Final-Teilnahmen 1973 Jubiläum für Borussias kuriosen Endspiel-Dreierpack

Mönchengladbach · Vor 50 Jahren stand Borussia in den Finalspielen um den Uefa-Cup, den Liga- und den DFB-Pokal. Doch nur eine dieser Titelchancen konnte sie nutzen. Das erste Endspiel wurde durch sintflutartige Regenfälle geprägt, mit denen ein kurioser Saisonendspurt eröffnet wurde.

Eine Szene aus dem Hinspiel des Uefa-Cup-Endspiels 1973: Liverpools Kevin Keegan (l.) zieht ab, Günter Netzer versucht zu blocken. Die Engländer gewinnen 3:0 – ein großer Schritt Richtung Titel.

Eine Szene aus dem Hinspiel des Uefa-Cup-Endspiels 1973: Liverpools Kevin Keegan (l.) zieht ab, Günter Netzer versucht zu blocken. Die Engländer gewinnen 3:0 – ein großer Schritt Richtung Titel.

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Es war ein bitteres Lob, das Borussia am späten Abend des 23. Mai 1973 vom Gegner erhielt. „So wie Borussia stürmt niemand sonst in Europa“, sagte Bill Shankly, Trainer des FC Liverpool, der vor 50 Jahren trotz einer 0:2-Niederlage am Bökelberg erstmals den Uefa-Cup gewann. Der Sieg der Gladbacher reichte nicht, um die 0:3-Niederlage zwei Wochen zuvor an der Anfield Road noch aufzuholen. Die Borussen scheiterten in ihrem ersten Europapokalfinale trotz einer starken Aufholjagd knapp an den aufstrebenden Briten, auf die Gladbach in der Folge noch häufiger im Europapokal treffen sollte.

Für Borussia war damit eine von drei Titelchancen im Saisonendspurt 1973 vertan – indes war in dieser Rechnung die Meisterschaft gar nicht mit einbezogen. Da sprachen die Gladbacher damals kein Wörtchen mit, in der Liga belegten sie letztlich nur den fünften Rang. „Jetzt nur noch Jagd auf die Pokale“, schrieb die Rheinische Post angesichts des Endspiel-Hattricks, den Borussia mit einer weiteren Kuriosität am 9. Mai 1973 eröffnete.

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Denn das Hinspiel im Uefa-Cup beim FC Liverpool musste nach 28 Minuten aufgrund sintflutartiger Regenfälle vom österreichischen Schiedsrichter Erich Linemayr abgebrochen werden. Bis dahin hatte Gladbach Paroli geboten und ein 0:0 gehalten. Als die Neuauflage am Tag danach eine halbe Stunde alt war, stand es bereits 2:0 für die Gastgeber. „Dass das erste Spiel abgebrochen werden musste, war ein absolutes Glück für Liverpool. Wir waren in bester Verfassung und hatten das Spiel im Griff. Ich bin mir sicher, dass wir ein tolles Ergebnis erzielt hätten“, erinnerte sich später einmal Günter Netzer.

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Auf Borussias Spielmacher kam im Rückspiel eine besondere Rolle zu. Trainer Hennes Weisweiler ließ seinen Regisseur als vorgezogenen Libero vor der Abwehr spielen. Ein Schachzug, der seine Wirkung nicht verfehlte. Borussia bestürmte das englische Tor und kam kurz vor der Pause durch einen Doppelpack von Jupp Heynckes auch zur 2:0-Führung. Doch nach dem Wechsel wollte bei allem Sturm und Drang kein dritter Treffer mehr gelingen.

Die Wasserpfützen auf dem Spielfeld in Anfield waren den Borussen zum Verhängnis geworden. Eine weitere kuriose Geschichte, die der Klub nach dem Elfmeter-Drama von Everton, dem Büchsenwurf gegen Inter Mailand und dem Pfostenbruch gegen Werder Bremen zu Beginn der 70er Jahre schrieb. Und Gladbach sollte im Frühsommer 1973 noch nachlegen. Zunächst stand jedoch eine einmalige Gelegenheit auf dem Programm.

Denn Borussia hatte es auch in das Finale des Ligapokals geschafft, den der DFB angesichts des späten Saisonstarts 1972/73 – bedingt durch die Olympischen Sommerspiele in München – installiert hatte, um den Klubs in der langen Sommerpause 1972 Wettbewerbsspiele zu ermöglichen. Damals spielte sich Gladbach erfolgreich durch seine Gruppenphase, im Verlauf der Saison schaltete sie in den K.o.-Spielen auch Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt aus. Im Endspiel wartete dann der Hamburger SV, der vor heimischer Kulisse aber deutlich die Oberhand behielt: Vor 30.000 Zuschauern gewann der HSV 4:0, für Borussia war damit der zweite Titel futsch.

Doch es blieb noch der DFB-Pokal, in dessen Finale die Borussen dieser speziellen Saison die Krönung aufsetzten. Das ist allerdings eine andere Geschichte und wird am 23. Juni – genau einen Monat nach dem Jahrestag des Uefa-Cup-Finalrückspiels gegen Liverpool – wieder erzählt werden. Dann feiert Netzers Selbsteinwechslung ihr 50-Jähriges.

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