Borussias Eberl verurteilt rassistische Kommentare „Diese Leute sollen ihre Mitgliedschaft kündigen“

Mönchengladbach · Borussia hat mit dem 1. FC Köln, dem BVB und Schalke 04 ein gemeinsames Video gegen Rassismus gemacht. In den sozialen Netzwerken gab es dazu Kommentare, die den Verein „fassungslos“ machten. Sportdirektor Max Eberl betonte am Donnerstag noch einmal, dass man solche Anhänger bei Borussia nicht haben möchte.

Max Eberl hat klare Worte zum Thema Rassismus gefunden.

Max Eberl hat klare Worte zum Thema Rassismus gefunden.

Foto: dpa/Marius Becker

Marcus Thuram hat die gesamte Liga inspiriert. Die Geste des Borussen-Stürmers, der nach seinem Kopfballtor gegen Union Berlin den Kniefall des US-Football-Stars Colin Kaepernick zitierte, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, wurde am vergangenen Wochenende von fast allen Klubs übernommen, um ihre Solidarität mit dem durch Polizeigewalt in den USA getöteten George Floyd zu zeigen.

Borussia selbst legte nach mit einem gemeinsamen Video mit dem 1. FC Köln, Borussia Dortmund und Schalke 04 unter dem Motto: „Im Fußball vereint. #noracism.“ Auch Spieler der anderen beteiligten Klubs hatten die Bundesliga-Bühne für klare Statements gegen Rassismus genutzt.

Was dann passierte, machte Borussia „fassungslos“, wie der Bundesliga-Vierte auf seiner Homepage zugab: Unter dem Video fanden sich reihenweise „rassistische, hetzerische und menschenverachtende Kommentare“, wie es auf der Internetseite des Klubs und in seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken heißt. Die Kommentare wurden umgehend entfernt. „Wir sind dankbar, dass die Mehrzahl unserer Fans versucht, diesen Menschen mit Vernunft und Fakten entgegen zu treten – das gibt uns Hoffnung. Leider gibt es aber auch eine Menge Menschen, die die Menschlichkeit vermissen lassen“, schrieb Borussia.

Borussia Mönchengladbach: Marcus Thuram im Porträt
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Das ist Marcus Thuram

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Foto: Dirk Päffgen

Auch Sportdirektor Max Eberl bezog am Donnerstag klar Stellung zu dem Thema: „Das Video ist herausragend und unterstreicht absolut unsere Meinung zu Rassismus und Ausgrenzung. Der Fußball hat das schon immer gelebt in den Teams, er steht für Integration und Miteinander“, sagte Eberl. Und: „Was da passiert ist, zeigt, wie krank unsere Gesellschaft ist. Wir wollen solche Menschen nicht bei uns haben, diese Leute sollen ihre Mitgliedschaft kündigen und nach Hause gehen, ich will solche Leute in unserem Stadion nicht sehen.“

Borussia kündigte entsprechend an, künftig restriktiv in solchen Fällen vorzugehen. „Diese Rassisten und Hetzer werden wir auf unseren Social-Media-Kanälen zukünftig noch rigoroser sperren. Wir behalten uns vor, jeden Einzelfall nachzuverfolgen, zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten und/oder Hausverbote auszusprechen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, heißt es im Statement des Vereins.

Im Borussia-Park bezieht der Klub seit jeher eindeutig Stellung: „Für Toleranz“, „Für Respekt“ und „Gegen Rassismus“ steht dort auf Tafeln, die am Stadiondach montiert sind. Das sind Werte für die „die Mannschaft, Mitarbeiter, Fans und Freunde von Borussia Mönchengladbach stehen – und das ist keine politische, sondern eine menschliche Einstellung“, heißt es auf der Internetseite des Champions-League-Aspiranten. Auch nach der Aktion von Marcus Thuram hatten sich Trainer Rose, die Mannschaft und er gesamte Klub hinter den Spieler gestellt.

Zudem sind die Gladbacher stolz auf ihre Geschichte, zu der auch die guten Beziehungen zu Israel gehören. 1970 reisten die Gladbacher als erste Sportmannschaft aus Deutschland zu einem Spiel nach Israel, das galt damals als wichtiger diplomatischer Durchbruch zwischen beiden Ländern. Die ARD hat der Geschichte zuletzt eine Dokumentation gewidmet.

2014 wurde Borussia mit dem Zukunftspreis der Israelstiftung „für sein langjähriges, nachhaltiges und über den Sport hinaus wirkendes Engagement zur Völkerverständigung und Versöhnung zwischen Israel und Deutschland“ ausgezeichnet. „Die Freundschaft zu Israel ist ein wichtiger Teil unserer Vereinsgeschichte, auf den wir stolz sind“, sagte Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers dazu unserer Redaktion.

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