexibler Stürmer, der sowohl im Zentrum als auch über die Außenbahnen spielen kann. In der Regionalliga hat er seine Gegenspieler vor allem mit seinem Tempo und seinen Qualitäten im Eins-gegen-Eins vor Herausforderungen gestellt, durch seinen zuverlässigen Abschluss ließ er nur selten Großchancen liegen. Dass in ihm noch reichlich Potenzial steckt, zeigte er bei seinem Debüt für Armeniens A-Nationalmannschaft im März: Dort erzielte er im Freundschaftsspiel gegen Zypern beim 2:2 beide Tore.

Wie gut und schnell sich der Rechtsfuß tatsächlich in Borussias Bundesliga-Kader beweisen kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Die Perspektive, schneller Chancen auf Einsätze bei den Profis zu kommen als in München, dürfte ein entscheidendes Kriterium bei seiner Entscheidung pro Gladbach gewesen sein.

Borussias Manager Roland Virkus hat angekündigt, dass die Stürmersuche nach dem Weigl-Transfer oberste Priorität hat wegen des Abgangs von Marcus Thuram, der Gladbach ablösefrei verlassen wird. In Ranos hat Virkus nun den ersten Offensiven gefunden.

Doch Ranos ist aufgrund seines Alters und seiner mangelnden Erfahrung auf hohem Niveau als Spieler für die zweite Reihe geplant und nicht der Angreifer, der Marcus Thuram ersetzen soll. Zudem dürften Spieler wie Alassane Plea oder Nathan Ngoumou in der Hierarchie zunächst vor ihm stehen. Ranos hat Projekt-Charakter. Er steht in Borussias Drei-Säulen-Modell für die Sparte „externe Toptalente“, bringt zudem eine Jugendlichkeit mit, die Teil des Kader-Umbruchs im Sommer sein soll.

Was Ranos in diesem Jahr für Bayerns Amateure war, war Semir Telalovic für Borussias U23. Der 23-Jährige kommt in 30 Pflichtspielen auf 28 Torbeteiligungen (15 Treffer, 13 Vorlagen) und möchte in der kommenden Saison ebenfalls den Sprung in eine höhere Liga wagen. Dass er das bei einem anderen Klub tun wird, ist durch den Transfer von Ranos nur noch wahrscheinlicher geworden.

Nach Thomas Kastenmeier, Michael Sternkopf, Marcel Witeczek und Berkant Göktan, die alle zwischen 1990 und 1999 von Bayern nach Gladbach kamen, ist Ranos erst der fünfte Spieler, der von der Säbener Straße an den Niederrhein wechselt.